Im Einsatz für die Schöpfung

Medienmitteilung

Steyler Missionare engagieren sich weltweit für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt und den Ressourcen unseres Planeten. Im Rahmen unserer Themenwoche zur Bewahrung der Schöpfung stellen wir ausgewählte Projekte vor.

Nirgends auf der Erde sind die Regenwälder so artenreich, die Schmetterlinge so bunt, die Orchideen so exotisch. Borneo, die drittgrößte Insel der Erde, gilt als Inbegriff biologischer Vielfalt. Orang-Utans und Nasenaffen sind hier zu Hause, 15.000 Gefäßpflanzen, 222 Säugetierarten. Ein blühendes Paradies, zweimal so groß wie Deutschland, mitten im Malaiischen Archipel.

Die andere Seite dieses Paradieses bekommt Pater Paulus Rahmat zu Gesicht, wenn er unterwegs ist nach Long Bentuk, einem kleinen Dorf im Landesinneren von Ost-Kalimantan. «Da ist nichts Lebendiges und Natürliches mehr, soweit das Auge reicht», berichtet der Steyler Missionar. «Rechts und links nur endlose Ölpalmen- und  Nutzholzplantagen sowie die riesigen Trichter und Schutthügel des Kohletagebaus.»

Mitte des 19. Jahrhunderts waren noch 90 Prozent der Landfläche Borneos mit Wäldern bedeckt. Heute sind es nur noch knapp über 50 Prozent. Allein von 1985 bis 2007 verlor Borneo pro Jahr im Schnitt 86.000 Hektar Wald. Die Areale werden zum Spekulationsobjekt der Palmöl- und Zellstoffindustrie.

«Schwere Maschinen, Traktoren und anderes modernes Gerät sind in das Stammesgebiet der Modang eingedrungen», sagt Pater Paulus Rahmat. «Für die Menschen hier ist es wie ein Angriff durch kreischende Monster, denen sie ausgeliefert sind. Nach dem Angriff der Waldfresser bleiben sie in einer durch Überflutung, Erosion und Vergiftung zerstörten Natur zurück.» Jahrhundertelang hat die einheimische Bevölkerung in Kalimantan im Einklang mit der Natur gelebt. In ihrem Umweltgiftreport 2013 erklärten Green Cross Schweiz und das Blacksmith Institut den indonesischen Teil der Insel Borneo zu den inzwischen schmutzigsten Gegenden der Erde.

Gegen den Widerstand

Die Spuren von Klimawandel und Umweltverschmutzung sind allgegenwärtig in den rund 80 Ländern, in denen die Steyler Missionare wirken. Von zunehmenden Dürreperioden berichten Missionare aus Kenia, immer heftigere Taifune halten jährlich die Steyler Gemeinschaften auf den Philippinen in Atem. Im brasilianischen Santarém mussten die Missionare mitansehen, wie der US-Konzern Cargill 2011 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Missionshaus eine illegale Soja-Verladestation errichten ließ. Täglich werden dort Ozeanriesen mit dem Ertrag abgeholzter, abgebrannter und per Bulldozer freigelegter Flächen beladen.

Im Kampf gegen Cargill erhielten einige Missionare sogar Morddrohungen – und gingen dennoch weiter auf die Straße. Nicht einschüchtern lässt sich auch Pater Simon Suban Tukan und protestiert mit indigenen Einwohnern der indonesischen Insel Flores gegen ein lokales Bergbauunternehmen. Bei der Auflösung eines Sitzstreiks vor wenigen Monaten schlugen lokale Polizeikräfte den Steyler Missionar krankenhausreif. Sein Engagement gegen die Ausbeutung der Bodenschätze von Flores, durch die der Lebensraum der Lokalbevölkerung zerstört wird, geht trotzdem weiter. Ebenso der Einsatz Steyler Missionare auf den Philippinen gegen den Abbau von schwarzem Sand: Während vor Ort chinesische und koreanische Investoren im Cagayan-Distrikt die Strände abtragen, vernichtet das steigende Wasser die Ernte der Bauern vor Ort.

«Es gehört zu unserer Pflicht als Kirche, uns aktiv für den Umweltschutz einzusetzen», bringt der Steyler Missionar Ludwig Kaut das Steyler Engagement für die Bewahrung der Schöpfung auf den Punkt. «Im Buch Genesis steht, dass wir verantwortlich sind für die Welt, die Gott uns gegeben hat. Kirche ist Leben und nicht Tod. Wir müssen uns gegen alles einsetzen, was Tod produziert.» Auch Kaut, der sich seit vielen Jahren beharrlich gegen jede Schädigung des Amazonas-Regenwaldes stemmt, hat sich mit seinem Einsatz nicht nur Freunde gemacht. Gemeindepolitiker und Konzernbosse beschimpfen ihn als Unruhestifter. Trotzdem hält er an seinem Credo fest: «Gott vergibt immer. Der Mensch vergibt selten. Aber die Natur vergibt nie. Im Gegenteil: Sie rächt sich. Und das kriegen wir zu spüren.»

