Grosser Zuwachs bei Seelsorge.net

Medienmitteilung

Die Anfragen bei der kostenlosen und qualitativ hochstehenden Email-Seelsorge der Schweizer Kirchen nimmt rasant zu. Seelsorge.net verzeichnet im ersten Halbjahr 2020 eine Zunahme von über 40%. Das Beratungs-Team wird deshalb markant erweitert. Viele Anfragen weisen darauf hin, dass die Gegenwart des Corona-Virus und die verschiedenen Eindämmungs-Massnahmen einen grossen Einfluss auf die mentale und seelische Gesundheit der Menschen haben.

Seit mehr als zwei Jahren setzt Seelsorge.net auf Online-Werbung. Die stete Optimierung der Online-Strategie führte zu unerwarteten Erkenntnissen. Die Nachfrage nach vertrauensvoller und qualitativ hochstehender Email-Seelsorge scheint um einiges höher als bisher angenommen. Je mehr Seelsorge.net im Netz auf sich aufmerksam macht, desto mehr Anfragen treffen ein.

Bei den Anfragen handelt es sich um Menschen in psychischer Not, die Hilfe und Begleitung suchen – anonym, kostenlos und kompetent. Anfang März entschied die ökumenische Trägerschaft deshalb, das ehrenamtlich tätige, 21-köpfige Seelsorgeteam zu erweitern, um mit vergrösserten Kapazitäten deutlich mehr Menschen in Not begleiten zu können. Entsprechende Stelleninserate wurden geschaltet. War die Rekrutierung neuer Seelsorgerinnen in der Vergangenheit eher schwierig, so änderte sich das grundlegend in der Corona-Zeit: Seelsorge.net erhielt knapp 20 Bewerbungen von erfahrenen und hochqualifizierten Seelsorgerinnen, Psychotherapeutinnen und Beraterinnen. Der Rekrutierungsprozess fiel in die Shutdown-Zeit und musste via Videokonferenzen und Telefonate durchgeführt werden. Elf Kandidatinnen schafften es in die engere Auswahl und nahmen am internen Einführungskurs teil – wiederum per Videokonferenz. Neun davon wurden Ende Mai offiziell ins Team aufgenommen und nahmen Anfang Juni die Arbeit auf.

Zunahme der Mailkontakte um 42%

Im gesamten ersten Halbjahr hat das aktuell neu 30-köpfige Team deutlich über 3500 Emails an Menschen in Not geschrieben. Im Vergleich zur selben Periode im Vorjahr bedeutet dies 2 eine Zunahme von 42%. Das Covid-19-Virus und die Pandemiemassnahmen spielen sicher eine grosse Rolle bei dem Zuwachs, jedoch nicht nur, wie die Erfahrungen aus der Online-Werbestrategie zeigten. Ab April nahm die Anzahl der Erstanfragen – also erste Kontaktaufnahme von User*innen – deutlich zu und stieg bis Ende Juni weiter an. Mit dem vergrösserten Team ist Selsorge.net nun bestens für die grosse Anfrage gewappnet und kann auch längerfristig mehr Menschen in Not kompetent, kostenlos und anonym begleiten.

Corona beeinflusst die mentale Gesundheit der User*innen

Selten waren die Pandemie und ihre Konsequenzen alleinige Auslöser für die Kontaktaufnahme bei Seelsorge.net, vielmehr spielte Corona eine zusätzliche Rolle in der schon bestehenden Situation. Vicky, eine langjährige Seelsorgerin bei Seelsorge.net, beschreibt dies: «Seit Corona habe ich festgestellt, dass sich mehr Menschen von ihren persönlichen Themen herausgefordert fühlten. Schwierige Beziehungen wollten geklärt, familiäre Konflikte gelöst werden und unbefriedigende Situationen allgemein hinterfragt und neue Lösungen gesucht werden. Corona spielte bei der Suche nach Veränderungen oft insofern eine Rolle, weil die Massnahmen weniger Möglichkeiten zuliessen.» So schrieben ihre User*innen zum Beispiel: «Wie soll ich jetzt einen neuen Job finden, obwohl ich mich im jetzigen ausgenutzt fühle?» oder ein Familienvater: «Wir sind erst kürzlich in die Schweiz gezogen und vermissen den Kontakt zu unserer alten Umgebung, den Freunden, der Familie sehr. Wir fühlen uns so auf uns selbst gestellt und neue Kontakte sind schwer zu knüpfen, da ich im Homeoffice arbeite.» Oder eine weitere Userin: «Für mich wäre die Scheidung ein wichtiger Akt, um vorwärts schauen zu können. Aber alles ist lahmgelegt.»

Seelsorge.net bietet Prozessbegleitung über Zeit

Was Seelsorge.net speziell auszeichnet, ist die Prozess- und Beziehungsorientierung. Im Vergleich zu anderen Angeboten via Telefon oder Chat, wo Menschen in Not unmittelbare Antworten erhalten, ist Seelsorge.net auf eine prozessorientierte Beratung spezialisiert, in der eine vertrauensvolle Beziehung mit der oder dem Seelsorgerin aufgebaut wird. Einige User*innen nutzen dieses Angebot über längere Zeit und stehen mit ihrem oder ihrer Seelsorgerin über mehrere Jahre in Kontakt. So gelangte kürzlich eine Userin nach über sechs Jahren wieder an Seelsorge.net: «Vor einiger Zeit habe ich hier mein Herz ausgeschüttet und sehr wertvolle Tipps und Gedanken mit auf den Weg bekommen. Nun wollte ich mich erneut an meine damalige Begleitperson wenden und Hilfe holen. Ich würde sehr gerne wieder mit dieser Frau kommunizieren. Aber vielleicht geht das nach längerer Zeit gar nicht mehr?» Bei Seelsorge.net ist dies möglich. Was jedoch auch nach mehreren Jahren der Begleitung bleibt, ist die Anonymität. Die Seelsorgerinnen von Seelsorge.net nutzen alle einen Alias und bleiben anonym. Die User*innen ihrerseits entscheiden selber, wieviel sie von sich preisgeben, wie etwa Alter, Geschlecht oder Religion. Die technische Plattform, auf welcher die Beratungsmails laufen, gewährt bestmögliche Datensicherheit und Anonymität für die User*innen.

Gastbeitrag
29. August 2020 | 08:51