Kapuzinerkloster Rapperswil: «An Weihnachten haben die Brüder hierzubleiben!»

Rapperswil SG, 24.12 15 (kath.ch) An Weihnachten sollen die Kapuziner, die das ganze Jahr hindurch auswärts als Aushilfspriester tätig sind, zu Hause bleiben, sagt Adrian Müller. Er leitet als Guardian das Kapuzinerkloster Rapperswil. Im Gespräch mit kath.ch erklärt er, wie die Weihnachtstage im «Kloster zum Mitleben» gestaltet werden.

«Wir beginnen am 24. Dezember nachmittags mit einer Weihnachtseinstimmung», erklärt Adrian Müller.  Dabei handelt es sich um eine «musikalisch anspruchsvolle und experimentierfreudige», öffentliche Feier, die junge und weniger junge Erwachsene ansprechen soll. Konkret führen zehn Sängerinnen und Sänger ein Werk auf, dazu wird ein Film gezeigt, der von Kindern handelt, die versklavt wurden. «Gott wird auch an den Rändern der Gesellschaft Mensch, bei diesen Kindern beispielsweise», erklärt Müller diese Aktualisierung der Weihnachtsgeschichte.

Ein Festmenü hat bei den Kapuzinern an Heilig Abend keine Tradition, ebenso wenig gibt es eine Bescherung oder ein Weihnachtssingen. Im Speisesaal, dem Refektorium, steht aber ein Christbaum, dessen Kerzen an diesem Abend angezündet werden. «Zur Mitternachtsmesse gehen wir meistens auswärts, in der Regel dorthin, wo einer der Mitbrüder die Messe zelebriert».

Am Weihnachtstag selber, dem 25. Dezember, findet ein feierlicher Gottesdienst in der Klosterkirche statt, an welchem auch einige Musiker mitwirken. Wie jeden Sonntag sind die Gottesdienstbesucher hinterher zum Apéro eingeladen – Müller legt Wert darauf, dass es sich dabei um mehr als ein «Chilekafi» handelt, zumal auch Wein und Chips offeriert werden.

An die Ränder der Gesellschaft schauen

«An Weihnachten haben die Brüder hierzubleiben», sagt Müller dezidiert und meint damit, dass die Brüder, die Priester sind, an diesem Tag nicht alle auswärts eine Messe halten und dass auch niemand zu den Verwandten geht. «Für uns Franziskaner ist Weihnachten ein wichtiger Tag», erklärt der Guardian. Die Kapuziner leben nach einer franziskanischen Spiritualität.

«Gott soll greifbar werden in der Nachfolge Jesu. Wir schauen nicht in erster Linie zum Himmel hinauf, sondern auf die Erde, dorthin, wo Leben entsteht. Und wir schauen an die Ränder der Gesellschaft.» Unter den Gästen, die auch in diesen Tagen im Kloster mitleben können, seien immer wieder auch Menschen vom Rand der Gesellschaft – psychisch Kranke oder Menschen in Umbrüchen – und an die Einstimmung zu Weihnachten kämen eher Menschen, die sich nicht primär kirchlich verorten.

Die mitlebenden Gäste bleiben bis zum Mittagessen am 25., auch an diesem Tag bleibe das Menü in der Regel franziskanisch einfach. Danach seien die neun Brüder und zwei Schwestern, die dauerhaft in Rapperswil leben, unter sich. Adrian Müller ist es wichtig, dass die Gemeinschaft diesen Tag zu Hause feiert, dass alle da sind. Abends versammeln sie sich zu einer besinnlichen Feier im Refektorium, dazu wird ein Hymnus gesungen, ein Psalm gebetet, Fürbitten und vor allem Geschichten werden vorgetragen. Erst am 26. Dezember gingen die meisten zu ihren Verwandten, um dort Weihnachten zu feiern. (sys)

Weitere Informationen unter www.klosterrapperswil.ch.

Weihnachtsstern im Garten des Kapuzinerklosters Rapperswil | | © Adrian Müller
24. Dezember 2015 | 13:16
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