Anders liebend
Schweiz

Sag, wie hast du's mit der Sexualität?

Zürich, 28.8.18 (kath.ch) Statt Homosexuelle pauschal unter Generalverdacht zu stellen, sollte die katholische Kirche ihre Sexualmoral überdenken, sagt kath.ch-Redaktionsleiterin Sylvia Stam in ihrem Kommentar zu den jüngsten Äusserungen von Weihbischof Marian Eleganti.

Elegant hat Herr Eleganti vom Thema abgelenkt. Statt sich zu fragen, was die Sexualmoral der katholischen Kirche mit den sexuellen Übergriffen zu tun haben könnte, stellt der Churer Weihbischof einen Zusammenhang her zwischen den übergriffigen Priestern aus Pennsylvania und Homosexualität. Nicht nur, dass er damit den Tatsachen nicht gerecht wird – im Bericht ist von Mädchen und Jungen, die meisten vorpubertär, die Rede. Schlimmer jedoch wiegt der Generalverdacht, unter den er Homosexuelle damit stellt. Als wären alle schwulen Männer potenzielle übergriffige Täter. Das sind sie ebenso wenig wie alle zölibatär lebenden Männer.

Wie sehr jedoch gerade die katholische Kirche mit ihrem moralisierenden Verhältnis zur Geschlechtlichkeit ein Klima schafft, welches das Risiko für Übergriffe fördert – diese Frage stellt Marian Eleganti nicht. Es ist viel leichter, die ohnehin des sündhaften Lebenswandels verdächtigten Homosexuellen pauschal an den Pranger zu stellen, als sich zu fragen, ob der Umgang der katholischen Kirche mit der menschlichen Sexualität – ihr Verhältnis zu Sexualität ohne ehelichen Rahmen, zu homosexueller Praxis, zu Selbstbefriedigung, zur Geschlechtlichkeit ihrer Kleriker – etwas mit den sexuellen Übergriffen zu tun haben könnte.

Es ist an der Zeit, dass die katholische Kirche sich dieser Gretchenfrage stellt. Solange sie jedoch an ihrer rigiden Sexualmoral festhält, wird sie sich der Verantwortung für weitere Fälle von sexuellen Übergriffen nicht entziehen können.

 

Anders liebend | © pixabay.com
28. August 2018 | 14:11
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