Bischof Felix Gmür
Schweiz

«Kirche in Not» und Bischof Gmür prangern Christenverfolgung in Saudi-Arabien an

Zürich, 19.2.16 (kath.ch) Christen werden weltweit immer stärker bedrängt. Das hält das Hilfswerk «Kirche in Not» in der neuen Ausgabe der Dokumentation «Christen in grosser Bedrängnis» fest. Eines der 16 Brennpunktländer ist Saudi-Arabien. Der Bischof von Basel, Felix Gmür, bedauerte gegenüber der Schweizer Illustrierten von Freitag, 19. Februar, dass die Schweiz mit dem Land ohne Rücksicht auf die Christenverfolgung Handel treibt.

Die Verfolgung von Christen in muslimischen Ländern mache ihm grosse Sorgen, sagte der Bischof gegenüber der Illustrierten. Es sei zudem schlimm, dass die Schweiz mit diesen Ländern Geschäfte mache, «wie wenn nichts wäre». Schweizer Wirtschaftsführer und Bundesräte sollten dieses Problem viel stärker ansprechen.

Angesprochen auf den Besuch von Bundesrat Didier Burkhalter vom 14. Februar in Saudi-Arabien, erklärte der Bischof: «Dabei ist Saudi-Arabien ein Staat, wie wir ihn nicht wollen. Dort dürfen Christen kein Kreuz tragen, keine Gottesdienste feiern. Es gibt keine Religionsfreiheit.» Dieses Unrecht müsste die Schweizer Regierung auf diplomatischer Ebene angehen. Saudi-Arabien nehme zudem keine Flüchtlinge auf, «schon gar keine Christen», obwohl das Land genug Platz und Geld habe.

Laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sprachen Didier Burkhalter und der Saudische Aussenminister Adel al-Dschubair über den Ausbau der Zusammenarbeit bei Menschenrechten, wie das Internetportal watson.ch berichtet. 2014 exportierte die Schweiz gemäss dem Internetportal Güter im Wert von 4,6 Milliarden Franken nach Saudi-Arabien.

Das Schweizer Waffenausfuhrgesetz verbietet Exporte in Krieg führende Länder. Die Schweiz darf heute keine Waffen mehr nach Saudi-Arabien verkaufen. Als die saudische Armee 2011 die Proteste der schiitischen Bevölkerungsmehrheit im Nachbarland Bahrain niederschlug, kamen Piranha-Radpanzer des Kreuzlinger Unternehmens Mowag zum Einsatz. Saudi-Arabien hatte zu Beginn der 1990er Jahre 1000 Stück beschafft, die meisten bei einem Lizenzhersteller in Kanada.

Im vergangenen November landete ein Transportflugzeug der saudischen Luftwaffe auf dem Flughafen Zürich, um Flab-Munition abzuholen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), das Kriegsmaterialexporte prüft, begründete gegenüber dem Winterthurer «Landboten» die Lieferung mit der Einhaltung laufender Verträge. – Im Weltverfolgungsindex 2016 des christlichen Hilfswerks Open Doors liegt Saudi-Arabien auf Rang 14.

Dramatische Zunahme

Von Ägypten bis Vietnam nimmt die seit 2008 zum vierten Mal herausgegebene Dokumentation «Christen in grosser Bedrängnisvon Kirche in Not 16 Brennpunktländer ins Visier. Sie wurde am Freitag in München vorgestellt. In den vergangenen zwei bis drei Jahren, so das Fazit von Autor Berthold Pelster, habe das Ausmass an Unterdrückung, Gewalt und Verfolgung gegen Religionsgemeinschaften «noch einmal dramatisch zugenommen und ein selten zuvor gesehenes Niveau erreicht».

Der Autor der Studie beklagt, dass sich «das ideologische Gift des islamistischen Extremismus immer weiter ausbreitet*. Und er deutet an, dass es möglicherweise schwerer werde, diese Idee wieder aus der Welt zu schaffen, «selbst wenn die IS-Kämpfer besiegt werden». Der Islam brauche eine Kulturrevolution, «vor allem im Nahen Osten», ist der Menschenrechtsexperte überzeugt.

Augenzwinkern nach China

Auch in China, mit dem die Schweiz 2014 als erstes europäisches Land trotz Bedenken von Menschenrechtsorganisationen ein Freihandelsabkommen abschloss, habe sich die Religionsfreiheit gemäss Kirche in Not seit 2014 «deutlich verschlechtert». Kirchen und andere religiöse Gebäude würden abgerissen, Kreuze von Dächern entfernt. Betroffen seien staatlich registrierte wie nicht registrierte christliche Gemeinschaften, aber auch buddhistische, daoistische und volksreligiöse Gebetsstätten und Tempel.

Trotzdem zeigt sich «Kirche in Not» optimistisch, was das «Reich der Mitte» angeht. Ohne mit exakten Zahlen aufwarten zu können, geht es von einer wachsenden Attraktivität des Christentums bei den Chinesen aus. Bald werde es dort mehr Christen als Mitglieder der Kommunistischen Partei geben, prognostiziert das Hilfswerk. Das wären dann immerhin mehr als 78 Millionen Getaufte. (kna/gs)

Bischof Felix Gmür | © CES
19. Februar 2016 | 17:00
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SVP schiesst mit Kanonen auf Spatzen

Die Schweizer Bischöfe sind sich völlig einig, dass die Durchsetzungsinitiative der SVP «ein Problem ist», sagte der Bischof von Basel, Felix Gmür, gegenüber der «Schweizer Illustrierten». Die Initiative behandle «einen Drittel unserer katholischen Bevölkerung schlechter». Sie sei mit dem christlichen Grundsatz der Barmherzigkeit nicht vereinbar. Die Initiative schiesse mit Kanonen auf Spatzen, indem sie Mordfälle mit Parkbussen gleichsetze.

Der Bischof erklärte weiter, dass Europa unter dem Begriff der Toleranz «viel zu lange einfach alles akzeptiert» hat. Gmür nennt in der Zeitschrift das Beispiel von muslimischen Mädchen, die «nicht in den Schwimmunterricht müssen». In der Schweizer Bundesverfassung stehe aber klar, dass Frauen und Männer gleichberechtigt seien. " Hier müssen wir die Einwanderer auffordern, sich an unsere Regeln zu halten», sagte der Bischof von Basel. (gs)