Kirche mit den Frauen - 1. Etappe
Schweiz

Bischof Büchel: «Pilgeraktion gibt der Frage der Frauen in der Kirche neuen Schub»

St. Gallen, 3.5.16 (kath.ch) Der St. Galler Bischof Markus Büchel hat die Pilgerinnen und Pilger von «Kirche mit den Frauen» in seiner Kathedrale gesegnet. Er gehe geistig mit ihnen, sagte Büchel im Gespräch mit kath.ch. Er glaubt, dass sich unter Papst Franziskus die Rolle der Frauen in der Kirche verändern kann.

Sylvia Stam/Regula Pfeifer

Markus Büchel, warum pilgern Sie nicht mit nach Rom?

Markus Büchel: Ich habe im Moment so viele Aufgaben hier, dass ich nicht mitpilgern kann. Aber Pilgern kann man auch geistig. Ich gehe geistig mit im Gebet und in Gedanken. Ich werde verfolgen, was die Medien darüber berichten, was Menschen, die mitpilgern, anschliessend zurückbringen. Und ich freue mich, am 2. Juli bei der Ankunft in Rom dabei sein zu können.

Sie haben viele Aufgaben hier, haben Sie gesagt. Was gibt es Wichtigeres als die Rolle der Frauen in der Kirche?

Büchel: Es gibt wahrscheinlich keine wichtigeren Aufgaben. Aber es gibt Aufgaben, die dem Bischof angehängt sind und die die Frauen nicht sofort übernehmen können. Momentan stehen die Firmungen an. Ich firme jedes Jahr im Bistum rund 2000 junge Männer und Frauen. Das Thema Frauen in der Kirche können wir auch in die Gespräche mit ihnen einbringen. So spüren diese jungen Menschen, dass da etwas lebt und dass uns diese Frage wichtig ist.

Die Pilgeraktion «Kirche mit den Frauen» gibt der Frage einen neuen Schub. Das Thema ist mit sehr vielen Enttäuschungen und negativen Erfahrungen verbunden. Da ist es am besten, all diese Erfahrungen mal zurückzulassen und neue Zeichen zu setzen.

Das ist auch der Grund, warum Sie das Projekt unterstützen?

Büchel: Ja. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass wir immer mehr zu einer Kirche werden, in der Männer und Frauen, Geistliche, Ordensleute und Laien miteinander im Gespräch sind. Wir sollten unsere Verantwortung miteinander wahrnehmen.

Das Projekt hat das Frauenpriestertum nicht im Fokus. Würden Sie es auch unterstützen, wenn das im Fokus wäre?

Büchel: Das wäre politisch schwieriger. Ich bin sehr dankbar, dass das Projekt mit einem offenen Ausgang startet. Der Pilgerweg von «Kirche mit den Frauen» setzt ein wichtiges Zeichen. Die Beteiligten brechen mit Freude auf, nehmen Strapazen auf sich, müde und schwierige Phasen. All dies nehmen sie an, weil sie wissen: Da sind Leute um uns, die haben eine Erwartung in uns, eine Hoffnung. Gleichzeitig wissen sie, dass sie einen Weg gehen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollen, dass Frauen gleichberechtigt und ebenbürtig wahrgenommen werden in den oberen Entscheidungsprozessen der Kirche. Dieses Anliegen unterstütze ich mit Überzeugung.

Ich bin sehr dankbar, dass das Projekt mit einem offenen Ausgang startet.

Ist das realistisch?

Büchel: Ich halte das bei Papst Franziskus für realistisch, weil er sich schon mehrfach in diese Richtung geäussert hat. Diese Äusserungen kommen, so denke ich, aus einem ehrlichen Bemühen und aus einer innersten Erkenntnis heraus. Ich hörte an der Familiensynode 2014, an der ich teilnahm, immer wieder, wie er auf die Bedeutung der Frau bei der Weitergabe des Glaubens und in der Kirche überhaupt hinwies. (sys/rp)

Kirche mit den Frauen – 1. Etappe | © 2016 Sylvia Stam
3. Mai 2016 | 16:02
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Papst: «Wir haben herzlich wenig für Frauen getan»

Papst Franziskus hat einen mangelnden Einsatz für die Rechte von Frauen angeprangert. «Wir haben herzlich wenig für Frauen getan, die sich in schweren Lagen befinden, wo sie verachtet, an den Rand geschobenen und sogar ins Sklaventum herabgesetzt sind», sagt der Papst in einer am Dienstag, 3. Mai, veröffentlichten Videobotschaft.

Es reiche nicht aus, den Beitrag von Frauen in allen Bereichen nur festzustellen. Franziskus verurteilt in dem Video sexuelle Gewalt gegen Frauen. Zudem fordert er mehr Einfluss für sie in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Hindernisse auf diesem Weg müssten beseitigt werden.

In der Videobotschaft für den Monat Mai ruft Franziskus Christen in der ganzen Welt zum Gebet dafür auf, dass Frauen «geehrt und geachtet werden und ihr unverzichtbarer sozialer Beitrag geschätzt wird».

Seit Jahresbeginn veröffentlicht der Vatikan jeweils monatlich eine Videobotschaft des Papstes mit der sogenannten Gebetsintention. Darin bittet Franziskus jeweils um das Gebet für ein bestimmtes Anliegen. Im Laufe des gut einminütigen Videos werden mehrere Aussagen schriftlich eingeblendet. Dazu zählen: «Meine Arbeit ist so viel Wert wie die eines Mannes, »Nein zur sexualisierten Gewalt« oder »Schluss mit der Benachteiligung bei der Arbeit«. (cic)