Firmung mit 12, 16 oder 18?

Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten, bei der Firmung in Martigny | © Bernard Hallet

In der Schweiz gibt es unterschiedliche Firmalter und Modelle, welche Jugendliche auf die Firmung vorbereiten. Immer mehr Pfarreien entscheiden sich dafür, Jugendliche erst später zu firmen. In der Vorbereitung auf die Feier des Sakramentes setzen sie dabei auf das Engagement von ehrenamtlichen Firmbegleitern.

Die Zeiten, wo Kinder in der siebten oder sechsten Klasse oder sogar noch früher gefirmt wurden, scheinen vorbei zu sein. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein gewachsen, dass es sich beim Sakrament der Firmung um eine Entscheidung des einzelnen Gläubigen handelt. Jugendliche, die mitten in der Pubertät stecken, bringen meist noch zu wenig Reife mit, um diese Entscheidung selbstständig fällen zu können. Ältere Jugendliche sind zudem auch eher für religiöse Fragen und Diskussionen zu erreichen. So setzen immer mehr Pfarreien ihr Firmalter nach oben. Im Bistum St. Gallen ist die «Firmung ab 18» seit kurzem für alle Pfarreien sogar verbindlich.

Unterstützung durch Ehrenamtliche

Die meisten der Schweizer Firmmodelle setzen auf das Engagement von freiwilligen Firmbegleitenden. Das sind häufig frisch Gefirmte, welche ihre Erfahrungen an andere Jugendliche weitergeben. Auch der 19-jährige Patrick Glaus aus Jona hat sich nach seiner Firmung entschieden, sich als ehrenamtlicher Begleiter zu engagieren. «Ich habe viel Freude daran, mit jungen Erwachsenen zu arbeiten», sagt er gegenüber kath.ch. «Ich bin selbst nicht viel älter und darum auch nah an dieser Generation dran.» Die Gruppenabende seien für ihn ein Ausgleich zum Arbeitsalltag. «Zu hören, was andere junge Leute über die Kirche und den Glauben denken, ist für mich sehr interessant.» Ihm gefalle aber auch, dass im Firmbegleiterteam eine gute Stimmung herrsche.

Chat mit dem Bischof

Nicht nur das Firmalter sondern auch die Modelle, welche die Jugendlichen auf die Firmung vorbereiten, sind sehr verschieden: Manche Pfarreien bereiten die Jugendliche während eines ganzen Jahres mit wöchentlichen oder vierzehntäglichen Gruppenabenden vor, in anderen Pfarreien findet der Firmkurs an zwei bis drei Wochenenden statt. Inhaltlich wird den Jugendlichen viel geboten: Es wird nicht einfach bloss religiöses Wissen vermittelt. Die Jugendlichen sollen lernen, selber ein Urteil zu fällen und den Stellenwert von Gott in ihrem Leben entdecken. Die Jugendlichen sollen positive Erfahrungen mit der Kirche machen. Dazu gehören auch unkonventionelle Formen wie zum Beispiel der Austausch mit dem Bischof in einem Chat-Room.

 

In der Diakonie und auf Reisen

Während der Firmvorbereitung aktivieren viele Pfarreien die Jugendliche zu diakonischen Arbeitseinsätze in Altersheimen oder in der Gassenarbeit. Die meisten Firmmodelle beinhalten zudem eine gemeinsame Reise, die entweder vor oder nach der Firmung statt findet. Reiseziele, die sehr häufig angesteuert werden, sind Taizé, Assisi und Rom. Mittlerweile ist die Reise jedoch aus Kosten- und Zeitgründen meist ein freiwilliger Bestandteil des Firmwegs. Viele der 18-Jährigen sind in der Berufslehre und haben nicht immer die Möglichkeit, für die Firmreise Urlaub zu nehmen.

(sig)