Stellungnahme des KOJ zum Schreiben der römischen Glaubenskongregation bzgl. Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren

 Segnungen menschlicher Beziehungen seien nur erlaubt, wenn damit den Plänen Gottes gedient sei, schreibt die Glaubenskongregation in ihrem neusten Schreiben Responsum ad dubium. Dem würden wir sofort beistimmen, wenn sie die Pläne Gottes nicht in so einer widersprüchlichen, diskriminierenden und völlig veralteten Sexualmoral behafteten Weise ausgelegt würden.

Den Gott, an den wir als Jugendverbände und Jugendvertreter*innen glauben, kann und will sich nicht damit auseinandersetzen, welche Liebe gesegnet werden darf und welche nicht.

Die Glaubenskongregation masst sich nach unserem Empfinden an, menschliche Gefühle und auf gegenseitige Gefühle beruhende Beziehungen in Klassen einzuteilen. In Klassen vor Gott: In solche, die würdig sind und solche, die sündig sind. Wir sind der Überzeugung, dass unsere Kirche, für die wir tagtäglich arbeiten und die wir vertreten, so nicht werten darf und glauben schon gar nicht daran, dass Gott so urteilt.

Den Auftrag der Kirche verstehen wir als «wir wollen Segen sein». Wenn wir Segen sind, dann machen wir Gottes Liebe bei den Menschen sicht- und spürbar, besonders bei denen, die diese Liebe durch den Segen Gottes bestärken möchten. Wir sind nicht bereit, menschliche Gefühle und Beziehungen, die im gegenseitigen Respekt und Verantwortung gestaltet sind, aufgrund einer einseitigen Auslegung der Schöpfungsordnung in würdig oder sündig einzuteilen.

Wieder einmal wird die Kirche hinter dicke Mauern zurückgeworfen, die scheinbar den Blick in eine freie, fröhliche, liebende Welt verstellen – viel weiter zurück, als wir sie zu stehen glaubten. Die Botschaft, welche die Glaubenskongregation aussendet, verletzt. Damit disqualifiziert sich die katholische Kirche in der heutigen Welt wieder einmal selbst und verliert ein weiteres Stück Glaubwürdigkeit sowie Relevanz. Sie lähmt damit gerade bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Wirkkraft ihrer eigentlich so wertvoll befreienden und stärkenden Botschaft des Evangeliums.

Denn gerade für junge Menschen, welche ihre Identität suchen und finden, ist ein positives Bild der menschlichen Vielfalt und eine wertschätzende Willkommenskultur wichtig. Ein Bild, wie es etwa das nachsynodale apostolische Schreiben «Christus vivit» vertritt und auch wir vertreten wollen.

Wir sind froh, in den sozialen Netzwerken und in vielen Gesprächen zu lesen und zu hören, dass diese neuerliche Verletzung nicht hingenommen wird. Und wir sind dankbar für die Mutausbrüche derjenigen Bischöfe, die sich klar dagegen positionieren. Wir fordern alle Entscheidungsträger*innen in der katholischen Kirche auf, ihren Einfluss geltend zu machen und zu zeigen, dass es grosse und wachsende Anteile des Volkes Gottes gibt, die dieses kategorisierende Menschenbild hinter sich lassen. Auch wir werden selbst unseren Beitrag dazu leisten. Wir danken allen, die nicht nur Strassen, Autos, Tiere und Rosenkränze segnen, sondern auch die Liebe zwischen Menschen.

Luzern, 17. März 2021

KOJ - Kompetenzzentrum Jugend der kath. Kirche Deutschschweiz
18. März 2021 | 08:44