Katholische Kirche startet Kampagne «Mehr good news»

In diesen Tagen treffen bei den rund 2000 Pfarreien der katholischen Kirche in der Schweiz die Plakate und Unterlagen zur Kampagne «Mehr good news» ein. Damit will die Kirche im Rahmen des jährlichen Mediensonntags (16. Mai) zu einem kritischen Nachdenken über die Medien anregen – und sich auch selbst der Kritik stellen. Die Aktion wird von der bischöflichen Kommission für Kommunikation und Medien getragen.

Bereits im Vorfeld hat die vom renommierten Zürcher Grafiker Beda Achermann gestaltete Kampagne «Mehr good news» ein grosses Medienecho ausgelöst, da sie in einer Zeit startet, in der die katholische Kirche selbst im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen vor allem mit «bad news» von sich reden macht. Zu meinen, die Kirche wolle jetzt mit der Kampagne ihr angeschlagenes Image wieder aufpolieren, ist nach Ansicht der Verantwortlichen jedoch völlig falsch: «Es ging uns nie um eine Imagekampagne», betont Werner De Schepper, Journalist und Vizepräsident der bischöflichen Medienkommission.

Abt Martin Werlen von Einsiedeln, Medienverantwortlicher der Schweizer Bischofskonferenz, schreibt im Begleitbrief zu den Unterlagen der Kampagne: «Es ist Aufgabe unserer Kirche, das Evangelium – eben die gute Nachricht – zu verkünden. Wir tun dies in vielfältiger Weise. Deshalb gehen die Schweizer Bischöfe in die Offensive: Gemeinsam mit Ihnen setzen wir uns ein für mehr Platz für die gute Nachricht.» Auch Abt Martin Werlen betont: «Zur Zeit ist die Kirche mit schlechten Nachrichten in den Schlagzeilen. Nur wenn wir uns den Hintergründen zu diesen Nachrichten ehrlich stellen, können die guten Nachrichten wieder den ihnen gebührenden Platz erhalten.»

Aus aktuellem Anlass wurden die bereits druckfertigen Unterlagen zur Kampagne nochmals überarbeitet, vor allem die Materialien zur Vorbereitung des Gottesdienstes am Mediensonntag. Im Predigtentwurf schreibt der frühere Zürcher Weihbischof Peter Henrici: «Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Haiti, Kriege wie der in Afghanistan, Skandale wie der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen auch in unserer Kirche: «Bad news» aller Art beherrschen die Schlagzeilen der Medien. Natürlich ist es die Aufgabe der Medien, darüber offen und ehrlich zu berichten. In der der Überfülle von schlechten Nachrichten gehen aber die guten Nachrichten leider oft verloren: die Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Welt, erfüllt von der guten Nachricht des Evangeliums.» Mit der in den Gottesdiensten des Mediensonntags durchgeführten Kollekte wird die kirchliche Medienarbeit unterstützt.

Die Kirche will also mit der Kampagne «Mehr good news» zum kritischen Nachdenken über die modernen Massenmedien anregen, aber auch ihre Bereitschaft zur Selbstkritik betonen. Werner De Schepper: «In etlichen Gesprächen mit engagierten Christinnen und Christen habe ich erfahren, dass der Slogan unserer Kampagne auch als Ventil für ein kritisches Nachdenken über die Kirche selbst dient. Denn wir können nur glaubwürdig über gute Nachrichten sprechen, wenn wir die schlechten nicht verdrängen!»

Die Kampagne erschöpft sich aber nicht in Plakaten und Gottesdiensten. Denn es geht nicht um Image, sondern um Taten. Auf dem Internet will die Kirche gute Nachrichten von guten Taten sammeln und so ein kleines Gegengewicht zur Medienwelt setzen, welche den Wert von News an Konflikten und Skandalen misst. Alle sind eingeladen, good News zu melden: www.mehr-good-news.ch

Schweizer Bischofskonferenz SBK
22. April 2010 | 15:03