Zeichen gegen Missbrauch: Nationale Kundgebung für Veränderung in der römisch-katholischen Kirche

Samstag, 29. Juni 2019, 12.05 Uhr
Bern Helvetiaplatz
mit Doris Wagner, Theologin, ehemals Ordensfrau, Betroffene sexualisierter Gewalt

Medienmitteilung

Am 29. Juni, dem Fest St. Peter und Paul, an dem traditionell Priester geweiht werden, setzen wir ein Zeichen gegen Missbrauch. Dazu laden wir schweizweit und darüber hinaus alle Menschen ein, denen der Schutz von Grundrechten, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und die Transparenz in Entscheidungsprozessen wichtig ist. Dabei unterstützt uns die mittlerweile prominente Theologin und Philosophin Doris Wagner, die als ehemalige Ordensfrau selbst auch Betroffene ist.

Wir, das Aktionsbündnis «Zeichen gegen Missbrauch» sind Theolog*innen der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Wir sind entsetzt, enttäuscht, verstört und wütend über diese Realität in unserer Kirche. Im Besonderen über das jahrelange Schweigen und Vertuschen auch von höchsten kirchlichen Stellen, obwohl die Missstände bis in den Vatikan hinein bekannt waren.

Wir anerkennen, dass in der Schweiz und auf weltkirchlicher Ebene verschiedene Massnahmen bezüglich der Missbrauchsfälle eingeleitet wurden. Wir fordern weitere konsequente Schritte sowohl bei der kirchlichen Missbrauchsbekämpfung als auch bei der Verhinderung: Vollumfängliche Akteneinsicht für die Opfer

  • Verbindliche Vorschriften zur Meldepflicht an staatliche Justizbehörden
  • Ergänzung des kirchlichen Strafrechts: Jede sexuelle Ausbeutung soll unter Strafe gestellt und konsequent geahndet werden, nicht nur die von Kindern
  • Speditive Strafverfahren mit klar bestimmter Verfahrensdauer
  • Einrichtung unabhängiger Beratungsstellen in allen Ländern
  • Transparente und überprüfbare Qualitätsstandards in der Auswahl von Kandidat*innen für einen seelsorgerlichen Dienst
  • Dauerhafte Begleitung von Amtspersonen im seelsorgerlichen Dienst
  • Anerkennung einer menschlichen und biblisch begründeten Sexualethik

Wir sind der Ansicht, dass diese Massnahmen letztendlich Symptombekämpfung sind. Die Wurzel der meisten Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche liegt unseres Erachtens in ihrer Machtstruktur. Darum fordern wir: » Strukturelle Veränderungen in der römisch-katholischen Kirche, welche das Amtsverständnis, die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt sowie die Gleichberechtigung aller Gläubigen betreffen.

Ein Mentalitätswandel auf der kirchlichen Führungsebene: Nicht die Institution Kirche muss geschützt werden, sondern die Menschen, die sich ihr anvertrauen Diese Forderungen richten wir an die Verantwortlichen im Vatikan und übergeben sie dazu bei einem Treffen am 20. August 2019 dem Botschafter des Vatikans in der Schweiz, Nuntius Thomas E. Gullickson.

Mit der Kundgebung «Zeichen gegen Missbrauch» laden wir Menschen ein, öffentlich zum Ausdruck zu bringen, dass sie hinter diesen Forderungen stehen und Veränderungen erwarten.

Aus Solidarität mit den Opfern. Aus Überzeugung, dass die römisch-katholische Kirche als transparente, menschenfreundliche, gerechte und gleichberechtigte Gemeinschaft eine Zukunft hat.

Verbunden sind wir mit dem Fachgremium der Schweizer Bischofskonferenz «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» sowie mit den Initiativen «Gebet am Donnerstag» und «Wir haben es satt! Für eine Kirche umfassender Gleichwertigkeit».

Das Aktionsbündnis «Zeichen gegen Missbrauch»

Theolog*innen der Katholischen Kirche im Kanton Zürich

Flyer

www.zeichen-gegen-missbrauch.ch

zeichen.setzen@bluewin.ch

http://www.bischoefe.ch/dokumente/dossiers/sexuelle-uebergriffe-im-kirchlichen-umfeld

www.gebet-am-donnerstag.ch

feministische-theologinnen.ch/wir-haben-es-satt/

www.thebe.ch/aktuell/statements/wir-haben-es-satt

Gastbeitrag
20. Mai 2019 | 18:29