Ein Abschluss und ein Neuanfang

Medienmitteilung

Rapperswii-Jona:Seit 178 Jahren führt das Kloster Mariazell Wurmsbach ein Mädcheninternat von der 6. Primarklasse bis zur 3. Oberstufe.Das Konzept der Mitbestimmung und Mitverantwortung der Schülerinnen ist schweizweit einzigartig. ln der bisherigen Form wird es nur noch bis Ende dieses Schuljahres bestehen. Ab dem Schuljahr 2022/2023 wird unter der Trägerschaft der SBW Haus des LernensAG ein neues Bildungsangebot lanciert (www.sbw.eduSBW ursprünglich für Schule, Beruf und Weiterbildung).

Rückläufige Schülerinnenzahlen und die damit zusammenhängenden pädagogischen Herausforderungen haben die Schwesterngemeinschaft des Klosters  Mariazell Wurmsbach veranlasst, das Mädcheninternat am See nur noch bis im Sommer  2021 zu führen.

Ab Sommer  2022 startet die SBW Haus des Lernens AG, kurz SBW, ein neues Bildungsangebot Die im Jahr

1980 gegründete SBW steht seit Jahren für innovative Bildungsansätze. Aus diesem  Grund ist die Schul­ leitung mit  ihr ins Gespräch  gekommen. Nun wird die SBW am Standort Wurmsbach ihre Bildungsphiloso­ phie mit  neuen Future Skills anbieten. Angefangen wird mit einem 10. Schuljahr  «SBW Futura>>, jedoch ohne Internatsangebot Darauf aufbauend wächst mit  weiteren Partnern ein « Lernort  der Zukunft» auf der nach­ obligatorischen Schulstufe.

Entwicklung der Schülerinnenzahlen

Die Nachfrage nach  Internatsschulen auf der Volksschulstufe nimmt seit Jahren schweizweit ab. Die Schwestern und das Schulteam fragten sich deshalb schon  länger, wie es weitergehen soll. Die Ursachen des Schülerinnenrückgangs sind vielfältig. Massgebend sind ein wachsendes Angebot von öffentlichen und privaten Tagesschulen und das oft negative Bild der katholischen Kirche. Wegen der Coronapandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheit vieler Eitern nahm das Interesse an dieser Beschu­ lungsform weiter ab, sodass  sich eine Veränderung aufdrängte. Denn es zeigte sich deutlich, dass das soziale Lernen in der Gemeinschaft, eines der wichtigsten pädagogischen Ziele der lnternatsarbeit, auf­ grundder kleinen Schülerinnenzahl nicht mehr wie gewünscht stattfinden kann.

Langer Entscheidungsprozess

Mithilfe externer Beratung und umfangreicher Marketingmassnahmen haben  die Verantwortlichen für das Weiterbestehen des jetzigen Bildungsangebotes gekämpft. Dessen Markenzeichen ist eine pädagogische Ausrichtung, welche  mit umfassender Schul-  und Herzensbildung, mit dem  Einüben einer hohen  Selbst-  und Sozialkompetenz auf  ein gelingendes Berufs-  und Erwachsenenleben vorbereitet. Davon  profitierten viele junge Frauen in den 178 Jahren des Bestehens.

So ist die nun beschlossene Aufhebung des Mädcheninternates für die zehnköpfige Schwesterngemeinschaft, die Mitarbeitenden und alle Beteiligten ein sehr schmerzlicher, wenn auch unumgänglicher Schritt.

Äbtissin Monika Thumm und das Schulleitungsteam danken allen  Mitwirkenden herzlich für die grosse Unterstützung im Entscheidungsprozess. Die kleine Zahl von betroffenen Lehr- und Betreuungspersonen wird auf der Suche nach passenden Anschlusslösungen unterstützt.

Die Verantwortlichen prüften zudem in einem intensiven Prozess die Möglichkeit, für jetzige Schülerinnen noch  ein Übergangsjahr anzubieten. Dabei mussten sie jedoch  feststellen, dass die Qualität des bisherigen Angebotes unter  den gegebenen Umständen nicht mehr  aufrechterhalten werden  könnte. Selbstverständ­ lich wird das Leitungsteam die betroffenen Schülerinnen und deren Eitern bei der Neuorientierung begleiten.

Bildungsangebot wird am Standort weitergeführt

Die Zisterzienserinnenabtei Mariazell Wurmsbach führt seit 1843 eine lnternatsschule. Heute  empfängt sie zudem Gäste und Tagungsgruppen. Ausserdem  legt sie besonderen Wert auf eine lebendige Gestaltung der Liturgie.  Die inzwischen kleiner gewordene Schwesterngemeinschaft trägt somit in vielen Bereichen Verant­ wortung und muss deshalb ihre Kräfte bündeln. Es würde ihre personellen Ressourcen  übersteigen, wenn die Schwestern in einem neuen  Bildungsangebot weiterhin die strategische und operative Leitungsverantwor­ tung  übernehmen würden.

Obschon  das Kloster  nun die Trägerschaft des neuen  Angebotes ab Schuljahr 2022/2023 in andere Hände gibt, werden die Ordensfrauen in die Konzepterarbeitung unter  der Leitung der SBW involviert sein. Ihr pädagogisches Know-how und ihre enorme Erfahrung bedeuten der neuen Trägerschaft viel. Die Kloster­ gemeinschaft freut  sich, dass an diesem  wunderschönen Ort am See weiterhin junge  Menschen auf ihrem Bildungs- und  Entwicklungsweg begleitet werden  und sie dabei ihre vielfältigen Ressourcen einbringen kann. So ist das Ende des Mädcheninternates auch ein Neubeginn.

Gemeinsame Werte Gemeinsame Leidenschaft

Wie erwähnt: Mit der SBW wird eines der führenden privaten Bildungsunternehmen der Schweiz mit  einem frischen  Schulangebot am Obersee starten. Seit vierzig Jahren bietet die SBW einzigartige Bildungspro­ gramme an, von der Basisstufe über Berufsausbildungen bis zur Matura. Die Ordensfrauen sind glücklich, dass die Kernwerte ihrer bisherigen Jugendbildung mit  den Grundhaltungen der SBW übereinstimmen, auch  wenn das christliche Gedankengut nicht explizit  erwähnt wird.

Zum Start haben Reto Ammann (Verwaltungsratspräsident/Gesamtleiter) und sein Team bewusst ein 10. Schuljahr geplant. Davon ausgehend wollen  sie gemeinsam mit  Partnern ein zukunftsgerichtetes, wegweisendes Bildungsangebot entfalten, passend zum traditionsreichen Ort und den Herausforderungen der heutigen Zeit. Immer  steht der junge Mensch  mit seinen Talenten und Leidenschaften im Mittelpunkt.

Kloster Mariazell Wurmsbach
7. Januar 2021 | 15:57