Offener Brief der Pfarrei-Initiative an die Schweizer Bischofskonferenz

Offener Brief der Pfarrei-Initiative an die Schweizer Bischofskonferenz

Die Glaubwürdigkeit der Kirche steht auf dem Spiel

Die Pfarrei-Initiative ist sehr besorgt über die Äusserungen von Bischof Lovey zu seinem Auftrag, die Anliegen der Schweizer Kirche an der Bischofssynode in Rom zu vertreten. Wir sind schockiert über seinen Umgang mit den Ergebnissen der von den Schweizer Bischöfen veranlassten Befragung der Schweizer Katholiken. Zwei Mal wurden in der Schweiz auf Anregung von Papst Franziskus die Gläubigen befragt zu Themen über Partnerschaft, Ehe und Familie. Es ist die erklärte Absicht des Papstes, die Ergebnisse in die Besprechungen der Bischofssynode in Rom einfliessen zu lassen. Diesem Auftrag des Papstes widersetzen sich die Bischöfe. Wir erwarten und fordern deshalb von der Bischofskonferenz, dass ihr Vertreter die  Ergebnisse der Umfragen unverfälscht und ernsthaft an der Bischofssynode in Rom ins Gespräch einbringt und in den Abstimmungen vertritt. Die Umfragen haben grosse Hoffnungen geweckt, es entstand der Eindruck, dass die Gläubigen, Laien wie auch Seelsorgerinnen und Seelsorger, als Bürger der Kirche voll ernst genommen werden.

Bischof Lovey sagt nun aber im Interview in der NZZ (3. Juni), dass er nicht als Delegierter einer bestimmten Gruppe nach Rom gehe. Die Schweizer Katholiken seien nicht nur jene, die an den Befragungen teilgenommen haben. Er relativiert damit die Ergebnisse der Umfragen in unzulässigem Masse. Und nicht nur das. Mit dem Satz «Wir müssen alle Gläubigen im Auge haben, nicht nur jene, die einen Weg völlig ausserhalb der Norm gewählt haben» erweckt er den Anschein, als handle es sich hier um die Meinung einer Randgruppe und darüber hinaus disqualifiziert er die Überlegungen und Wünsche einer Mehrheit der Schweizer Katholiken als «einen Weg völlig ausserhalb der Norm».  Das ist verletzend und das kann nicht der Sinn der Umfrage gewesen sein. Der Aufwand tausender von Menschen, die zweimal ernsthaft bei diesen Befragungen mitgemacht haben, verkommt zu einer Alibiübung. Die Glaubwürdigkeit der Bischofskonferenz steht damit ernsthaft auf dem Spiel.

Bischof Lovey hat bereits zum zweiten Mal in den Medien zu verstehen gegeben, dass er offenbar nicht bereit ist, die Ergebnisse der Humanwissenschaften und der neueren theologischen Forschung  in seine Entscheidungen miteinzubeziehen. Nun zeigt er auch noch, dass er nicht bereit ist, als Vertreter der Schweizer Kirche bei der Bischofssynode in Rom die Überlegungen und Erwartungen vieler Gläubiger in Rom glaubwürdig zu vertreten. Sind sich die Bischöfe bewusst, dass mit solchen Aktionen nicht nur viele Menschen enttäuscht und verletzt werden, sondern letztlich auch die  Glaubwürdigkeit der  Bischöfe und der Kirche  in hohem Masse in Frage gestellt wird?

 

der Vorstand der Pfarrei Inititative

 

Gastbeitrag
5. Juni 2015 | 21:42