Jesuiten freuen sich über Seligsprechung von P. Philipp Jeningen SJ

München – Der Jesuitenorden freut sich über die Nachricht, dass Papst Franziskus ein Pater Philipp Jeningen SJ zugeschriebenes Wunder anerkennt. Damit steht der Seligsprechung des «guten Pater Philipp», der im 17. Jahrhundert als Volksmissionar wirkte, nichts mehr im Weg.

«Es ist für uns etwas Besonderes, dass einem unserer Mitbrüder diese Ehre zuteil wird», sagte Provinzial P. Bernhard Bürgler SJ. «Im Ignatianischen Jahr, in dem wir uns an die Bekehrung des Ignatius vor 500 Jahren erinnern, ist dies für uns alle ein großes Geschenk.»

Der am 5. Januar 1642 in Eichstätt geborene und 1663 in den Jesuitenorden eingetretene Philipp Jeningen sah sich nach dem Vorbild des Hl. Franz Xaver als Missionar berufen. Der Orden wies ihm jedoch die Ostalb im Süden Deutschlands als Missionsgebiet zu und schickte ihn als Pilgerseelsorger nach Ellwangen, wo er auf dem Schönenberg eine neue Wallfahrtskirche errichtete. Von dort aus war er als Volksmissionar in den Bistümern Augsburg, Eichstätt und Würzburg tätig. Er starb am 8. Februar 1704 und in der Basilika St. Vitus in Ellwangen bestattet.

«Pater Philipp Jeningen lebte ganz aus der Spiritualität der ignatianischen Exerzitien und half dadurch vielen Menschen, sich vom Gott ihres Lebens erneuern zu lassen», so P. Bürgler. Durch einfache Predigten, einen überzeugenden Lebensstil und Menschenfreundlichkeit hatte er eine große Ausstrahlung. «Die Menschen spürten, dass er glaubte, was er sagte, und – das war vielleicht noch wichtiger – dass er nichts von ihnen forderte, was er nicht selber tat und im Übermaß tat.»

Der Provinzial lädt alle Jesuiten und die Ignatianische Familie ein, die bevorstehende Seligsprechung zum Anlass zur Erneuerung des Lebens und Arbeitens aus dem Geist der Exerzitien zu nehmen. «Der pilgernde Philipp Jeningen und sein missionarischer Eifer möge uns Vorbild darin sein, jederzeit dorthin aufzubrechen, wo wir der auf der Gerechtigkeit, dem Glauben und der Solidarität mit den Armen basierenden Versöhnung mehr dienen können.»

Der Seligsprechungsprozess wurde bereits 1945 eingeleitet, der so genannten «heroische Tugendgrad» 1989 festgestellt. Entscheidend für das Plazet des Papstes war eine «nicht erklärbare Heilung» eines Mannes aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart von einer unheilbaren Krankheit aufgrund der Fürbitten seiner Verwandten zu Pater Jeningen.

P. Philipp Jeningen SJ (1642-1704): Volksmissionar und Mystiker

Johann Philipp Jeningen wurde am 5. Januar 1642 in der Eichstätter Dompfarrei getauft. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, es dürfte es jedoch in nur geringem zeitlichen Abstand zu seinem Taufdatum liegen. Philipp Jeningen wuchs als viertes Kind von elf Kindern des Goldschmieds und Bürgermeisters Nikolaus Jeningen und seiner Frau Anna Maria in einfachen Verhältnissen in der vom Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstörten Stadt Eichstätt auf.

Von 1651 bis 1659 besucht er dort das Jesuitengymnasium. 1654 wird er in die Marianische Kongregation aufgenommen. Bereits mit 14 Jahren hegt Philipp den Wunsch, Jesuit zu werden. Nach Abschluss des Gymnasiums erwirbt er in einem zweijährigen Studium den Magistergrad in Philosophie (1659-1661). Mit 21 Jahren tritt Phillip 1663 in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Im Mittelpunkt seiner Ausbildung steht die Einführung und Einübung in das Ordensleben, vor allem durch die geistlichen Übungen des heiligen Ignatius.

