Spitalkirche der PUK: Ausschnitt aus einem Bild der Schaffhauser Künstlerin Christine Seiterle
Schweiz

«Hier feiern wir immer wieder kleine Feste der Auferstehung»

Zürich, 11.2.19 (kath.ch) «Räume der Stille» in Kliniken bieten eine Verschnaufpause von anstrengenden Therapien und einen Zufluchtsort in grosser Angst. Die Zürcher Psychiatrieseelsorgerin Sabine Zgraggen* zeigt sich in ihrem Kommentar für kath.ch zum Welttag der Kranken froh über diese Räume. Der Welttag der Kranken wird – gemäss einem Entscheid der Schweizer Bischofskonferenz im November 2018 – neu am 11. Februar begangen.

In der Spitalkirche der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich hängt ein Meditationsbild der Schaffhauser Künstlerin Christine Seiterle. Es wirkt unspektakulär und drängt sich nicht auf. Wer eine Weile in diesem schlicht gestalteten, aber angenehmen Raum verweilt, wird leise angesprochen:

Ist es Morgen oder Abend? Geht die Sonne für mich auf oder eben unter? Schaffe ich es, dieses sich spiegelnde Wasser zu durchschwimmen, meine Ziele zu erreichen, oder werde ich unterwegs ertrinken?

Dies können Fragen von krankgewordenen Menschen sein, die hier – oder andernorts – in einer Klinik mehrere Wochen Zeit verbringen müssen.

«Unser Leben ist offenbar auch eine Aufgabe.»

Krankheiten und Krisen fordern uns alle heraus. Kein Mensch bleibt während seines Lebens davor verschont, ob körperlich oder seelisch. Darin liegt ein besonders herausforderndes Geheimnis unseres Lebens:

Das Paradies ist nicht hier. Warum nicht? Warum können wir Gesundheit und ein glückliches Leben nicht dauerhaft festhalten?

Wer sich mit diesen Fragen auf den Weg macht, wird immer tiefer in philosophische, religiöse oder spirituelle Tiefen gelangen. Am Tag der Kranken erinnern wir uns schmerzlich daran, dass unser Leben zwar ein Geschenk – aber offenbar auch eine Aufgabe ist. Wir können daran wachsen, aber auch zerbrechen.

Am Tag der Kranken sind wir froh um solche «Räume der Stille», wie sie an allen grösseren Klinikstandorten für Patienten und ihre Angehörigen offen sind. Sie bieten eine Verschnaufpause von anstrengenden Therapien, hektischem Stationslärm und bieten einen Zufluchtsort in grosser Angst und Not, aber auch für Lob, Dank und Erleichterung, wenn ein schweres Leiden überwunden wurde.

Den Boden unter den Füssen wieder finden – mit Gebeten

Viele Patienten entdecken während ihrer Klinikaufenthalte, dass ihr Glaube ihnen Trost und Halt zu schenken vermag, dass Gebete und Rituale weiterhelfen, den Boden unter den Füssen wieder zu finden! Wir Seelsorgenden dürfen miterleben, wie die Ausrichtung auf die verborgene Gegenwart Gottes, immer wieder neue Perspektiven eröffnet und neue Lebenskraft zu schenken vermag. Wir feiern hier tatsächlich immer wieder kleine Feste der Auferstehung. Täglich und auch sonntags. (aktualisiert, 12.2.19)

*Sabine Zgraggen (49) ist seit 15 Jahren Psychiatrieseelsorgerin.


 

Spitalkirche der PUK: Ausschnitt aus einem Bild der Schaffhauser Künstlerin Christine Seiterle | © zVg
11. Februar 2019 | 06:12
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