Dominikaner in der Schweiz
Vatikan

Papst beendete Jubiläum des Dominikanerordens

Rom, 22.1.17 (kath.ch) Wie vor 800 Jahren sprach das entscheidende Wort der Papst. Damals war es Honorius III. (1216-1227), der dem Dominikanerorden am 22. Dezember 1216 seine Bestätigungsurkunde übergab. Am Wochenende war es Papst Franziskus, der die Gemeinschaft bei einem Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika segnete und sie damit quasi ins neunte Jahrhundert ihres Wirkens entliess.

Alexander Brüggemann

Der Orden des heiligen Dominikus sei «erfüllt vom Licht und Salz Christi», sagte Franziskus in seiner Ansprache. Die Dominikaner hätten in den vergangenen 800 Jahren unzähligen Menschen geholfen, sich nicht «inmitten des Karnevals menschlicher Schaulust» zu verlieren. Sie hätten ihnen die «gesunde kirchliche Lehre» und das Evangelium nahegebracht und sie so selbst zu Verkündern des Evangeliums gemacht.

Die Dominikaner entstanden im Kontext eines Religionskriegs. Tief im Gebiet der Katharer-Sekte gewann der spanische Adlige Dominikus von Caleruega mit seiner Überzeugungskraft Gefährten, mit denen er in Fanjeaux bei Carcassonne über eine Ordensgründung nachdachte. 1215 fiel in der Hauptstadt der Grafschaft Toulouse die Entscheidung, künftig eine Gemeinschaft zu sein; eine Gemeinschaft, die schon bald zu den größten Orden der Kirche gehören sollte: der Predigerorden – Ordo praedicatorum, OP – oder schlicht: die Dominikaner.

Noch hiessen sie nicht so; noch stand die Bestätigung durch den Papst aus. Doch von jenem Tag im April 1215 an wussten die Männer um Dominikus, was sie sein und was sie tun wollten: in radikaler Armut den katholischen Glauben predigen inmitten von Ketzerei und Irrlehre.

Reaktion auf Katharer

In Südfrankreich grassierte seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Sektenbewegung der Katharer, eine Häresie, die wohl die Kreuzzüge aus dem Orient importiert hatten. Die eigentümliche und radikale Büsserethik, ja Weltflucht der Katharer (griech. «katharoi», die Reinen) traf offenbar einen Nerv bei den so lebensfrohen wie frommen Südfranzosen.

Jedenfalls breitete sich die Lehre in einer für Rom beunruhigenden Weise aus. Ihre Anhänger wurden – nach ihrer nahen Hochburg Albi – auch «Albigenser» genannt. Geschickt verknüpfte die französische Krone die römischen Ängste vor den Häretikern mit ihren eigenen territorialen Interessen, und so nutzte sie ihren sogenannten Albigenser-Kreuzzug (1209-1229) zur Unterwerfung der Grafschaft.

Das Wort Gottes

Diego von Acebo, Zisterzienser und Bischof von Osma in Kastilien, und sein wortgewandter Subprior Dominikus schüttelten ob des selbstherrlichen, prunkvollen und brutalen Auftretens der Kreuzzügler nur den Kopf. So war den albigensischen «Büssern» sicher nicht beizukommen. Im Sonderauftrag des Papstes setzten sie als Missionare allein auf das Wort Gottes und die Predigt, ohne allen Luxus und Ornat. Solange, bis der erschöpfte Diego von Innozenz III. in seine Diözese zurückbeordert wurde – und dort 1207 starb.

Dominikus machte allein weiter und gewann nach und nach neue Gefährten. Der Erfolg für die Mühsal, als Wanderprediger unter den Bedingungen des Kriegsrechts eine radikale Sekte davon abzubringen, fast alle Lehren des Christentums abzulehnen, waren bescheiden. Doch dann bekamen sie einen offiziellen Auftrag: Fulko, Bischof im albigensisch infizierten Toulouse, erteilte ihnen eine umfassende Predigterlaubnis für seine Diözese.

Arm und reich

Wie andere Neuansätze des Mönchtums im Hochmittelalter – Cluniazenser, Zisterzienser, Franziskaner – gewannen nun auch die «Dominikaner» rasch an Einfluss. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass diese grossen religiösen Reformorden einem paradoxen Zyklus unterlagen. Gegründet von glühenden Asketen, die das Armutsideal des Mönchtums erneuern wollten, zogen sie mit ihrer Strahlkraft Hunderte junger Gottsucher an – und Hunderte frommer Stiftungen, mit denen der Adel sein ewiges Seelenheil befördern wollte. Aus radikal armen Bewegungen wurden so mächtige europaweite Imperien.

Bei den Dominikanern war es mehr noch ein Zuwachs an theologischer Bildung, mit Gründungen in den Universitätsstädten Bologna und Paris. Nach Einführung der päpstlichen Sonderjustiz der Inquisition 1234 übernahmen die Dominikaner neben der Predigt auch dieses Amt – was sie zu dieser Zeit nicht immer beliebt machte. (kna)

Dominikaner in der Schweiz | © 2015 screenshot www.dominikaner.ch
22. Januar 2017 | 19:15
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