Schweiz
Kommentar: Demonstrieren mit den Aposteln
Bern, 30.6.19 (kath.ch) Am Samstag haben Katholikinnen und Katholiken in Bern ein Zeichen gegen Missbrauch gesetzt und von der katholischen Kirche Reformen gefordert. Es ist richtig, dass gläubige Frauen und Männer mitreden, wenn es um die Zukunft der katholischen Kirche geht, findet kath.ch-Direktor Charles Martig in seinem Kommentar.
Die katholische Kirche befindet sich in einer tiefgreifenden Krise. Vielen Gläubigen ist das Grundvertrauen abhandengekommen. Das betrifft nicht ihren Glauben an Jesus Christus. Nein, es ist der Glaube an die Fähigkeit der Kirche, die eigene strukturelle Krise zu überwinden.
Am Samstag sind Gläubige nach Bern gereist, um dort zu demonstrieren. Das Fest St. Peter und Paul erinnerte dabei an die beiden Apostel, die als Gründerväter der Kirche gelten. Das war ein starkes Zeichen. Denn auch den beiden Aposteln würde ganz und gar missfallen, was sie heute in ihrer Kirche sehen.
Es geht um den Schutz der Grundrechte, die Gleichberechtigung und die Transparenz in der Kirche. An diesen drei Bedingungen einer gelingenden Gemeinschaft muss die Kirche heute gemessen werden. Wer den Missbrauch von Kindern oder Erwachsenen nicht konsequent bekämpft, wird unglaubwürdig. Wer die Rechte von Frauen und Männern nicht gleichermassen respektiert, ist in unserer Gesellschaft nicht anschlussfähig. Und die mangelnde Transparenz, zum Beispiel in Wahlverfahren von Bischöfen, widerspricht dem demokratischen Grundverständnis in der Schweiz.
Im Grunde geht es um das Kirchenbild. Wollten die Apostel Peter und Paul eine solche Kirche? Der Unmut und die Wut sind bei vielen Gläubigen gross. So kann und darf es nicht weitergehen. Es ist gut, dass sich Theologinnen und Theologen einmischen, und die Sache nicht mehr einfach den Amtsträgern überlassen. Es ist richtig, dass gläubige Frauen und Männer mitreden, wenn es um die Zukunft der katholischen Kirche geht.
Charles Martig
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