Seelsorge will mehr Profil zeigen

Medienmitteilung
Die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Care hat eine neue Leitung für ihre «Fachgruppe Seelsorge» gewählt. Beim heute zu Ende gehenden internationalen Palliative-Kongress in Genf traten die St. Galler Theologin Renata Aebi und ihre Zürcher Kollegin Lisa Palm ihr Amt als Co-Leiterinnen an.

Von Reinhold Meier

Aebi folgt Karin Kaspers Elekes, die die Fachgruppe seit 2016 präsidiert hatte. Lisa Palm fungierte bisher als Vizepräsidentin und rückt nun neu in die Co-Leitung auf. Aebi zeigte sich optimistisch, die aktuelle Arbeit der Fachgruppe an verbindlichen Standards für Palliative-Seelsorge bis zum Frühjahr abschliessen zu können. «Wir wollen verständlich machen, was Seelsorge tut, wann und wie sie beizuziehen ist, und welchen Beitrag sie an die Behandlung leisten kann».
Spiritualität solle so noch besser als Ressource genutzt werden können, betont sie. Gerade in der Palliative-Versorgung für Menschen in der letzten Lebensphase stellten sich spirituelle Fragen oft mit besonderer Dringlichkeit. Daher sei eine professionelle Handhabung in der Spiritual Care ebenso angezeigt wie in der medizinischen und pflegerischen Versorgung. «Seelsorge soll Profil zeigen und sich selbstbewusst für das Anliegen qualitativer, spiritueller Begleitung einsetzen», erklärt Aebi.

Gezielt auf Fortbildung setzen

Neben der Seelsorge bilden die Medizin und die Pflege zwei weitere Fachgruppen im derweil über 2000 Mitglieder umfassenden Schweizer Dachverband für Palliative Care. Die von der Fachgruppen-Leitung zurücktretende Karin Kasper Elekes fungiert wie schon bisher weiter als Präsidentin der Ostschweizer Sektion des Dachverbandes «palliative.ch». Sie hatte sich über Jahre mit Lisa Palm und Karin Tschanz für die Gründung der Seelsorge-Fachgruppe engagiert.
Die Co-Vizepräsidentin des Dachverbandes, Dr. Karin Tschanz, betont, wie wichtig Standards in der interprofessionellen Zusammenarbeit und Ausbildung seien. «Für Seelsorgende ist ein Hauptstudium der Theologie ebenso unabdingbar wie Zusatzdiplome in Pastoralpsychologie und Palliative Care». Die Studienleiterin für systemische Seelsorge an der Uni Bern hat sich denn auch selbst über Jahre hinweg für den Aufbau entsprechender Angebote in der reformierten Landeskirche Aargau eingesetzt und sie mit aufgebaut. «Ich freue mich über die neue Co-Leitung der Fachgruppe», ergänzt sie.

Angebot besser verankern

Dank Lisa Palm entstand jüngst ein ökumenisches Fortbildungsangebot für Seelsorgerinnen und Seelsorger im Kanton Zürich. Palm ist Palliative-Beauftragte der dortigen katholischen Landeskirche. Auch Renata Aebi engagiere sich seit Jahren, habe bereits dreimal am Palliative-Kongress Forschungsprojekte aus ihrer Praxis vorgestellt und 2014 den Posterpreis dafür erhalten. Auch als Leiterin der St. Galler Palliative-Projektstelle und bringe sie wertvolle Erfahrung mit.
Nun gelte es, die Zusammenarbeit mit der «Task-Force Spiritual Care» im Dachverband zu vertiefen. Aber auch eine Ausweitung des bisher auf den Raum Zürich begrenzten «Pallifon», einer Art zentraler Einsatznummer für Angehörige, sowie die Entwicklung einer interaktiven Karte zu aktuellen Angeboten der Palliative Care stünden auf der Agenda.

Vorurteile geduldig angehen

Der 4. Kongress der «Internationalen Frankophonen Gesellschaft für Palliative Care» war nach Lyon, Montreal und Tunis erstmals in der Schweiz zu Gast. Mit seinem umfangreichen, dreitägigen Programm in Genf ersetzte er für einmal den sonst zweijährlich stattfindenden Forschungstag zur Palliative Care, der bisher mit dem Bundesamt für Gesundheit durchgeführt wurde. Tschanz deutete am Rande des Kongresses an, dass sie die Seelsorge im Kongressprogramm als unterrepräsentiert empfinde. Sie bedaure das. «Es ist offenbar immer noch nicht überall angekommen, wie wir heute arbeiten».
Seelsorge sei längst als sensible, kompetente und professionelle Gesprächspartnerin geschätzt, namentlich für systemische, existentielle und spirituelle Anliegen. Sie präsentiere sich keineswegs «missionarisch». Dem teilweise noch vorhandenen Vorurteil, dass sie vor allem konfessionell arbeite, gelte es, mit Geduld und Kompetenz zu begegnen, appelliert Tschanz. Zahlreiche Kantonalkirchen hätten dieses Anliegen nicht zuletzt durch den Aufbau von neuen Projektstellen für Palliative Care sowie durch Aus- und Fortbildungen gezielt gefördert. Die Kirchen seien zudem durch ihre zahlreichen Freiwilligengruppen des Besuchs- und Begleitdienstes engagiert und mit Spitex wie Hausärzten professionell vernetzt. Damit leisteten sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und stärkten die Zusammenarbeit der Berufsgruppen im Gesundheitswesen.

 

Dachverband Palliative Care Schweiz
20. November 2017 | 07:56