Neue Ausgabe WeltWeit: Heimat – Wurzeln eines guten Lebensgefühls

Medienmitteilung

Das neuste Heft von WeltWeit, der Zeitschrift für Entwicklungspartenerschaft und Globale Gerechtigkeit, nimmt die Frage auf, was uns Heimat bedeutet. Denn «Heimat» rückt in Kunst, Politik, Kirche und Gesellschaft  wieder in den Fokus. Wo und warum fühlen sich Menschen (nicht) daheim? Kann man nur eine Heimat haben?

WeltWeit 3/2019 thematisiert die UN-Menschenrechte, welche ein eigentliches Fundament des Lebens und und der Gemeinschaftlichkeit bilden. Einerseits werden sie nach wie vor weiter ausgebaut, andererseits geraten sie unter Druck, vor allem wenn es um die Umsetzungen geht. Wir wagen eine Bilanz.

Wir schauen mit dem Kapuziner Paul Hinder nach Arabien. Denn er ist Bischof und Minderheitenseelsorger für die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Jemen. Hinder spricht über seine Erfahrungen als «Kultur-Fremder», über Denkenshaltungen und Gegensätze in der islamischen Welt. Und auch über die Menschenrechte.

Und das neuste WeltWeit-Dossier widmet sich der Wildtier-Rückkehr bei uns, eine Art Gegenbewegung zum Artensterben. Denn vor noch nicht so langer Zeit ausgestorbene Wildtierarten wie Steinbock, Adler, Biber, Luchs, Wolf und Bär sind zurück. Die «freie» Natur gewinnt Lebensraum zurück und arrangiert sich mit der Zivilisation. WeltWeit fragt, was dies mit unserem Verhältnis zu Tieren und der franziskanischen Schöpfungsspiritualität zu tun hat?

Leseprobe:

Wir sind Schöpfungsgeschwister

Christliche Tierethik und franziskanische Schöpfungsspiritualität begründen eine partnerschaftliche Haltung gegenüber der Tierwelt.

Von Theo Bühlmann

«Wenn das Herz wirklich offen ist für eine universale Gemeinschaft, dann ist nichts und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen», schrieb Papst Franziskus in «Laudato si»: «Jegliche Grausamkeit gegenüber irgendeinem Geschöpf widerspricht der Würde des Menschen. Wir können uns nicht als grosse Liebende betrachten, wenn wir irgendeinen Teil der Wirklichkeit aus unseren Interessen ausschliessen.»

Die Buchautorin Hilal Sezgin stellt in ihrer «Ethik für Tiere» fest: «Menschen und Tiere sind bedürftige, verwundbare, von Wünschen getriebene, empfindende, Ziele verfolgende Wesen, die um ihrer eigenen Zwecke willen leben.» Es entspricht auch der franziskanischen Sichtweise, dass jedes Geschöpf ein Recht auf sein eigenes Leben hat, das der Allgemeinheit nicht beliebig zur Verfügung steht. Und dass des Menschen Glück und Leid keine grössere Bedeutung zukommt das eines anderen Geschöpfes. Oder mit Immanuel Kant gesprochen: Ein Individuum darf nie nur als Mittel für die Zwecke Anderer benutzt werden. Daraus ergibt sich die ethische Selbstverpflichtung, in andere Leben nicht unmässig, willkürlich und schädigend einzugreifen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, wie viele Lebewesen nur zum menschlichen Nutzen – als Fleisch-, Arbeits- und Versuchstiere – vermehrt und gezüchtet werden, so müssen wir uns bewusst werden, welche immensen Eingriffe auf Leben, Artgerechtigkeit, Unversehrt- und Schmerzfreiheit, Würde, Fortbewegung und soziale Interaktion damit passieren. Ja, Menschen berauben Tieren an Vielem, das ihr Leben ausmacht. Während wir Gewalt gegen Menschen und Sachen zu recht als Vergehen einstufen, empfinden wir «Gewalt gegen Tiere» weitgehend als normal oder ignorieren sie. Der kanadische Philosoph Will Kymlicka betont, das Recht auf Leben beruhe in keiner Weise auf dem Wert, den dieses für Andere hat. So fordert Hilal Sezgin einen Perspektivenwechsel, das Tier «nicht von vornherein als Nutztier anzusehen, sondern ihm a priori den Vollzug seines eigenen Lebens» zugestehen. Es ist die Vision einer Menschheit, die sich diese Erde mit anderen Tieren teilen kann und will».

Menschen an die Seite gestellt

Eine ähnliche Auch Franz von Assisi lebte die Überzeugung, dass die Schöpfung zu achten und zu schonen ist. Und berief sich auf Jesus, der im Lukas-Evangelium von den Vögeln sagt, dass ‹Gott nicht einen von ihnen vergisst›. Zahlreich sind die Erzählungen, wie Franziskus Tiere rettet: Waldtauben, gefangene Fische, zwei Lämmer vor der Schlachtung. Würmer las er von der Strasse auf, für Bienen sorgte er, dass sie im Winter nicht starben. Franziskus hielt uns damit den Spiegel vor, schreibt der Kapuziner und Autor Anton Rotzetter: Dass wir etwas weniger selbstbezogen auf die Wirklichkeit schauen. Und das Tier als ernstzunehmender «Schöpfungsbruder» und geliebte «Schwester» sehen lernen. In seiner metaphorischen Rede von Schafen und Wölfen, Schlangen und Tauben, in der Vogelpredigt zeigte Franziskus die Unschuld und Sanftheit, Klugheit und Einfalt im Symbol des Tieres. Die Zähmung des Wolfes von Gubbio weist eigentlich auf die Wandlungsfähigkeit und Bekehrungsmöglichkeit des Menschen. Franziskus schärft unsern Blick, dass Tiere in erster Linie als Partner und nur sehr begrenzt als Besitz zu betrachten sind. Er erinnert an unsere Verantwortung, für ihr Wohl zu sorgen. Und betont unsere Verbundenheit mit allen Mitgeschöpfen. Die Geschichte der Nachtigall steht als Beispiel dafür, dass sie bleibend mit Gott verbunden, ja verehrungswürdig sind.