Der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (r.) mit dem deutschen Kardinal Friedrich Wetter
Vatikan

Alberto Gasbarri: Der Reisemarschall der Päpste geht in Pension

Rom, 8.2.16 (kath.ch) Bevor der Papst bei seinen Auslandsreisen den Boden des Gastlands betritt, verlässt als erster stets ein hochgewachsener, eleganter Mann das Flugzeug. Der vatikanische Reisemarschall Alberto Gasbarri inspiziert kurz die Lage, bevor das Kirchenoberhaupt die Gangway hinabsteigt und seine Gastgeber begrüsst. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres geht Gasbarri Ende Februar in den Ruhestand. Die Papstreise nächste Woche nach Mexiko soll seine letzte sein.

Johannes Schidelko (KNA)

Seit 34 Jahren kümmert sich der studierte Betriebswirt Gasbarri um die Planung von Papstreisen. Roberto Tucci, seinerzeit Intendant von Radio Vatikan, machte den vielversprechenden jungen Mitarbeiter des Papstsenders 1982 zu seinem Assistenten, als er zusätzlich auch das Amt des päpstlichen Reisemarschalls mitübernehmen musste. Denn Johannes Paul II. wollte noch viele Reisen unternehmen, und nach dem Ausscheiden des umstrittenen Vatikanbank-Chefs Erzbischof Paul Marcinkus, der das Amt zuvor bekleidete, suchte er nach einem geeigneten Nachfolger.

Immer einen «Plan B» in der Tasche

Neben und unter Tucci, der für seine Verdienste später zum Kardinal kreiert wurde, organisierte Gasbarri rund 80 Reisen für den polnischen Papst. Er fuhr vorab die geplanten Stationen des Papstes ab, verhandelte mit Gastgebern über Orte, Plätze und Reiserouten, über Verkehrsmittel und Sicherheitsmassnahmen. Und immer entwickelten er und Tucci auch einen «Plan B», falls sich Unvorhergesehenes ergeben sollte. Sie setzten durch, dass Johannes Paul II. trotz der Weigerung der salvadorianischen Behörden 1983 am Grab des ermordeten Erzbischofs Oscar Romero beten konnte. Sie forderten den israelischen Sicherheitsapparat heraus, als der Papst in Jerusalem unbedingt noch einmal an der Kreuzigungsstätte Christi in der Grabeskirche beten wollte.

Die Planungen gingen freilich nicht immer auf, wenn es etwa Fototermine mit Diktatoren zu verhindern galt. So gelang es 1987 Chiles General Augusto Pinochet, die gesamte Papstbegleitung auszusperren und den Papst zu einem Umweg zu bewegen. Plötzlich standen beide gemeinsam auf dem Balkon des Präsidentenpalastes vor einer Menschenmenge – ein Bild, das der Vatikan unbedingt vermeiden wollte.

Erster Laie im Amt

Papst Benedikt XVI. ernannte wenige Monate nach seiner Wahl im Herbst 2005 Gasbarri zu seinem Reisemarschall – als ersten Laien. Sein unmittelbarer Vorgänger Renato Boccardo hatte den Rang eines Bischofs, blieb aber nur drei Jahre in dieser Position. Anders als der mitteilungsfreudige Boccardo setzte Gasbarri auf äusserste Diskretion. Er gab praktisch keine Interviews. Auf Fragen reagierte er freundlich lächelnd – stellte aber klar, dass Auskünfte von seiner Seite nicht erwünscht seien.

Freilich machte Gasbarri auch in seinem Hauptberuf Karriere: 1997 wurde er Geschäftsführer von Radio Vatikan, später auch Personalchef. Fast gleichzeitig mit seiner Nominierung zum Reisemarschall wurde er auch noch Technischer Direktor des Papstsenders.

Weltberühmt machte Gasbarri eine Äusserung von Franziskus zum Anschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» und die Grenzen der Meinungsfreiheit im Januar 2015. Um zu verdeutlichen, dass man eine Religion nicht beleidigen oder lächerlich machen dürfe, sagte der Papst während des Rückflugs von Manila: «Wenn Doktor Gasbarri mein lieber Freund, meine Mama beleidigt, bekommt er eins vor den Latz.»

Nachfolger wird ein kolumbianischer Geistlicher

Gasbarris Nachfolger als päpstlicher Reiseplaner wird wieder ein Geistlicher: Der Kolumbianer Mauricio Rueda Beltz, ein Priester und Vatikan-Diplomat aus dem Staatssekretariat. Sein Dienstbeginn dürfte etwas ruhiger ausfallen. Denn während des Heiligen Jahres will der Papst eher weniger reisen. (kna)

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8. Februar 2016 | 17:04
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