Protest gegen Auspeitschung von Raif Badawi
Schweiz

1000 Peitschenhiebe für Blogger in Saudi-Arabien: Protestdemo in Bern

Bern, 16.1.15 (kath.ch) In Saudi-Arabien sollte der Blogger Raif Badawi wegen «Islambeleidigung» heute zum zweiten Mal 50 von insgesamt 1000 Peitschenhieben erhalten, weil er liberales Gedankengut verbreitet hat. Der Schweizer Journalist Roland Falk kämpft für seine Freiheit und demonstrierte darum mit Amnesty International heute Mittag mit mehreren Dutzend Personen in Bern. Mangels Bewilligung nicht direkt vor der saudischen Botschaft.

Sylvia Stam

«Leute, wehrt euch, habt keine Angst!», will Falk der Schweizer Bevölkerung zurufen. Sie sollen nicht nur Likes-Knöpfe auf Facebook drucken, sondern «wirklich Druck machen», so Falk gegenüber kath.ch. Statt tatenlos zuzusehen, wie der in Saudi-Arabien inhaftierte Blogger Raif Badawi heute weitere 50 Peitschenhiebe erhalten soll, hatte Falk für Freitag, 16. Januar, zu einer Demonstration nach Bern aufgerufen. In einem Brief an den saudi-arabischen König Abdullah ibn Abd al-Aziz fordert Falk die Freilassung Badawis. «Badawi hat nichts anderes getan, als eine Plattform für liberale Gedanken zu betreiben», so Falk. Im Brief, der dem saudi-arabischen Botschafter übergeben wurde, wird der saudi-arabische König daran erinnert, dass sein Land die Menschenrechtscharta unterschrieben habe, welche Folter verbiete. Mitglieder der saudi-arabischen Regierung hätten an der Demonstration in Paris vom Sonntag, 18. Januar in Solidarität mit den Opfern der Anschläge auf die Redaktion von Charlie Hebdo, teilgenommen. Saudi-Arabien habe das Attentat zwar verurteilt, doch solche Kritik am Terror sei ein «Lippenbekenntnis» in Anbetracht dessen, was in Saudi-Arabien geschehe, sagt Falk.

1000 Peitschenhiebe

Gemäss Amnesty International war der Blogger Raif Badawi am 7. Mai 2014 zu zehn Jahren Haft, 1000 Peitschenhieben und weiteren Strafmassnahmen verurteilt worden, weil er – so die Anklage – auf seiner Website «den Islam beleidigt» hatte. Am vergangenen Freitag, 9. Januar, erhielt er die ersten 50 Peitschenhiebe, im Abstand von jeweils einer Woche soll er 50 weitere Hiebe erhalten. Gemäss einem Tweet von Amnesty International wurde die zweite Auspeitschung von heute Freitag, 16. Januar, vorläufig verschoben.

Den Anstoss zur heutigen Protest-Demonstration gab Jacqueline Badran, Zürcher Nationalrätin (SP). «Warum tust du nicht selber etwas?», habe sie Falk gefragt, nachdem er sich darüber geärgert hatte, dass niemand aktiv wurde, um sich für Badawi einzusetzen. «Ich habe nicht gefragt, was es bringt, sondern in drei Tagen diese Demonstration organisiert», erläutert Falk. Auch Amnesty International sei aktiv geworden und habe sich mit ihm zusammengeschlossen, des Weiteren riefen auch Leute von der Freidenkerbewegung auf Twitter zu dieser Demo auf.

Kämpfen bis Badawi frei ist

Sollte Badawi nicht weiter ausgepeitscht werden – und diese Hoffnung hegt Falk – so ginge der Kampf dennoch weiter, bis er aus dem Gefängnis entlassen sei. «Ich gebe keine Ruhe, bis Badawi nicht mehr in Haft ist.»

Roland Falk (65) ist Journalist, er schrieb unter anderem während 20 Jahren für die Sonntagszeitung. Der «Alt-Achtundsechziger», wie er sich selber nennt, schreibt heute als freier Journalist unter anderem für Greenpeace und die Schweizer Familie. (sys)

 

 

Protest gegen Auspeitschung von Raif Badawi | © printscreen Amnesty International Schweiz (16.1.15)
16. Januar 2015 | 16:30
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