Michael Meier, emeritierter Steyler Erzbischof

Der emeritierte Steyler Erzbischof Michael Meier SVD wird 90

Medienmitteilung: Wer das Alter von 90 Jahren erreicht, dem gebührt vor allem Hochachtung und Respekt. Dieses hohe Alter erreicht am heutigen Tag der Steyler Erzbischof em. Michael Meier. Wenn der Lebensweg zum größten Teil gelebt und beschritten wurde, dann schaut man gerne zurück auf die einzelnen Etappen und erinnert sich gerne an schöne Erfahrungen und Erlebnisse. Wir haben den Erzbischof besucht und ihm einige Fragen gestellt:

Erzbischof Meier, sie feiern heute Ihren 90. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Wie fühlt es sich an, ein so hohes Alter erreicht zu haben?

Ich bin sehr dankbar, dass ich immer noch etwas machen kann. Meinen Geburtstag feiere ich in meiner Heimat und im Kreis meiner Familie. Ich überdenke die ganze Zeit, wo ich war, was ich gemacht habe. In neunzig Jahren erlebt man schon viel. Die meisten Erlebnisse sind gut. Ich war ja die meiste Zeit in Papua-Neuguinea. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Die Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, unterstützten mich sehr. Ja, es fühlt sich gut an.

Voriges Jahr haben Sie Ihr 60-jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Heute feiern sie im gewissen Sinne 90 Jahre Christsein. Als Priester und Bischof haben sie vielleicht einen besonderen Blick auf die Entwicklung in der Kirche. Wie nehmen Sie die aktuelle Situation der Kirche wahr?

Für mich ist es ein bisschen schwierig, denn ich war über 50 Jahre in Papua-Neuguinea. Als ich dann nach Deutschland kam, fand ich eine ganz andere Kirche vor als die, die ich damals verlassen habe. Es ist in der deutschen Kirche alles wunderbar organisiert und alles läuft gut, aber auf der anderen Seite fehlen die Leute in der Kirche. Woran es liegt, ist für mich nicht so leicht einzuschätzen, da ich so lange weg war. Der Umschwung kam jedenfalls nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in allen Bereichen. Auch in der ganzen Problematik der Missbrauchsfälle muss sich die Kirche um die Betroffenen kümmern. Es reicht nicht nur, die Struktur der Kirche zu ändern, sondern jeder Priester muss sich ändern. Ein Priester soll nicht funktionieren, als wäre seine Berufung nur ein Job.

Was hat Sie als Priester und Bischof getragen?

Für mich war wichtig, täglich die Heilige Messe zu feiern. Heute kann ich es nicht mehr so wie früher, aber ich konzelebriere sehr gerne. Solange ich das tun kann, fühle ich mich getragen. Was mich aber in der Arbeit getragen hat, waren auch die Menschen. Sie zeigten Initiative und waren sehr engagiert. Sie unterstützen mich und ich sie.

Woran erinnern Sie sich gerne, wenn Sie auf Ihre Mission in PNG zurückblicken?

Ich erinnere mich an viele Momente, die ich in meiner Mission erlebt habe. Besonders erinnere ich mich an Familien, die mich unterstützt haben. Diese Verbundenheit mit ihnen vergesse ich nie. Als Bischof war ich nicht abgesondert, sondern ich war einer von ihnen, wie in einer Familie. So habe ich mich auch in der Steyler Ordensgemeinschaft gefühlt. Es war die Zusammenarbeit mit den Leuten und den Mitbrüdern. «Wir sind Kirche», das klingt hier in Deutschland ziemlich negativ, weil damit eine Protestbewegung verstanden wird. In PNG war es unser Programm: Wir sind Kirche! Es geht nicht, dass wir als Bischöfe und Priester alles bestimmen. Wir trafen mit den Menschen gemeinsam wichtige Entscheidungen und das war mir wichtig. Leider sind heutzutage in PNG viele junge Leute entwurzelt und daher gibt es viel Kriminalität. Das tut mir sehr leid.

Sie werden heute viele Glückwünsche entgegennehmen. Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen, für sich selbst, Ihre Mission in PNG, für die Steyler und für die Kirche generell?

Ich wünsche mir persönlich, dass ich bereit bin anzunehmen, was Gott mir schickt. Natürlich wünsche ich mir, dass ich mir selbst helfen kann. Aber ich möchte auch daran festhalten, dass ich in den guten Händen Gottes aufgehoben bin, dass ich mich in der Gemeinschaft der Steyler Missionaren gut aufgehoben fühle und gut bin mit allen Leuten. Ich wünsche mir, dass die missionarische Arbeit durch den Geist Christi geführt wird und dass sein Geist in die Herzen der Mitbrüder und Mitarbeiter tiefer einsinkt, damit das Evangelium die ganze Ausrichtung bestimmt. Dass wir aus der Tiefe des Gebetes leben und handeln, nicht, dass wir sagen, was wir getan haben, sondern was vom Geist Gottes gewirkt wurde. Wir haben Christus empfangen und es ist unsere Aufgabe, Christus weiterzugeben. Das ist das Wichtigste, dass wir die Frohe Botschaft verkünden, dass Gott uns die Gnade gibt, mit ihm zu leben und seine Liebe, die wir empfangen haben, weitergeben.

Michael Meier, emeritierter Steyler Erzbischof | © zVg
Steyler Missionare
19. Oktober 2018 | 10:13