1,42 Promille Alkohol am Steuer: Polizei zieht betrunkenen Priester aus dem Verkehr

Ein betrunkener Priester hat mit seinem Wagen mehrere Autos beschädigt. An der Grenze von Ponte Chiasso wurde er von der Polizei gefasst – sturzbetrunken. Im Dezember soll der Priester an einem Disco-Abend eine Frau sexuell belästigt haben. Das Bistum Lugano hat ihn nun suspendiert.

Regula Pfeifer und Raphael Rauch

Wie mehrere Medien berichteten, wollte der Pfarrer in der Nacht von Freitag auf Samstag von Italien in die Schweiz zurückfahren. Dabei fuhr er schlingernd und prallte gegen mehrere Autos. An der Grenze von Ponte Chiasso wurde er von der Polizei gefasst.

Anzeige und Auto beschlagnahmt

Dabei beleidigte er offenbar die Beamten und versuchte, sich der Kontrolle zu entziehen, wie das italienische Portal «QuiComo» berichtet. Bei ihm sollen 1,42 Promille Alkohol gemessen worden sein. Der Priester wurde angezeigt und sein demoliertes Auto von der Polizei Como beschlagnahmt.

Beim Priester soll es sich um denselben handeln, der bereits im Dezember für Schlagzeilen sorgte. Er soll eine Frau nach einem Disco-Besuch im Tessin sexuell belästigt haben – auch damals in angetrunkenem Zustand.

Seit Anfang Februar war der Priester wieder im Dienst. Im ersten Gottesdienst las Generalvikar Nicola Zanini zu Beginn der Messe eine Erklärung von Bischof Valerio Lazzeri vor. Demnach würden dem Priester «alle notwendigen Hilfen gewährt, damit dieser mit Entschlossenheit die Schwachstellen seines Charakters und seiner Geschichte angehen kann».

Auf den erneuten Vorfall hat nun das Bistum Lugano sofort reagiert. Noch am Wochenende hat es den Priester von seiner Funktion als Pfarrer enthoben und ihm jegliche priesterliche Tätigkeit im Bistum Lugano verboten. Und zwar in Absprache mit seinem Heimatbistum, wie die Diözese Lugano schreibt. Gemäss Recherchen von kath.ch stammt der Priester ursprünglich aus Russland.

Zweite Chance nach Belästigungsvorwurf

Auf die Frage, warum das Bistum Lugano den Priester erst jetzt suspendiert hat und nicht bereits im Dezember, als der Vorwurf der sexuellen Belästigung bekannt wurde, teilt Bistumssprecher Luca Montagner mit: Die Ermittlungen hätten damals zu keinem Ergebnis geführt. «Deshalb wurde beschlossen, dem Priester eine zweite Chance zu geben – allerdings unter bestimmten Bedingungen.»

Wie die Tessiner Staatsanwaltschaft gegenüber kath.ch am Montag bestätigte, ist der Vorfall vom Dezember allerdings noch nicht vom Tisch. Es laufe ein Verfahren wegen mutmasslicher sexueller Belästigung. Wegen Trunkenheit am Steuer ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft, da der Priester auf italienischem Boden aus dem Verkehr gezogen wurde. Es gilt die Unschuldsvermutung.

16. Mai 2022 | 14:09
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