Christophorus wacht im Garten

Bildhauer Robert Hangartner lässt den stehen gelassenen unteren Stammteil einer Tanne einen Heiligen werden.

Max Tinner

Balgach Im Garten des Mehrfamilienhauses an der Säntisstrasse 17 war eine Tanne etwas gar gross geworden. Deswegen wurde sie gefällt. Allerdings nicht bodennah, wie man dies in der Regel tut. Ruth Oesch – ihr und ihrem Mann gehört die Liegenschaft – liess den Baum in etwa drei Metern Höhe absägen. Aus dem stehen gelassenen unteren Teil arbeitet der Altstätter Holzbildhauer Robert Hangartner nun eine Skulptur heraus.

Ein Heiliger soll künftig hier im Garten stehen: der Nothelfer Christophorus. Letzte Woche machte sich Hangartner an die Arbeit, nachdem er sich in seiner Werkstatt bereits ein Modell geschnitzt hatte, das ihm als Vorlage dient.

Die grobe Struktur arbeitet er mit der Benzinmotorsäge heraus, danach gibt er dem kräftigen Heiligen mit dem Jesuskind auf den Schultern mit Elektromotorsäge, Flex und zuletzt mit dem Schnitzeisen nach und nach Form.

Robert Hangartner ist dankbar für die Auftragsarbeit, besonders in einer Zeit wie der heutigen, wo so mancher Gewerbetreibende um die Zukunft seines Betriebs bangen muss. Dass jemand Geld für Kunst in die Hand nimmt, ist da erst recht nicht selbstverständlich. An der Kunst werde in schwierigen Zeiten zuerst gespart, sagt Hangartner und betont: «Künstlerbrot ist das härteste.»

Ruth Oesch hat von ihrer Mutter etwas Geld geerbt, das sie in bleibende Werte investieren möchte, erklärt sie. Der Baum, der weg musste, schien ihr eine gute Gelegenheit dazu. Da die Holzskulptur Wind und Wetter ausgesetzt sein wird, ist zwar absehbar, dass sie über die Jahre verwittern wird. Aber das wird dem Heiligen auch Charakter geben.

Sankt Christophorus ist von alters her der Patron der Reisenden und wurde in der Neuzeit zum Beschützer der Autofahrer. Ruth Oesch fand das passend, arbeitete ihr Mann doch jahrelang in der Autobranche. Christophorus hilft angeblich auch bei Zahnweh und Krankheit. Zu ihm betete man in Zeiten der Pestzüge. Womöglich erbittet manch einer heute Schutz vor einer Corona-Infektion. Christophorus ist aber auch Schutzpatron unter anderem der Kinder und der Gärtner – und in Balgach künftig der Kindergärtler. Denn gleich dort, wo er steht, führt ein Fussweg von der Säntisstrasse zum Kindergarten Mühlacker. Christophorus soll ihnen zum schützenden Wegbegleiter werden, wünscht sich Ruth Oesch.

Der Rheintaler
25. März 2020 | 09:14