Klima und Menschenrechte

Amnesty International unterstützt die Klimastreik-Bewegung

Medienmitteilung

Bern (19. September 2019) – Der Klimawandel hat gravierende Auswirkungen auf die Menschenrechte und ist eine existenzielle Bedrohung, insbesondere für jüngere Generationen. Deshalb unterstützt Amnesty International Schweiz die weltweite Klimastreik-Woche und ruft zur Teilnahme an der grossen nationalen Klima-Demonstration am 28. September in Bern auf.

Amnesty International Schweiz ermutigt ihre Aktivistinnen und Aktivisten an der grossen nationalen Klima-Demonstration am 28. September 2019 teilzunehmen. Die Menschenrechtsorganisation fordert die Behörden und Polizeikräfte auf, die Meinungs- und Versammlungsfreiheit der Teilnehmenden zu respektieren, auch bei denjenigen, die gewaltfreien zivilen Ungehorsam leisten.

«Anhaltende Dürre in Subsahara-Afrika, schwere Wirbelstürme in Südostasien, der Karibik und dem Pazifik: Millionen von Menschen leiden bereits heute unter den Folgen von Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel verstärkt werden», sagte Manon Schick, Geschäftsleiterin von Amnesty International Schweiz. «Der Klimawandel fügt der Menschheit einen solchen Schaden zu, dass er zu einer dringenden Menschenrechtsfrage wird.»

«Für jüngere Generationen sind die Gefahren des Klimawandels das wichtigste Menschenrechtsthema überhaupt. Seine Folgen werden jeden erdenklichen Aspekt ihres Lebens prägen. Die Untätigkeit der meisten Regierungen, trotz überwältigender wissenschaftlicher Erkenntnisse, ist wahrscheinlich die schwerste generationenübergreifende Menschenrechtsverletzung in der Geschichte», sagte Manon Schick. «Deshalb unterstützt Amnesty International die Jugend-Klimabewegungen und fordert die Regierungen auf, dringend Massnahmen zu ergreifen, um die globale Erwärmung zu stoppen.»

Amnesty International ruft die Staaten dazu auf:

«»¢          alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um einen Temperaturanstieg von über 1,5 Grad Celsius zu verhindern;

«»¢          Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 auf null zu reduzieren, wobei die reichen Länder dieses Ziel schneller erreichen müssen: Bis 2030 müssen die globalen Emissionen im Vergleich zum Niveau von 2010 um die Hälfte reduziert sein;

«»¢          den Einsatz fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) so schnell wie möglich zu stoppen;

«»¢          sicherzustellen, dass die ergriffenen Klimamassnahmen die Menschenrechte nicht verletzen und Ungleichheiten nicht vergrössern, sondern verringern;

«»¢          sicherzustellen, dass alle Personen, insbesondere diejenigen, die vom Klimawandel oder dem Ãœbergang zu einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe betroffen sind, Zugang zu umfassenden Informationen über die Ereignisse haben und an Entscheidungen über ihre Zukunft mitwirken können;

«»¢          mit anderen zusammenzuarbeiten, um die Last des Klimawandels zu teilen: Reiche Länder müssen andere unterstützen;

«»¢          das Recht der Klimaaktivistinnen und -aktivisten auf Versammlungs- und Meinungsäusserungsfreiheit zu respektieren und keine unverhältnismässige Gewalt anzuwenden; dies gilt auch bei gewaltfreiem zivilen Ungehorsam.

Folgende Menschenrechte sind durch die globale Erwärmung direkt bedroht:

Recht auf Leben – Mit dem Klimawandel drohen nicht nur extreme lebensbedrohliche Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände. Gemäss Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden zwischen 2030 und 2050 voraussichtlich 250’000 Menschen pro Jahr als Folge des Klimawandels an Malaria, Unterernährung, Durchfall und Hitzestress sterben.

Recht auf Gesundheit – Die schwerwiegendsten gesundheitlichen Folgen des Klimawandels werden gemäss Weltklimarat IPCC das erhöhte Verletzungs-, Unterernährungs-, Krankheits- und Todesrisiko sein. Sie werden verursacht durch Hitzewellen, Waldbrände, rückläufige Nahrungsmittelproduktion und Probleme bei der Wasserversorgung.

Recht auf eine angemessene Unterkunft – Der Klimawandel bedroht das Recht auf eine angemessene Unterkunft durch extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Waldbrände, Dürre, Erosion und den Anstieg des Meeresspiegels.

Recht auf Wasser und Zugang zu Sanitätseinrichtungen – Schnee und Eis schmelzen, es gibt weniger Niederschläge und die Temperaturen sowie der Meeresspiegel steigen. Dies zeigt, dass der Klimawandel die Wasserressourcen sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht beeinflusst. Schon heute haben mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der Klimawandel wird die Situation noch verschärfen. Extreme Wetterereignisse wie Orkane und Überschwemmungen beeinträchtigen die Wasserinfrastruktur und sanitäre Einrichtungen, lassen verunreinigtes Wasser zurück und begünstigen so die Verbreitung von Krankheiten.

Amnesty International
19. September 2019 | 14:24