Thomas Wallimann-Sasaki

Gedanken zum Sonntag: Wissen, was wann wirklich zählt!

Gedanken zum Sonntag, 4. März 2018, 3. Fastensonntag (Exodus 20,1-17; 1 Korinterbrief 1,22-25; Johannesevangelium 2,13-25)

Thomas Wallimann-Sasaki*

Wieder einmal ist Abstimmungs- und Wahlsonntag. Für mich geht es am 4. März um die Wiederwahl in den Landrat, das kantonale Parlament, von Nidwalden. Auf den ersten Blick geht es hier um Politik und dort dreht sich vieles um Macht. Doch im Grunde ist Politik ein wichtiges Werkzeug, wie wir unser Zusammenleben gestalten. Dabei mache auch ich die Erfahrung, die im heutigen Evangelium angesprochen wird: «Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!»

Als christlicher Sozialethiker in der Politik sehe ich meine Aufgabe darin, den zentralen Werten meines Glaubens eine Stimme zu geben und an sie zu erinnern. So kann ich einen Beitrag zur Gestaltung unseres Zusammenlebens leisten. Auch Jesus machte etwas Ähnliches, wenn ich die Geschichte im heutigen Evangelium lese. Er sieht, dass die zentralen Werte seines Menschen- und Gottesbildes vor lauter Geschäftigkeit und Sorge um die Rahmenbedingungen zu verschwinden drohen. Dabei ist nicht unwesentlich, dass Jesus diese Botschaft handfest im Vorfeld des Paschafestes sichtbar macht. Das Paschafest erinnert an die Erfahrung der Sklaverei in Ägypten und die Befreiung. Damit verbindet das Volk Israel die Verpflichtung, Gerechtigkeit für Benachteiligte zu schaffen und so Gottes Gegenwart sichtbar zu machen.

So sehe auch ich mich heute immer wieder herausgefordert, auf die Grundwerte unserer Gesellschaftsgestaltung hinzuweisen. Als Politiker mit christlicher Grundhaltung erzählen mir die Texte des heutigen Sonntags von diesen Grundwerten. Als Wegweiser helfen sie mir, mein persönliches Leben zu gestalten: meine Beziehung zu Gott, zu meinen Mitmenschen und zur Arbeit. Aber sie prägen auch mein gesellschaftspolitisches Engagement.

In den Kernforderungen der Katholischen Soziallehre kommt diese Grundüberzeugungen direkt zum Ausdruck: Alles muss so geordnet sein, dass alle Menschen ein gutes Leben führen können. Darum müssen Systeme und Strukturen für den Menschen da sein und nicht umgekehrt. Wir müssen auf die Schwachen und Benachteiligten achten – dann sehen wir, ob wir wirklich die Menschen ernst nehmen und die Aufgaben und Verantwortungen sollen dort angesiedelt sein, wo die Arbeiten am besten erledigt werden können. All dies sollen wir so gestalten, dass unsere Erde und die ganze Schöpfung für alle künftigen Generationen ein guter Platz zum Leben bleibt.

Jesus brachte immer wieder die Grundwerte seiner religiösen Tradition in die gesellschaftliche und damit auch politische Sphäre. Die Geschichten in den Evangelien erzählen davon. So fühle auch ich mich gerufen, Politik als Gestaltung von Strukturen und Gesellschaft zum Wohl aller Menschen mitzuprägen.

*Thomas Wallimann-Sasaki ist Theologe und Sozialethiker. Er leitet das Institut für Sozialethik «ethik22» in Zürich und ist Präsident a.i. der Nationalkommission Justitia et Pax der Schweizer Bischofskonferenz.

Thomas Wallimann-Sasaki | © zVg
3. März 2018 | 09:55
Lesezeit: ca. 2 Min.
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