Die 7 Frauen und der eine Mann, welche die ganze Strecke nach Rom pilgern

Frauen brechen mit bischöflichem Segen nach Rom auf

Medienmitteilung

Sieben Frauen und ein Mann sind seit heute zu Fuss nach Rom unterwegs. Mit der Pilgerreise nehmen sie ihre Kirche ins Gebet, Frauen stärker an Entscheidungen teilhaben zu lassen. In der sehr gut gefüllten St. Galler Kathedrale erteilte der St. Galler Bischof der Gruppe den Pilgersegen.

Rund 800 Frauen und Männer demonstrierten an einem gewöhnlichen Montagmorgen in St. Gallen ihre Solidarität mit dem Projekt «Für eine Kirche mit* den Frauen». Der Gottesdienst fand in einer dichten, hoffnungsgeladenen Atmosphäre statt. Spontaner Applaus brandete auf, als die Gottesdienstbesucherinnen gruppenweise aufstanden, am deutlichsten bei der grossen Gruppe aus dem Bistum Chur. Auch die rund dreissig Nonnen des Benediktinerinnenklosters Fahr, die sich nach Kräften «Für eine Kirche mit* den Frauen» stark machen, ernteten einen Sonderapplaus.

Bischof Markus Büchel schlug im Gottesdienst die Brücke zur Heiligen Wiborada, die als erste Frau der katholischen Kirche heiliggesprochen wurde und deren Gedenktag heute begangen wird. Wiborada, die mit ihrer Kirche gerungen hatte, zur anerkannten Ratgeberin und Prophetin wurde und später den Märtyrertod erlitt, war schon vor über 1000 Jahren zu Fuss aus der Bodenseeregion nach Rom gepilgert. «Liebe Pilgerinnen und Pilger», rief Bischof Markus, «mit eurer Wallfahrt erwarten wir nicht eure Heiligsprechung. Wir wünschen aber, dass euer Weg ein wichtiger Anstoss sei für das grosse Anliegen: Kirche nicht ohne, mit den Frauen!» Am Schluss des rund eineinhalbstündigen Gottesdienstes spendeten er und der Basler Weihbischof Martin Gächter jeder Pilgerin und dem einen Pilger persönlich den Segen.

Hunderte Wegbegleiter

Gut 400 Sympathisantinnen und Sympathisanten begleiteten den Pilgertross auf dieser ersten, rund acht Kilometer kurzen Wegetappe von St. Gallen nach Teufen. Bis am 11. Mai verläuft der Weg weiter auf Schweizer Boden, über Buchs, Chur, Zillis und den Splügen-Pass gen Süden. Die Pilgergruppe erwartet auf diesen Abschnitten laufend Personen, die sie weiterhin tageweise begleitet (vgl. Flyer).

Zwei Monate nach dem Abmarsch werden die Pilgerinnen und Pilger in Rom eintreffen. Zu ihnen gesellen sich am 2. Juli mehrere Hundert Frauen und Männer aus der Schweiz und anderen Ländern. Dazu zählen die Bischöfe von Basel und St. Gallen sowie der Abt von Einsiedler, die das Projekt ideell mittragen. Zum Abschluss eines Stationenwegs wird im Petersdom ein Gottesdienst gefeiert – womöglich mit dem Papst. «Unser Ziel ist es, mit Franziskus Eucharistie zu feiern», so Hildegard Aepli. Eine Zusicherung seines Kommens haben die Frauen bisher nicht, eine Absage indes auch nicht, die Hoffnung lebt.

Prophetische Pilgerinnen

Kopf und Motor des Projekts «Für eine Kirche mit* den Frauen» ist Hildegard Aepli. Die Theologin, spirituelle Begleiterin und Autorin setzt sich seit Jahren engagiert für eine Kirche ein, die mutig neue Wege geht. Vor zwei Jahren ereilte sie «aus heiterem Himmel» die Frage: «Ist nicht jetzt, bei diesem Papst, der Zeitpunkt, wo wir für eine geschwisterliche Kirche nach Rom pilgern müssten?» Dieser Papst, der hoffnungsvolle Zeichen der Veränderung setzt, Frauen symbolisch die Füsse wäscht und Klerikalismus und «Macho-Kultur» kritisiert, mache Hoffnung auf Veränderung. Das Projekt gewann Unterstützerinnen bei Frauen- und Klostergemeinschaften bis hin zu Bischöfen. Breit abgestützt brechen die prophetischen Pilgerinnen auf, um eine männerdominierte Kirche wachzurütteln und ein Zeichen für die Gleichberechtigung zu setzen.

Hildegard, Esther, Franz, Silvia, Cäcilia, Mariette, Claire, Theres: Gott sei mit Euch!

Was will «Für eine Kirche mit* den Frauen»?

Die Initiantinnen, die in der Katholischen Kirche und in der christlichen Spiritualität verwurzelt sind, kritisieren von innen heraus den Missstand der Frauendiskriminierung in ihrer Kirche. «Wir wünschen, dass Männer der Kirche in Zukunft nicht mehr ohne Frauen über deren Stellung, Rolle und Funktion und über die Belange der Kirchen im Allgemeinen nachdenken und entscheiden», schreiben sie. Dieses Anliegen trägt die Pilgergruppe nach Rom. Die Initiantinnen verzichten bewusst darauf, sich explizitere Forderungen wie jene nach dem Priestertum der Frau auf die Fahne zu schreiben. Man suche den Dialog. «Wir wollen einen Weg der Gleichberechtigung zusammen mit den Männern der Kirche gehen, nicht gegen sie», sagt Hildegard Aepli.

Die 7 Frauen und der eine Mann, welche die ganze Strecke nach Rom pilgern | © 2016 Sabine Leutenegger
Bistum St. Gallen
3. Mai 2016 | 09:54