Von 1668 bis 1672 studiert Philipp Jeningen Theologie in Ingolstadt. Im Hl. Franz Xaver sah er sein großes missionarisches Vorbild. Mehrere Briefe an seine Ordensoberen aus dieser Zeit, aber auch aus späteren Jahren belegen seinen Wunsch, als Missionar auf andere Kontinente entsandt zu werden. Dieses Herzensanliegen sollte sich später jedoch auf andere Weise erfüllen.

1672 wird er im Dom zu Eichstätt zum Priester geweiht. Die nächsten sieben Jahre (1673-1680), wirkt Philipp Jeningen als Lehrer in Mindelheim und Dillingen. 1677 legt er Seine Letzten Gelübde ab und gehört damit endgültig als Profess dem Jesuitenorden an.

1680 wird Pater Philip nach Ellwangen gesendet. Dort obliegt es ihm zunächst vor allem im Marien-Wallfahrtsort auf dem Schönenberg sowie in der Stiftskirche, der heutigen Basilika St. Vitus, die Beichte zu hören. In einem Brief bezeichnet er als sein Hauptanliegen im Dienst an den Mitmenschen «dem Nächsten Gott, Jesus und die Gottesmutter ins Herz einzuprägen», ihn aus der Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit herauszuführen und ihm zu einem herzlichen, von Herzen kommenden Verhältnis zu Gott, Jesus Christus und der Gottesmutter zu verhelfen. Gerade die Beziehung zu Maria, ihre Nähe, die er insbesondere in der Anbetung erfährt, prägen seine Spiritualität.

Um dem Zustrom der Wallfahrer, die auf den Schönenberg pilgern, gerecht zu werden, regt Pater Philipp an, die dortige Kapelle durch eine große Wallfahrtskirche zu ersetzen. Der Bau der Kirche wird verwirklicht, nachdem die Stadt 1681 nach einem Gebetsversprechen an Maria von einem Großbrand verschont bleibt.

Seine Grabinschrift im Kreuzgang der Basilika bezeichnet Pater Philipp als «ein im Ellwanger Bezirk und weit in der ganzen Umgegend in vier Bistümern als unermüdlicher Missionar.» Tatsächlich macht die Tätigkeit als Missionar sein eigentliches Wirken aus. Die Katholiken, die in den benachbarten protestantischen Gebieten um Ellwangen lebten, hatten keine eigenen Seelsorger. Auch die katholischen Orte benötigten Unterstützung. Fürsorge für die Kranken, Sakramentenspendung, Beichte und Katechese waren die pastoralen Schwerpunkte seiner Missionstätigkeit im damaligen Grenzgebiet zwischen den Bistümern Augsburg, Würzburg, Konstanz und Eichstätt.

Seine asketische Lebensführung, zu der auch strenges Fasten und körperliche Bußübungen gehörten, schwächten seine ohnehin labile Gesundheit zunehmend. Wenige Tage vor seinem Tod am 8. Februar 1704, beginnt er seine letzten Exerzitien. Sie haben ihn durch sein gesamtes Ordensleben begleitet. Aus ihrem Geist hat er gelebt und gewirkt und in ihrem Geist ist er auch gestorben.

Bei den Menschen in Ellwangen und Umgebung hat das Wirken von Pater Philipp Jeningen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sein Verhältnis zu Gott und zu den Menschen war stets geprägt von lebendiger und herzlicher Zuwendung. Bald nach seinem Tod setzte seine Verehrung ein, die auch die Aufhebung der Societas Jesu 1773 in Ellwangen überdauerte. Heute pilgern jeden Sommer vor allem junge Menschen unter dem Namen «Action Spurensuche» in einer fünftägigen Wallfahrt von Eichstätt nach Ellwangen.

Deutsche Region der Jesuiten
19. Juni 2021 | 18:19