Der chaldäisch-katholische Pater Jens Petzold beim Kauf von Essen für seine Gemeinschaft

Der Schweizer Mönch Jens Petzold im Kloster im Irak

Medienmitteilung

Der Schweizer Pater Jens Petzold kommt auf Einladung von «Kirche in Not» zwischen dem 28. April und dem 6. Mai 2018 die Schweiz. Im Irak lebt er in der nordirakischen Stadt Sulaimaniyya in einem Kloster. Seit Sommer 2014 suchten viele vom IS vertriebene irakische Christen in sei-nem Kloster Zuflucht. In Predigten und Vorträgen berichtet Pater Jens über sein Leben als Schweizer Geistlicher im kurdischen Nordirak und wie er den christlichen Flüchtlingen beisteht.

Pater Petzold wurde in eine alte Berliner Sozialistenfamilie hineingeboren, die mit Religion nichts anfangen konnte. Als er noch ein Kind war, zogen seine Eltern mit ihm in die Schweiz. Nach der Schule absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und arbeite bei der Schweizer Post. Dem Glauben wurde im Elternhaus immer mit Argwohn begegnet – Jens Petzold wurde nicht getauft – schon seine Urgrosseltern kehrten der Kirche den Rücken. Nach dem Tod seiner Eltern spürte er, dass ihn die Frage nach Gott beschäftigte. Er entschloss sich, seine Arbeit aufzugeben und zu reisen. Eines Tages stand er in einer syrischen Wüste vor dem Kloster Mar Musa. Dort hatte er starke Christus-Erfahrungen und liess sich 1996 taufen.

Die irakische Tragödie

In Syrien reifte bei Jens Petzold der Wunsch, Mönch zu werden. Er tritt der Gemeinschaft von Mar Musa bei. Sein Studium der Theologie und Philosophie absolvierte er in Rom. Die Gemeinschaft beauftragte ihn 2012 im nordirakischen Sulaymaniyya ein Kloster zu eröffnen. Wie in Syrien will die Gemeinschaft von Mar Musa im Irak eine Begegnungsstätte für Menschen und Religionen schaffen.
Doch der Einmarsch des IS im Irak im Sommer 2014 änderte alles. Wenige Tage nach der Vertreibung von über 100›000 irakischen Christen, klopfen 200 christliche Flüchtlinge an die Klostertür von Pater Jens. Er nimmt alle auf. Viele Flüchtlinge kommen in der Kirche selbst unter, weitere im ehemaligen Mönchshaus. Viele Flüchtlinge sind verzweifelt und traumatisiert. «200 Leute haben sehr viele Bedürfnisse», sagt Petzold. Der Ordensmann muss ab sofort auch Nahrungsmittel auftreiben und für Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Jeden Abend feiert er mit den Flüchtlingen Gottesdienst.

Hoffnung zum Guten
Nach der Zerschlagung der IS-Herrschaft im Irak wollen die Christen wieder in Ihre Dörfer und Häuser in der Ninive-Eben zurückkehren. Insgesamt wurden 13 000 Häuser in den christlichen Dörfern zerstört. Die Häuser wurden geplündert, die Umgebung vermint und Brunnen vergiftet. Nebst den privaten Häusern zerstörte der IS auch 40 Kirchen, 18 Klöster, Schulen, Krankenhäuser und Apotheken.
«Kirche in Not» steht Pater Petzold seit Beginn seines Wirkens im Irak zur Seite. Die in den vergangenen Jahren geleistete Nothilfe von «Kirche in Not» im Irak beläuft sich auf über CHF 40 Mio. Unter dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» ist «Kirche in Not» am umfangreichen Wiederaufbau von Häusern und Kirchengebäuden in der Ninive-Ebene beteiligt. Bereits Anfang 2018 kehrte ein Drittel der christlichen Binnenflüchtlinge in die Ninive-Ebene zurück. Auch das Kloster von Petzold leert sich immer mehr, es scheint, als kehrt Normalität ein.
Für die Rückkehr der irakischen Christen in ihre Heimat sind aber weiter grosse Anstrengungen nötig. Bist das letzte Haus wiederhergestellt ist, dürfte noch einige Zeit vergehen. Pater Jens Petzold zeigt sich erfreut und dankbar über die erfahrene Unterstützung: «Ich danke allen Spendern herzlich für die erfahrene Solidarität mit den irakischen Christen in Not. Dank der Hilfe aus der Schweiz und Europa gibt es noch immer Christen im Irak.»

Der chaldäisch-katholische Pater Jens Petzold beim Kauf von Essen für seine Gemeinschaft | © «Kirche in Not»
Kirche in Not
26. April 2018 | 11:07