Ausschreitungen und Grossbrand im überfüllten Flüchtlingslager auf Samos

Medienmitteilung

In einem verheerenden Brand haben hunderte Geflüchtete des komplett überfüllten Flüchtlings-
Hotspot (RIC) auf Samos ihr Hab und Gut verloren. Die tragischen Ereignisse unterstreichen
die Notwendigkeit einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen Freiwilligenorganisationen und den
Behörden vor Ort, um die Sicherheit tausender Menschen zu gewährleisten.


In den letzten Monaten kam es auf Samos, Griechenland zu einem dramatischen Anstieg ankommender
Flüchtender, was den Druck auf das ohnehin schon massiv überfüllte Empfangslager mit
offizieller Kapazität von 648 Personen, weiter erhöht. Insgesamt sind seit Anfang dieses Jahres
7373 Menschen auf der kleinen griechischen Insel, unweit der Türkei, angekommen. Mangelhafte
Infrastruktur und medizinische Versorgung, unzureichendes Essen, fehlender Schutz, eine instabile
Sicherheitslage sowie desolate hygienische Zustände haben im Zuge der steigenden Ankunftszahlen
in den letzten Wochen zu mehreren tragischen Vorfällen geführt: Brände, Ausschreitungen sowie
schwere Unfälle sind bekannt gewordene Vorfälle jüngster Zeit.


Auch nach dem tragischen Tod einer Frau vor knapp zwei Wochen bei einem Brand im Flüchtlingslager
Moria auf Lesbos (Griechenland) äusserten Asylsuchende und Freiwilligenorganisationen erneut
Bedenken bezüglich der Sicherheitslage im Lager auf Samos. Nach den jüngsten Ereignissen
vom 14. Oktober 2019 wird klar weshalb: laut Angaben von lokalen Behörden gipfelten eine Ausschreitung
und Messerstecherei in einem Grossbrand im sogenannten «Dschungel» ausserhalb des offiziellen Flüchtlingslagers.


Obwohl es glücklicherweise keine schweren Verletzungen gab, wurde durch das Feuer eine grosse
Fläche des «Dschungels» verwüstet und zahlreichen Zelte und selbst gebauten Hütten komplett
zerstört. Persönliche Gegenstände der Bewohnenden wurden niedergebrannt und Hunderte haben
ihr komplettes Hab und Gut verloren. In enger Zusammenarbeit haben Freiwilligenorganisationen
vor Ort besonders verletzlichen und vom Brand betroffenen Personen unmittelbare Hilfe geleistet.


Der tragische Vorfall vom Montagabend zeigt einmal mehr, dass die Situation auf Samos volatil
und gefährlich ist und dass die Sicherheit in einem neunfach überfüllten Lager nicht gewährleistet
ist. Aktuell sind knapp 6000 Menschen im und ausserhalb des Flüchtlingshotspots untergebracht.
Mehr als die Hälfte der Menschen sind Frauen und Kinder – gegen 300 Personen sind unbegleitete
Minderjährige.


In vorbildhafter Kooperation decken Freiwilligenorganisationen bereits seit Monaten Grundbedürfnisse
ab. Um jedoch den Umständen entsprechend möglichst würdevolle und menschliche Bedingungen
im Camp und in den lager-nahen Begegnungs-Zentren zu schaffen, ist eine verbesserte
Kooperation mit lokalen Behörden unumgänglich: Daher rufen die hier vertretenen Organisationen
die griechischen und europäischen Behörden auf, gemeinsam Abläufe und Rahmenbedingungen zu
schaffen, die auf eine stark verbesserte Wahrung der Menschenwürde aller Flüchtenden abzielen.

In Vertretung aller unterzeichnenden Organisationen: Glocal Roots, Project Armonia, Verein FAIR.

Gastbeitrag
17. Oktober 2019 | 11:13