Gipfelkreuz Kleines Matterhorn - im Hintergrund Grosses Matterhorn
Schweiz

Nichts von Heiligkeit im heiligen «Arena»-Land

Zürich, 22.10.16 (kath.ch) Die «Arena» des Schweizer Fernsehens SRF stellte am 21. Oktober die Frage, ob die Schweiz eine Rückbesinnung auf christliche Werte brauche. Diskutiert wurde aber vor allem über unüberwindbare politische Gegensätze einzelner Parteivertreter. Eine verpasste Chance, meint Martin Spilker in seinem TV-Kommentar.

Leise Orgelmusik, im Halbrund vier Männer und eine Frau, auf den Bänken im Studio und vor den Bildschirmen im Land die erwartungsvolle «Arena»-Gemeinde. Unter der Leitung von Jonas Projer will die Runde «Das heilige Land» diskutieren, sprich, wie christlich die Schweiz war, ist und sein sollte.

Auslöser der Debatte war CVP-Präsident Gerhard Pfister. Mit seiner Aussage, die Schweiz sei ein christlich geprägtes Land und dessen Werte gelte es nicht zuletzt mit Blick auf aggressive islamische Organisationen zu verteidigen, hat er auch schon den Titel «Kreuzritter» zugesprochen bekommen. Mit in der Runde diskutierten SVP-Nationalrat Walter Wobmann, BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti und SP-Nationalrat Cédric Wermuth.

Diese rein aus Parlamentsmitgliedern gebildete «Arena»-Runde überraschte bei diesem Thema. Dennoch wäre es ja möglich gewesen, dass Leute, die die Politik in diesem Land sehr aktiv mitgestalten, sich vor laufender Kamera über Inhalt und Bedeutung christlicher Werte austauschen. Wirklich in die Tiefe ging diese Diskussion aber nicht.

Ansätze gab es sehr wohl. So die Frage, wie weit das christliche Gedankengut Grundlage für den säkularen Rechtsstaat sei, wie dies Pfister hervorhob. Oder wie sich ein Land «Im Namen Gottes des Allmächtigen», wie es in der Verfassung steht, einer immer grösseren Gruppe konfessionsloser oder atheistischer Bürgerinnen und Bürger und neuen Wirklichkeiten öffnen kann. Eine dieser neuen Wirklichkeiten sind wachsende Bevölkerungsgruppen anderer Religionen. Diese Diskussion endete aber in einem Hick-hack um Minarette, die Angst vor Terror und die Körperverschleierung von Frauen.

Am Expertentisch blieb Nicole Poël von der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz, die zum Thema «Integration» wohl einiges zu sagen gehabt hätte, nur ernüchtertes Schweigen. Und Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, hätte wohl auch lieber geschwiegen, hätte er sich nicht immer wieder gegen Vorwürfe von Walter Wobmann zur Wehr setzen müssen.

Kurz: Wenn über christliche Werte und Befindlichkeiten gegenüber anderen Religionen diskutiert werden soll, braucht es wohl andere Gäste als vier Politiker, die die Meinung der anderen sowieso schon kennen. Und die auf Widerspruch angelegte «Arena» kann der Frage gar nicht gerecht werden. Die Ermahnung aus dem Publikum, es doch mit dem Schweizer Theologen Hans Küng und seinem «Weltethos» zu versuchen und das Verbindende zwischen den Religionen zu betonen, war nur noch ein Tropfen auf den heissen Stein.

Gipfelkreuz Kleines Matterhorn – im Hintergrund Grosses Matterhorn | © Georges Scherrer
22. Oktober 2016 | 09:52
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