Dreikönigsapéro von kath.ch
Schweiz

Die Kirche braucht Präsenz in allen Medien

Zürich, 29.4.16 (kath.ch) Die Verbindung zwischen Kirche und Medien mag auf den ersten Blick nicht sehr stark erscheinen. Deshalb eine Behauptung: Ohne Medien gäbe es keine Kirche. Typisch Journalist, lässt sich einwenden. Erst recht am Wochenende des Mediensonntags. Ein Kommentar von kath.ch-Redaktionsleiter Martin Spilker.

Kirche ist zuerst einmal Gemeinschaft. Mit Blick auf die modernen Medien also Community. Glaube findet im Austausch statt. Und tatsächlich waren wir in unserer Gesellschaft noch nie so stark vernetzt, wie heute. Daran können lange nicht alle teilnehmen. Aber, Hand aufs Herz, das ist nichts Neues. Zu anderen Zeiten wurde einfach geschaut, dass nur ausgewählte Kreise lesen und schreiben lernen durften. Heute verbinden wir uns über Kanäle, von denen wir gestern noch nichts wussten und die morgen vielleicht schon wieder überholt sind. Wer Menschen erreichen will, kommt nicht darum herum, sich mit der schnelllebigen Medienlandschaft auseinanderzusetzen, sich selber darin zu bewegen und anzuerkennen, dass dies eine wesentliche Form des Zusammenlebens ausmacht.

Aufmerksamkeit ist gefragt

Für die Kirche ist zudem zentral, eine Sprache für ihre Botschaft zu finden, die ankommt und verstanden wird. Kirchliche Präsenz in den Medien und sozialen Netzwerken erfordert deshalb eine Sprache, , die von den Menschen, an welche diese Botschaft gerichtet ist, selber gesprochen und verstanden wird. Das aber lässt sich nicht einfach so nebenbei erledigen. Genauso wie eine Predigt oder eine Rede Vorbereitungszeit braucht, verlangt Kommunikation über moderne Kanäle eine engagierte Präsenz und Aufmerksamkeit. Denn im Unterschied zu den allermeisten Predigten ist hier mit Antworten, Fragen und Widerspruch zu rechnen. Das war in der Kirche jahrhundertelang völlig undenkbar und auch stösst auch heute noch auf Widerstand.

Kommunikation ist kein Einwegverkehr

Damit wird deutlich: Das Reden von Gott ist kein Einwegverkehr. Die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren verändert deren Zusammenleben. Dialog war immer schon die bevorzugte Art der Meinungsfindung. Heute finden Dialoge in immer kürzeren Äusserungen und in rasender Kadenz statt. Dazu gibt es aus kirchlichen Kreisen sehr eindrückliche Beispiele:  ein Tweet mit 140 Zeichen kann eine ebenso starke Aussagekraft haben wie eine Predigt von sieben Minuten. Und ein Like oder Retweet ist vielleicht genauso wertvoll, wie eine Äusserung im seelsorgerlichen Gespräch oder in der Austausch-Runde in der Pfarrei.

Internet der Zukunft ist eine Chance

Die Frage, ob es Kirche ohne Medien gäbe, ist deshalb auch eine Frage der Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung der Kirche. «Wir sind auf dem Weg in eine Welt, in der jahrtausendelang geltende Kategorien endgültig hinfällig sind», schreibt NZZ-Redaktor Thomas Ribi in einem Beitrag über das Internet der Zukunft. Deshalb ist es gut, wenn Kirche in den Medien, in sozialen Netzwerken, auf vielen Kanälen präsent ist und dort auch verstanden wird. Ist sie es nicht, entsteht keine Lücke, weil andere diesen Raum sofort besetzen. Aber es würde etwas fehlen. Und das wäre eine vergebene Chance. (ms)

Dreikönigsapéro von kath.ch | © 2016 Vera Rüttimann
29. April 2016 | 15:15
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