Elena Marti dekoriert das AKJ Oberland am Tag der Eröffnung.
Schweiz

Was die Kirche tut, muss sichtbar sein

Zürich, 10.1.18 (kath.ch) Die Kirchen erbringen bedeutende Leistungen für die Gesellschaft. Das ist wichtig zu wissen, nicht zuletzt, wenn es ums Thema «Kirchensteuern» geht. Darum braucht die Kirche Öffentlichkeit. Ein Kommentar von Martin Spilker.

Wer weiss schon genau, was alles mit seinen Steuergeldern gemacht wird? Als Einwohner kann ich davon ausgehen, dass mit meinen Steuern Leistungen erbracht werden, die der Gesellschaft zu Gute kommen. Das gleiche gilt für meine Kirchensteuern. Wenn ich es genauer wissen will, muss ich die Jahresberichte und Erfolgsrechnungen meiner Kirchgemeinde anschauen. Oder ich kann mich an der Kirchgemeindeversammlung zu Wort melden.

Doch in den politischen wie in den Kirchgemeinden nehmen eher wenig Leute diese Möglichkeit wahr. Dies lässt sich – hier wie dort – als stillschweigende Zustimmung zur Arbeit der Behörden verstehen. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber: Aus der Kirchgemeinde kann ich austreten und jedes Jahr ein paar hundert Franken sparen.

Es gibt Leistungen, von denen längst nicht nur engagierte Kirchgänger profitieren.

Darum sind Kirchenbehörden ebenso wie Seelsorgerinnen und Seelsorger gefordert. An ihnen ist es zu zeigen, was mit den Kirchensteuern finanziert wird und wie wichtig diese Tätigkeiten sind. Während die Arbeit der Kirchen vor Ort gut sicht- und hörbar sind, sind regionale und nationale Engagements viel weniger bekannt. Das ist schade, denn gerade damit wird ein bedeutender Teil kirchlicher Leistungen ermöglicht, von denen längst nicht nur engagierte Kirchgänger profitieren.

Religiöse Bildung, Spezialseelsorge, Sozialarbeit, Forschung, internationale Vernetzung, all das sind Aufgaben, mit denen sich die Kirche weit über den Kreis der eigenen Gemeinschaft hinaus ein Gesicht geben kann. Ja, in einer immer stärker von Mobilität und Flexibilität geprägten Gesellschaft dürfte die Bedeutung dieser kirchlichen Leistungen sogar noch zunehmen, weil der unmittelbare Bezug zur Heimatpfarrei schneller verloren geht.

Wo kein Bezug mehr zur Kirche besteht, schwindet die Bereitschaft Steuern zu bezahlen.

Bislang konnten die Kirchenbehörden und die Verantwortlichen für die Seelsorge davon ausgehen, dass ein grosser Anteil der katholischen Bevölkerung ihre Kirchensteuern bezahlt. Wo aber kein Bezug zur Kirche, ihren Mitarbeitern oder Einrichtungen mehr besteht, schwindet auch die Bereitschaft für etwas Steuern zu bezahlen, das im eigenen Alltag keine Rolle mehr spielt.

Das ist eine Entwicklung, die dem Präsidenten der römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz, Luc Humbel, Sorgen bereitet. Nicht nur wegen der fehlenden Steuergelder. Wenn die Leistungen der Kirche nicht mehr wahrgenommen werden, gehen bedeutende Elemente des Glaubens als Ganzes in unserer Gesellschaft verloren, sagte er im Gespräch mit kath.ch.

Darum muss die Kirche zeigen, was sie wo und für wen alles tut. Nicht nur, weil sie es sich dank der Kirchensteuern leisten kann, sondern weil sie es tun will.

Elena Marti dekoriert das AKJ Oberland am Tag der Eröffnung. | © Barbara Ludwig
10. Januar 2018 | 06:05
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