Thomas Wallimann-Sasaki und Christina Sasaki

Gedanken zum Sonntag: Hoffnungsvoll weitergehen!

Gedanken zum Sonntag: 6. Januar 2019 Epiphanie – Erscheinung des Herrn (Jes 60,1-6; Eph 3,2-3a.5-6; Mt 2,1-12)

Christina und Thomas Wallimann-Sasaki*

Zürich, 5.1.19 (kath.ch) Letzte Woche beobachtete ich bei einer Sitzung, wie ein jüngerer Mann sein iPhone an den Oberarm hielt, einen Blick darauf warf und mit zufriedenem Gesicht weiterarbeitete. Er hatte seinen Blutzuckerspiegel kontrolliert – weiss ich von meiner Verwandten, die an Diabetes leidet, und das gleiche Hilfsmittel verwendet. Dank moderner Technologie können sie beide sicherer leben.

Der Wunsch nach einer besseren Welt leitete nicht nur Steve Jobs, als er vor über 20 Jahren das erste iPhone vorstellte, sondern auch Klaus Mertes, als er die sexuellen Missbräuche in und durch die Kirche offen zum Thema machte und, ohne es zu wissen, den Anfang für eine noch nicht abschätzbare Entwicklung im Selbstverständnis der Kirche machte.

Mit ihrem Wunsch nach einer besseren Welt sind Steve Jobs und Klaus Mertes eng mit den drei Weisen verbunden. Für sie war es die Vorstellung von einem Messias, einem König der Juden, der die Welt verbessern wird. Die drei Weisen werden so genannt, weil sie die Gabe haben, Zeichen zu deuten. Darum sind sie aufgebrochen, um einem Stern, dem Zeichen ihres Wunsches, zu folgen. Unterwegs treffen sie Herodes, das Zentrum der Macht, wie man dies als selbstbezogen und gewalttätig kennt. Auch er hat dasselbe Ziel: die Erfüllung des Wunsches, den vorhergesagten König finden. Die drei Weisen gehen ihren Weg weiter und folgen ihrem Wunsch, jetzt auch verbunden mit dem Auftrag des Herodes. Und sie sind erfolgreich! Doch sie entdecken das Unerwartete! Sie treffen auf eine Mutter mit ihrem Kind, die blanke Ohnmacht, kein König.

Dank ihres Berufs, Zeichen zu erkennen, und dank ihres Vertrauens finden sie den Mut, den Auftrag des Herodes nicht zu erfüllen. Sie handeln anders, gehen auf einem andern Weg weiter und tragen so die Geschichte und Hoffnung für einen neuen Anfang in die Welt hinaus.

Gutzumachen, was durch sexuellen Missbrauch zerstört wurde, oder die Digitalisierung unserer Lebensbereiche mögen gewiss nicht alle Probleme dieser Welt lösen – und wahrscheinlich bringen sie auch ihre eigenen Probleme mit sich. Gleichwohl haben wir Menschen den Drang und das Verlangen, eine bessere Welt zu schaffen. Als Christinnen und Christen sind wir herausgefordert, dies in bester Weise und auch schon im ganz Kleinen zu tun.

Wenn wir eine bessere Welt schaffen wollen, heisst dies nämlich nicht, eine Lösung zu kennen und diese umzusetzen, sondern wie Steve Jobs, Klaus Mertes und die drei Weisen, unsere Fähigkeiten zu schärfen, die Zeichen der Zeit zu sehen, sie zu interpretieren und ihnen gemäss zu handeln und so Licht in die Welt zu bringen.

Thomas Wallimann ist Theologe und Sozialethiker. Er leitet das sozialethische Institut «Ethik22» in Zürich. Christina Sasaki ist Theologin und freie Mitarbeiterin bei «Ethik22». Gemeinsam beraten sie auch Kirchgemeinden und Pfarreien.

 

Thomas Wallimann-Sasaki und Christina Sasaki | zVg | © zVg
5. Januar 2019 | 12:18
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