Mediengespräch über den brennenden Amazonas, Klimakrise und Konzernverantwortung

Medienmitteilung: Am heutigen Medientreffen in Zürich sprachen Vertreter/innen aus der Schweiz und Brasilien anlässlich der am Sonntag beginnenden Amazonassynode. Ernestina Macuxi Indigenenvertreterin, Luis Ventura CIMI, und Geschäftsleiter Bernd Nilles sind sich einig: Die Sorge um das gemeinsame Haus sollte die Welt vereinen.

Gegenwärtig treiben der Klimawandel und die Zunahme menschlicher Eingriffe (Entwaldung, Brände und Landnutzungsänderungen) den Amazonas in Richtung eines Point of no Return, mit hohen Entwaldungsraten, Zwangsvertreibung der Bevölkerung und Umweltverschmutzung. Die Ökosysteme sind gefährdet und der Druck auf die lokalen Kulturen wächst. Schwellenwerte von 4oC Erwärmung oder 40 Prozent Abholzung sind «Kipppunkte» des Amazonasbioms in Richtung Verwüstung oder Wüstenbildung, was einen Übergang in einen neuen biologischen Zustand bedeutet, der in der Regel irreversibel ist. Und es ist mehr als beunruhigend, dass die Entwaldung heute bereits zwischen 15 und 20 Prozent erreicht hat.

In grosser Sorge um das Herz der Welt

Ernestina Macuxi, Soziologin und Vertreterin der indigenen Gemeinschaft der Macuxi, aus dem Norden Brasiliens vom Bundestaat Roraima, erzählte von Landraub und Vertreibung. Der Bundestaat Roraima ist reich an Gold, Diamanten, seltenen Erden zudem sind zwei Wasserwerke geplant. Das alles möchte die brasilianische Regierung lieber heute als morgen zu Geld machen. Leidtragende sind die Indigenen, deren Recht auf Land in der Verfassung garantiert ist, dennoch werden sie vertrieben. Die Amazonasregion ist ihre Heimat und wie sie sagt das Herz der Welt und dieses muss dringend geschützt werden.

89’000 Menschen befragt

Luis Ventura, Anthropologe, Politikwissenschaftler und Laienpriester, wie Ernestina Macuxi auf dem Weg an die Amazonassynode in den Vatikan, hat in den letzten 1 ½ Jahren die Vorbereitungen in Brasilien koordiniert. Insgesamt wurden von der Partnerorganisation REPAM, zu der auch CIMI gehört, mehr als 89›000 Menschen im gesamten Amazonasgebiet befragt. Die grösste je durchgeführte Befragung hat zum Ziel, zu dokumentieren was die Menschen im Amazonasgebiet am meisten beschäftigt. Denn diese Ergebnisse sind für die kommenden Gespräche der Synode von zentraler Bedeutung. Über die Ergebnisse sagt Luis Ventura: «Die meisten Menschen haben Angst vor Minen, Wasserwerken und Brandrodungen. Wirtschaftliche Interessen werden vom aktuellen brasilianischen Präsidenten über alles gesetzt.» Er tritt die Menschenrechte mit Füssen und scheut auch nicht davor zurück gegen die katholische Kirche zu schiessen.

Fastenopfer Geschäftsleiter Bernd Nilles bekräftigte die Wichtigkeit der Amazonassynode und die damit verbundenen Hoffnungen, dass sich Kirche und Gesellschaft an die Seite der Menschen und des Amazonas stellen. «Der Schrei der Armen muss endlich weltweit gehört werden. Es darf nicht sein, dass die Ausbeutung immer weitergeht, um industrielle Bedürfnisse des Nordens und Überkonsum zu befriedigen.» Denn wie alle drei festhielten: «Es ist eine gemeinsame Welt mit einer Natur die allen dient und die Menschen ein Teil davon sind. Verschmutzung von Luft und Wasser, Abholzung und Ausbeutung der Erde betreffen uns alle. Der vom Menschen erzeugte Klimawandel wie die Zerstörung des Amazonas sind schwerwiegende Ungerechtigkeiten.»

Fastenopfer
4. Oktober 2019 | 13:22