Engagement in Wort und Tat

Ludwig Kaut begnügt sich nicht damit, der lokalen Holz-Mafia von der Kanzel aus den Kampf anzusagen. Überall im Amazonasgebiet hat er mit Freiwilligen Gärten angelegt, in denen unter ökologischen Gesichtspunkten typische Heilpflanzen der Region kultiviert werden: Die Gemeindemitglieder sollen lernen, die heimische Natur wertzuschätzen und zu bewahren. Eine ähnliche Initiative unterstützt der Steyler Bischof John Barwa in seiner indischen Erzdiözese Cuttack-Bhubaneswar: Gemeinsam mit «Unberührbaren» aus dem indischen Kastensystem legen Mitarbeiter des Entwicklungsnetzwerks Jan Vikas Pflanzgärten an, in denen traditionelles Saatgut zum Einsatz kommt.

Während die Steyler Missionsschwester Maria Ruth Christian und ihr Team in Ecuador erfolgreich Kinder und Jugendliche für Mülltrennung sensibilisieren, pflegen Landwirtschaftsschulen der Steyler Missionare ökologische Aufklärungs- und Bildungsarbeit im großen Stil. Etwa in Paraguay, wo der Schweizer Bruder Thomas Hasler in Curuguaty mit seinen 180 Schülerinnen und Schülern derzeit 110 Hektar Land bestellt. Neben dem «normalen» Schulunterricht bauen die Nachwuchs-Landwirte dort unter ökologischen Gesichtspunkten Mais und Bohnen, Reis und Mandioka, Erdnüsse und Sonnenblumen, Raps und Hafer an. In einer Baumschule züchten sie heimische Bäume, Zitrusfrüchte, zusätzlich Mateteepflanzen – damit sie lernen, wie man Urwald wieder aufforsten kann. «Wir wollen unsere Schüler dafür sensibilisieren, Naturreserven zu bewahren und gezielt zu nutzen, ohne sie zu zerstören», erklärt Bruder Hasler.

Ein ähnliches Projekt der Steyler Missionare in Bolivien befindet sich derzeit im Aufbau – eine Modellfarm, deren Gewinn künftig in die Sozialprojekte der Steyler vor Ort fließen soll. Speziell jungen Frauen greift eine Musterfarm der Steyler Missionsschwestern in der Hochebene Äthiopiens unter die Arme: Sie vermittelt ihnen, wie man kompostiert und Vieh züchtet, Wasserlöcher anlegt und trockenresistente Pflanzen anlegt. Ein Wissen, das in den extremen Dürreperioden der Region überlebenswichtig ist.

Zeugnis geben, Vorbild sein

Zu den beherzten Umweltinitiativen der Steyler gehört das Engagement für bedrohte Tierarten – etwa den Koboldmaki auf der Insel Bohol und den Komodowaran auf der Insel Flores – genauso wie der Einsatz von erneuerbaren Energien in Missionsprojekten. So sorgen etwa große Sonnenkollektoren auf dem Dach des Steyler Pfarrhauses im tansanischen Simanjiro dafür, dass die benachbarte Massai-Krankenstation mit Strom versorgt wird. Dass Umweltschutz im Kleinen anfängt, zeigen die Steyler Missionsschwestern in Quito – und nutzen das Abwasser ihrer Waschmaschine als Toilettenspülung.

Die Wüste wird blühen

Und auf der Insel Borneo? Vor einigen Jahren haben die Steyler Missionare ein Wiederaufforstungsprojekt rund um Long Bentuk ins Leben gerufen – in einem Gebiet mit der Größe von knapp 30 Fußballfeldern. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern haben sie Tausende neuer Bäume gepflanzt – unter ihnen Kautschuk und Eisenholz, aber auch lokale Sorten wie Sengon, Kapur und Meranti. «Inmitten dieses neuen Waldes haben wir ein kleines Farmhaus gebaut, in dem sich regelmäßig lokale Bauern-, Frauen- und Jugendgruppen treffen», erklärt Pater Paulus Rahmat. «In Kursen lernen sie, wie sie ihr Land unter ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaften können – und welche rechtlichen Mittel ihnen zur Verfügung stehen, um ihr Land gegenüber den großen Holz- und Bergbaukonzernen zu verteidigen.» Der Angriff der «Waldfresser»: Rund um die Paulusgemeinde der Steyler in Ost-Kalimantan ist er vorerst abgewehrt.

Autoren: Markus Frädrich, Xaver Schorno und Rebecca Frank

Online spenden können Sie unter www.steyler-mission.de

Steyler Missionare
31. August 2015 | 13:21