Sexuelle Uebergriffe

Medienmitteilung

Nicht ein aktueller Fall, aber die Art und Weise, wie die Katholische Kirche in der Bistumsregion Graubünden damit umgeht, stand im Mittelpunkt der Herbstversammlung des Kantonalen Seelsorgerates an der Theologischen Hochschule in Chur. Weil diese Problematik mehr als nur die eigenen Mitglieder interessierte, war die Tagung öffentlich gemacht worden und Kirchgemeindevorstände, aber auch Pfarreien mit ihren lokalen oder regionalen Pfarreiräten dazu eingeladen.

Der Anlass, der vom Delegierten des Administrators für unseren Kanton, Msgr. Andreas Fuchs organisiert worden war, hatte als Referentin Frau Dolores Waser Balmer, von der Fachstelle Diakonie der Caritas St.Gallen-Appenzell verpflichtet. Die ehemalige Blauring- und Jungwachtführerin und ausgebildete Pflegefachfrau, die viele Jahre an der Jugendschutzstelle St. Gallen gearbeitet hatte, konnte aus ihrer langjährigen Praxis  berichten, wie Fälle aus dem Leben aufgearbeitet wurden. Diese lagen zum Teil Jahrzehnte zurück und hatten Menschen so belastet, dass Eindrücke und Spuren bis heute zurückgeblieben waren. Nur nach tiefgehenden, einfühlsamen Gesprächen konnten sie von ihrer seelischen Last befreit werden. Unbestritten ist die Tatsache, dass viel Missbräuche vorgekommen sind und dass dies unentschuldbar und verwerflich ist. Dass Täter-/innen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden sollen, ist wichtig. Man weiss aber, dass solch schmerzlich empfundene Verfehlungen nicht nur in der Kath. Kirche, sondern auch in Schulen, Heimen, in Jugendvereinen, im Sport passiert sind. Dass bei den Kirchen ethische Kriterien, Vorbildfunktionen zur Anwendung kommen, ist verständlich und absolut richtig.

Wer in die Zukunft schaut, ist sich bewusst, dass alles getan werden muss, damit sich solche Fälle nicht wiederholen. Wichtig in der Prophylaxe, und damit die wirksamste Massnahme  gegen solches Fehlverhalten, sind die Pflege einer offenen Gesprächskultur, Information und die Weiterbildung  aller im Dienste der Kirche tätigen. Diese sind durch die Kirchenverantwortlichen zu schulen. Das Bistum Chur ist aktiv  geworden und hat mit Stefan Loppacher einen speziellen Präventionsbeauftragten ernannt, der die Umsetzung des 2017 geschaffenen Schutzkonzeptes fördert und überwacht. Schwerpunkte sind eine klare Sprache, keine unter Drohung erzwungene Geheimhaltung oder ein Verwischen der Tatsachen. Nähe und Distanz, die das Zusammenleben erlaubt, sind individuell. Es darf nie vorkommen, dass jemand seine Macht und damit die Intimsphäre zur Befriedigung der eigenen Sexualität ausspielt.  Jede Person soll selber entscheiden können, was sie fühlt und wieweit man gehen kann. Dies  bedingt eine offene Aussprache zwischen dem Klerus und den Gläubigen, ein konstruktiv geführtes Gespräch.

Genaue Abklärung von Gerüchten und Anschuldigungen sind eine absolute Notwendigkeit, um Gerechtigkeit zu schaffen.

Wer sich in irgend einer Art bedroht fühlt, soll Hilfe holen.

Vertrauliche Anlaufstellen in Graubünden sind

  • Arno Arquint, Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen, Chur  081 254 36 02
  • Esther Menge, Juristin und Pastoralassistentin Chur, 081 284 21 56

Kantonaler Seelsorgerat Graubünden
30. Oktober 2019 | 07:17