Begegnung mit den Karmelitern in Basel – die Aktualität ihrer Spiritualität

Seit 9 Jahren gibt es in Basel ein Karmeliterkloster. Nach einer zufälligen Begegnung am Weltjugendtreffen 2005 in Köln, kamen 3 junge indische Karmeliter aus Deutschland ins Klein-Basel, um mit ihrer Spiritualität den Menschen nahe zu sein. Heute sind es 5 indische Karmeliter, die gut deutsch sprechen und viele Menschen anziehen.

An ihrer Jahresversammlung hat P. Ulrich Dobhan OCD, Provinzial der deutschen Karmeliter, den zahlreich erschienen Interessierten die Spiritualität der Karmeliter erklärt, die bei uns noch wenig bekannt ist. Entstanden ist dieser Orden im 13. Jahrhundert zur Zeit der Kreuzzüge im Hl. Land, wo sich christliche Einsiedler auf den Berg Karmel zurückgezogen haben, um dort wie der Profet Elias im Alten Bund Gott zu suchen. Von den Saraszenen vertrieben, kamen sie nach Europa, wo sie als Bettelmönche kleine Klöster in den Städten gegründet haben. Erneuert wurde der Orden durch die hl. Theresia von Avila (1515-1582) und ihren Schüler, den hl. Johannes vom Kreuz (1542-1591). Weil sie sich damals für eine grösseren Armut und zum Tragen von Sandalen entschieden haben, heissen sie seither die «unbeschuhten Karmeliter». Sie entdeckten Christus als ihren Freund, bei dem sie in stiller Meditation (oración) verweilen können – ohne Absolvierung von formulierten Gebeten. Mehr als mit vorgegebenen Pflichtgebeten suchen sie Gottes Gegenwart überall. Ihre Überzeugung, dass Gott sie stets voll Liebe und Freundschaft anschaut, befreit sie von frommen Gebets-Leistungen. Vielmehr erfüllt sie das stille Verweilen bei Gott mit grosser Freude. Weil sie religiöse Pflichten und Leistungen weniger betonten, wurden sie von der Inquisation kritisch beobachtet und bedrängt. Schlussendlich konnten sie sich durchsetzen.

Vor 9 Jahren gründeten sie in Basel das 1. Kloster seit der Reformation. Damals sind in Basel nicht weniger als 10 Klöster geschlossen worden! Heute zeigen die vielen Menschen, die mit ihnen in der Klara- und in der Josefs-Kirche Gottesdienste feiern oder sie in ihrem stets offenen Kloster besuchen, dass die Spiritualität der Karmeliter und der hl. Theresia von Avila immer noch aktuell und hilfreich ist.

Martin Gächter

Röm.-kath. Kirche in Basel-Stadt
4. März 2016 | 17:17