2,6 Millionen für humanitäre Hilfe und Ökologie

Der Grosse Kirchenrat der Katholischen Kirchgemeinde Luzern verabschiedete die Jahresrechnung 2021 mit einem unerwartet hohen Plus von rund 7,1 Millionen Franken. Der Gewinn wird unter anderem eingesetzt für humanitäre Hilfe und ökologische Projekte. Zudem sprach das Kirchenparlament eine halbe Million aus dem laufenden Budget für sozial Benachteiligte in Luzern, die unter den Folgen des Ukraine-Krieges leiden.

Der Grosse Kirchenrat, das 30-köpfige Parlament der Katholischen Kirchgemeinde Luzern, trat am 18. Mai zur letzten ordentlichen Sitzung der laufenden Legislatur zusammen. Haupttraktandum war die Berichterstattung mit der Jahresrechnung 2021.

Kirchmeierin Sibylle Lehmann präsentierte eine Rechnung, die mit einem unerwartet hohen Ertragsüberschuss von rund 7,12 Millionen Franken abschliesst. «Die Gründe dafür liegen bei den Steuererträgen, die viel höher ausgefallen sind als budgetiert.» Während die Einnahmen der natürlichen Personen denjenigen des Vorjahres entsprechen, liegen die Erträge von juristischen Personen 6,5 Millionen Franken über Budget. Wesentlich zu diesem Ergebnis beigetragen haben einmalige Steuernachträge in der Höhe von 4,5 Millionen Franken.

Auch vergessenes Leid lindern

Insgesamt beliefen sich die Einnahmen im Berichtsjahr auf 32,15 Millionen, dies bei Ausgaben von 25,05 Millionen. Damit verabschiedete sich Sibylle Lehmann mit einem sehr positiven Rechnungsabschluss vom Parlament. Die Kirchmeierin tritt nach sechs Jahren im Rat zum Ende der Legislatur zurück. Ebenfalls zum letzten Mal dabei waren die scheidenden Kirchenräte Herbert Mäder (seit 2006) und Armando Wigger (seit 2018).

Der Ertragsgewinn wird gemäss Beschluss des Grossen Kirchenrat wie folgt verwendet:

  • 1 Million Franken für humanitäres Engagement. Davon profitieren sollen zu je einem Drittel Opfer des Ukraine-Krieges, Betroffene von Konflikten, die in letzter Zeit in Vergessenheit geraten sind, sowie Geschädigte des Klimawandels. Unterstützt werden insbesondere Projekte von langjährigen Partnerorganisationen wie zum Beispiel Fastenaktion (vormals Fastenopfer) oder Caritas.
  • 1 Million Franken für den Fonds «Energie und Ökologie» der Kirchgemeinde. Damit sollen die energetische Sanierung von Liegenschaften gefördert und ein Beitrag zur Erreichung der Klimaziele geleistet werden;
  • 5 Millionen Franken zuhanden des Eigenkapitals;
  • 116›000 Franken zugunsten des Beitragswesens. Im Berichtsjahr leistete die Kirchgemeinde Beiträge an Dritte in der Höhe von rund 2,6 Millionen Franken. Die meisten davon sind Organisationen im Dienste der Menschen in der Stadt Luzern.

Folgen des Ukraine-Krieges auffangen

Einstimmig nahm der Grosse Kirchenrat eine dringliche Motion von Urban Frye entgegen. Mit 500’000 Franken aus dem laufenden Budget sollen Beiträge an Dritte, eigene Projekte oder Person unterstützt werden. Ziel ist die «Linderung von sozialen Nöten in der Stadt Luzern», die ihre Ursachen im Ukraine-Krieg haben. Der Motionär erwähnte etwa «die Verteuerung der Lebenshaltungskosten vor allem bei den Grundnahrungsmitteln und der Energie» oder die Hilfe für Kriegsflüchtlinge. Der Kirchenrat kann die gesprochenen Gelder in eigener Kompetenz verwenden, etwa über die eigene Sozialberatung oder in Zusammenarbeit mit örtlichen Hilfsorganisationen wie zum Beispiel Caritas Luzern.

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Ratsmitglieder verabschiedet

Zum Abschluss der Legislatur wurde eine Reihe von Grosskirchenrätinnen und -räten verabschiedet: André Bachmann (seit 2021, Kirchenrat ab 2022), Bernhard Blättler (seit 2000, Präsident 2008–2010), Judith Lischer (seit 2018), Kathrin Lochbühler (seit 2010), Helena Lustenberger (seit 2010), Maria Fernanda Salvador (seit 2014), Markus Trüeb (seit 2010, Präsident 2020–2022), Brigitte Waldis, (seit 2006, Präsidentin 2014–2016) und Mariette Zurbriggen (seit 2014).

Verabschiedet wurden auch die zurücktretenden Kirchenratsmitglieder Sibylle Lehmann (seit 2016, Kirchmeierin/Ressort Finanzen), Herbert Mäder (Ressort Bau und Infrastruktur, seit 2006) und Armando Wigger (Ressort Personal und Controlling, seit 2018).

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Zeichen gegen sexuellen Missbrauch

Ausserhalb der traktandierten Geschäfte luden die Ratsmitglieder Mariette Zubriggen und Markus Trüeb die Grosskirchenrätinnen und -räte ein, einen offenen Brief an Bischof Joseph Bonnemain von Chur zu unterzeichnen. Darin nennen sie den für alle Mitarbeitenden des Bistums Chur verbindlichen Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht ein «notwendiges und ermutigendes Zeichen». Der Kodex sende an die von Missbrauch Betroffenen und alle Kirchenmitglieder die «wichtige Botschaft, dass solches Fehlverhalten in der Kirche nicht mehr toleriert wird und eine Bereitschaft zum Wandel besteht».

Die Unterzeichnenden danken Bischof Bonnemain und begrüssen das mit dem Verhaltenskodex angestrebte Ziel, «eine angstfreie Kirche zu ermöglichen, in der alle vertrauensvoll ihren Glauben leben können. Die sexuelle Orientierung hat nichts mit dem Glauben an Gott zu tun.»

Weiter hebt der offene Brief hervor, dass die Katholische Kirche Stadt Luzern schon seit einigen Jahren eine Selbstverpflichtung zum Thema sexuelle Übergriffe kenne und regelmässig Weiterbildungen durchführe. Auch die Luzerner Landeskirche beschäftige sich in ähnlicher Form mit dem Thema «Nähe und Distanz». Die Erfahrungen damit seien gut.

Katholische Kirche Stadt Luzern
19. Mai 2022 | 11:15