Gemeinsame Abschlusserklärung: Europäisches Treffen der Basisgemeinschaften

Medienmitteilung: Die Christlichen Basisgemeinden von Italien, Frankreich, Spanien, Österreich, Belgien und der Schweiz haben sich vom 21. – 23. September 2018 in Rimini zu ihrem 10. Europäischen Treffen unter dem Titel «ChristInnen für eine gerechtere Welt und eine arme Kirche» versammelt.

Wir können unsere Tagung, die dem Thema der Armut gewidmet war – gegründet auf das Leben der Gemeinde, wie es Jesus von Nazaret verkündet hat, und angesichts der dramatischen Ereignisse, die unseren Kontinent in Bezug auf den Umgang mit den Armgemachten, insbesondere den MigrantInnen, kennzeichnen – nicht beschliessen, ohne unsere tiefe Empörung darüber zum Ausdruck gebracht zu haben, wie die «Festung Europa» mit den Problemen der Einwanderung umgeht.

Der europäische Kontinent, der sich immer mit seinen Ursprüngen und seiner christlichen Kultur gebrüstet hat, errichtet heute, in scharfem Kontrast zur Botschaft des Evangeliums, die in den Verarmten die Gestalt Christi selbst sieht, Stacheldrahtzäune und Schutzwälle. Tausende von Verzweifelten, die Krieg, Verfolgung und Hunger an unsere Küsten getrieben haben, werden zurückgewiesen oder auf unwürdige Art in «Aufnahme»zentren verwahrt.

Von 2014 bis heute haben mehr als 16’000 MigrantInnen ihr Leben im Mittelmeer, das zu einem Meer des Todes geworden ist, verloren.

Der Wind des Nationalismus und Populismus, der stark in allen Ländern weht, schürt das Feuer der Intoleranz und des Rassismus’ und fördert, ohne wirkliche Gründe, die Angst vor dem «Anderen», der gleichsam beschuldigt wird, Verbrechen begangen zu haben.

In der globalisierten Welt bewegen sich Geld und Güter in Massen im Netzwerk völliger Freiheit – dies in krassem Gegensatz zu den Menschen, die ihre Länder notgedrungen verlassen mussten! Es ist inakzeptabel, dass die reichsten Nationen der Welt, die insbesondere die Völker Afrikas und des Nahen Ostens immer ausgebeutet und dabei die Voraussetzungen für die Entstehung von Konflikten und jahrzehntelangem Blutvergiessen geschaffen haben, jetzt ihre Türen vor so viel Leid verschliessen!

Wir sagen: es reicht!

  • Zur Internierung von Tausenden von Verzweifelten in Libyen. Für Menschen, die dorthin abgeschoben werden, kommt das oft einem Todesurteil gleich!
  • Zu den Millionen Euro, die Europa um die «Balkanroute» zu blockieren einer Nation wie der Türkei bezahlt, die unter Erdogans Faust dabei ist, die demokratischen Werte mehr und mehr verkommen zu lassen!
  • Zu jeder Delegitimierung der NGOs, die so viele Menschenleben gerettet haben!

 Wir appellieren dringend

an die Gemeinschaft der Gläubigen und ihre Verantwortlichen der Kirchen, dass sie ihren Glauben konsequent leben, jede Haltung von Diskriminierung und Rassismus ablehnen und sich bemühen, bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten zu gehen, um Formen des Willkommens zu schaffen, die diesen Namen auch verdienen!

Wir ersuchen das Europäische Parlament mit Bestimmtheit,

fremdenfeindliche und rassistische Tendenzen abzulehnen, die auf unserem Kontinent entstehen, wenn skrupellose  und allein durch Machtgier motivierte Regierungen Samen von Angst und Intoleranz ausstreuen, indem sie MigrantInnen für ökonomische und finanzielle Krisen verantwortlich machen, die völlig andere Ursachen haben.

Wir fordern eine humane Politik,

die nicht nur Kriegsflüchtlinge berücksichtigt, sondern auch wirtschaftliche und ökologische. Deren Notlage ist das perverse Ergebnis unseres Entwicklungsmodells und eines Lebensstils, der den gegenwärtigen Klimawandel verursacht.

Wir erhoffen

die Schaffung zusätzlicher humanitärer Korridore, die es MigrantInnen ermöglichen, Europa in Sicherheit zu erreichen und ihnen lange Jahre von schwerem Leiden und Lebensgefahr zu ersparen.

Wir nehmen uns selber vor,

in unseren Gruppen und Gemeinden Verhaltensweisen und Aktionen zu fördern und durchzuführen, die Fremde und Armgemachte willkommen heissen. Und voll Vertrauen die befreiende Botschaft Jesu, der sich mit den Armen und Fremden identifiziert hat, zu verkünden. Wir sind fest davon überzeugt, dass die wahren Kruzifixe der Geschichte die ihren sind und nicht jene, die an den Wänden zahlloser religiöser und weltlicher Institutionen hängen – als Schaustücke ohne Leben!

Die Christlichen Basisgemeinden von Italien, Frankreich, Spanien, Österreich, Belgien und der Schweiz.

Gastbeitrag
28. September 2018 | 10:24