Unterschriften-Sammlung für die Liberalisierung des Zölibates

Gewissensfrage an uns:

Dürfen wir es als getaufte Christen zulassen, dass qualifizierte, eifrige Seelsorger wegen der zu hohen Bürde des Zölibates einfach suspendiert werden und nicht nur die Pfarreien im Stich lassen müssen, sondern auch ihre Existenz gefährdet wird? Wird Gott uns nicht auch einmal fragen: «Warum habt ihr euch das bieten lassen?»

Die entsprechende Petition an den Papst mit der Möglichkeit diese zu unterschreiben finden Sie unter www.openpetition.eu/!wjrxh. Wahrlich, es ist an der Zeit zu handeln!

Ausgangspunkt:

Alle wissen es: Unser sehr beliebter Pfarrer von Brigels war so ehrlich und hat seine Beziehung zu einer Frau öffentlich bekannt gemacht. Mit der Tatsache, dass er diese Beziehung öffentlich leben möchte, hätten die allermeisten Pfarreiangehörigen kein Problem, schliesslich hat Gott den Menschen mit seinen emotionalen Bedürfnissen und mit seiner Sexualität geschaffen und selbst festgestellt, dass dies gut ist (siehe Genesis 1.31).

Und doch hat diese Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen. Warum? Weil das Kirchenrecht die katholischen Priester (auch die, die nicht in einer klösterlichen Gemeinschaft leben) verpflichtet ehelos zu leben und weil die Amtskirche, sprich Papst, Kardinäle und Bischöfe, scheinbar sich diesem Recht mehr verpflichtet fühlen als dem Gebot Jesu an Petrus und an seine Nachfolger: «Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!» (Johannesevangelium, Kap. 21. 15-16) Das Volk Gottes, d. h. wir, du und ich und unsere Angehörigen und Freunde, die unseren Glauben in der Gemeinschaft einer lebendigen Pfarrei leben wollen, wurden von einem Tag auf den anderen unseres Seelsorgers beraubt, weil er diesen Zwang zum Zölibat nicht aushält und öffentlich und ehrlich dazu steht.

Ohne Pfarrer ist eine Pastoration, die alle berücksichtigt in unserer Pfarrei, die aus vier Dörfern besteht, nicht möglich. Vor allem fehlt uns die regelmässige Eucharistie. In dieser empfangen wir durch das Wort Gottes Weisung für unser Verhalten im Alltag und in der hl. Kommunion neue Kraft um unseren Aufgaben zu genügen. Wohl bemühen sich Pastoralrat und Kirchgemeindevorstand wieder einen Pfarrer für unsere Pfarrei zu finden, aber dies wird nicht so leicht sein, da die Priesterberufungen immer seltener wurden. Wir sind dankbar für die Dienste, die uns die pensionierten Priester leisten während dieser Übergangszeit.  Froh sind wir auch über die Wortgottesdienste, die kompetente Laien mit grosser Sorgfalt vorbereiten und uns anbieten. Doch, eine Pfarrei ohne Pfarrer ist wirklich, wie der Prophet Jesaia sagt: «…eine Herde ohne Hirt» (Jes. 13.14) und die Konsequenzen werden sich mit der Zeit in eindrücklicher Art und Weise zeigen!

Erster Aspekt dieser Situation

Ich empfinde diese Situation wie eine doppelseitige ›Klinge’ (um das Wort ›Schwer’ zu vermeiden).  Einerseits droht diese unsere Glaubensgemeinschaft zu verwunden und und Stück für Stück zu lähmen. Andererseits schneidet sie viel von der Zukunft der katholischen Kirche weg, weil sie die Jugend verliert, die keine Seelsorge mehr erfährt.

Viele von uns empfinden die Situation der Pfarreien ohne Pfarrer als ein schmerzlicher Schnitt im Gemeinschaftsleben der Pfarrei. Mit der Zeit wird man – wohl oder übel – sich mit dieser Situation abfinden müssen. Daraus ergibt sich die Gewohnheit, dass die Sonntage ohne Gottesdienst verbracht werden.  Dadurch verschwindet in vielen Familien der Wunsch und das Bedürfnis gemeinsam eine hl. Eucharistie feiern zu können. Vor allem die junge Generation, die ja nicht mehr gewohnt ist, den Sonntagsgottesdienst regelmässig zu besuchen, verliert mehr und mehr die Wertschätzung dessen, was die Kirche uns durch die Liturgie und die Sakramente uns schenken kann. Was man nicht kennt, das vermisst man auch nicht. Und falls man denn doch dann und wann ein Bedürfnis nach gemeinsamen religiösen Erleben hat, so sucht man anderswo…

Resultat dieser Situation: die Gemeinschaft der Pfarrei geht vor die Hunde, der Glaube wird immer mehr Privatsache, die mehr und mehr niemanden etwas angeht.

Zweiter Aspekt dieser Situation

Die Gemeinschaft der Glaubenden wird nicht mehr «geweidet» nach dem Wunsch und Befehl Jesu, sondern ausgehungert, denn selbst aus den Familien, die noch für das Pflichtzölibat sind, zeigen sich auch keine neuen Priesterberufe. Weil das Ordinariat uns keinen Priester zuweisen kann in dieser Situation, entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Verantwortlichen das Kirchenrecht höher schätzen als das gemeinsame Glaubensleben in den Pfarreien. Wahrlich, es entsteht immer mehr der Eindruck, dass nicht die Pforten der Hölle die Kirche überwältigen werden sondern, dass sie je länger je mehr durch das ständige Treten an Ort der Amtsträgern von diesen immer mehr lahmgelegt wird, sodass immer mehr Glaubende sich nicht mehr heimisch fühlen in der Kirche und auf Distanz gehen. Dies ist meine subjektive Wahrnehmung und ich bitte, diesen meinen Eindruck einfach zur Kenntnis zu nehmen und zu überdenken. Wie froh wäre ich, wenn dieser mein Eindruck nicht zuträfe! Keinesfalls soll die Äusserung dieses Eindrucks als Aufmunterung verstanden werden, der Kirche den Rücken zu kehren. Vielmehr ist es ein inständiger Aufruf, als Getaufte die eigene Verantwortung wahrzunehmen für das Gemeinschaftsleben in unseren Pfarreien.

Konsequenz

Reden ohne Handeln hat keine Wirkung! Es ist Zeit zu handeln für uns Laien, wenn wir nicht zuschauen wollen, wie das Leben in unseren Pfarreigemeinschaften immer mehr gelähmt wird weil die Pfarrer fehlen. Darum bitte ich, die Petition, die wir an Papst Franziskus richten, dass die Priester in Zukunft sowohl als Zölibatäre wie als Verheiratete ihren Dienst in unseren Pfarreien wahrnehmen können, mit ihrem Namen im Link: https://www.openpetition.eu/ch/petition/online/petition-fuer-die-liberalisierung-des-zoelibats oder auf den Formularen, die in den Pfarreien aufliegen, zu unterstützen. Herzlichen Dank!

Florentina Camartin

 

 

Gastbeitrag
17. September 2018 | 14:08