Generalversammlung der VOS’USM in Sitten VS, 26. – 28. Juni 2017

(Vereinigung der Höhern Ordensobern der Schweiz)

Im geschäftlichen Teil dieser Versammlung beschäftigte man sich mit Fragen und Entscheidungen, die die schnellen Veränderungen der Ordenslandschaft herausfordern. Ein Anliegen, das seit einigen Jahren alle Ordensgemeinschaften (Überalterung, wenige Berufungen, Zusammenschluss mit anderen Einheiten im Ausland usw.) beschäftigt, ist die Vereinfachung der Struktur der verschiedenen Vereinigungen. Die Zielvorstellung ist, dass es künftig nur noch einen einzigen Dachverband geben sollte, der die Anliegen aller Ordensgemeinschaften nach aussen hin vertritt. Dass dies nicht so einfach ist, zeigte auch diese Generalversammlung. Immerhin wurde beschlossen, dass sich für den Anfang die drei grössten Vereinigungen (VOS’USM auf Seiten der Männer, VONOS und USMSR auf Seiten der Frauen) zu einer einzigen zusammenschliessen ohne aber das Ziel eines gemeinsamen Dachverbandes aus den Augen zu verlieren. Der Mitgliederrückgang in der VOS’USM verlangt auch ein neues Finanzierungsmodell, damit die Arbeit der Vereinigung mit dem dazugehörigen Sekretariat gesichert ist. Darum erhielt der Vorstand schon in der letztjährigen GV den Auftrag, ein solches Modell auszuarbeiten. Dieser Vorschlag wurde durch konstruktive Voten etwas modifiziert, so dass nun für die nächsten Jahre budgetiert werden kann. Die Berichte der verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern der Ordensvereinigungen und der Vertreter und Vertreterinnen der vielen Arbeitsgruppen und kirchlichen Gremien zeigten, dass man sich der schnellen Veränderungen im Ordensleben bewusst ist, dass man im Suchen nach Antworten darauf nicht alleine steht und dass es auch viele erfreuliche Initiativen und Projekte gibt, die zukunftsweisend sind. Der gegenseitige Austausch von Erfahrungen im Umgang mit Veränderungen und Neuorientierung ist bereichernd und hilfreich. Ein aktuelles Beispiel einer solchen Veränderung mit tiefgreifenden Folgen ist die Neuzuordnung der Tessiner Kapuziner zur lombardischen Provinz Mailand. Somit entsteht im Tessin eine «Custodia» der Mailänder Provinz. Im Tessin erhoffen sich die Kapuziner, ihre Präsenz und ihre Aufgaben in der Pastoral sichern zu können. Die Frage lautet, wie dann auch künftig der Kontakt und Austausch mit der VOS gestaltet werden kann. Der Umgang mit dem Thema «Sexuelle Übergriffe» ist offen und ehrlich, die Bemühungen um Aufarbeitung und Aufklärung und der Wille, sich der Problematik zu stellen, sind durch alle Gemeinschaften hindurch vorhanden. So hatte die VOS’USM als Vereinigung schon an der vorletzten GV beschlossen, den Genugtuungsfonds für verjährte Fälle mit zu unterstützen und auch die Einladung an die einzelnen Gemeinschaften, dabei mitzuhelfen, hat die Erwartungen weit übertroffen. Der Präsident dankte für die erfahrene Solidarität und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese weiterhin Bestand haben solle. In der Versammlung wurde allen bewusst, dass uns dieses Thema weiter beschäftigen wird und dass Information, Aufklärung und Weiterbildung die Zukunft prägen werden.

Im zweiten Teil der GV widmete sich die Versammlung einer Weiterbildung im Rahmen des Jubiläumsjahres «Mehr Ranft» zu Bruder Niklaus von Flüe. Eine Persönlichkeit am Vorabend der Reformation, erfolgreich in Beruf und Familie, Gottsucher und Visionär. Die Frage stand im Zentrum, was er uns Menschen des religiösen und geweihten Lebens für Impulse geben kann. Fragen um die prophetische Dimension unserer eigenen Berufung, unserer Sendung, der heutigen Gesellschaft zu dienen und unserem Willen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu verstehen. Die zwei Referenten Johannes Schleicher und Nicolas Buttet verstanden es, uns Bruder Klaus näher zu bringen. Es braucht auch heute ein Zeugnis, dass Gott bei uns Menschen ist, ein Zeugnis, das auch in den verschiedenen Charismen unserer Gemeinschaften steckt und nach Aktualisierung verlangt. Gegen Abend rundete ein Besuch der über 1500 Jahre alten Abtei St-Maurice mit hervorragender Führung der Anlage und des Tresors ab, verbunden mit einem Abstecher zu den Mauritius-Schwestern in «La Pelouse» (Bex VD).

Die Ordensgemeinschaften sind eingebettet in das Gesamt der katholischen Kirche der Schweiz. Dies kam auch durch den Besuch der GV durch den Nuntius S.E. Mgr. Thomas E. Gullickson und den Vertreter der Schweizerischen Bischofskonferenz, S.E. Mgr. Valerio Lazzeri, Bischof von Lugano, zum Ausdruck. Ordensleute im Dienste der diözesanen Pastoral ist die eine Realität, eine andere, dass die Ordensgemeinschaften auf Grund ihres eigenen Charismas und ihrer eigenen Sendung das religiöse Leben in der Schweiz in unverzichtbarer Weise mitprägen. Die beiden Anliegen besser miteinander zu verbinden bedingt einen intensiveren Austausch zwischen Diözesanverantwortlichen und Ordensobern.

P. Adrian Willi SAC