Das Spiel "Über den Tellerrand"
Schweiz

Geduld ist gefragt am Tellerrand

Zürich, 20.12.17 (kath.ch) «Blick über den Tellerrand» heisst ein neues Lernspiel, das die katholische Kinder- und Jugendorganisation Jungwacht Blauring (Jubla) zusammen mit Fastenopfer entwickelt und auf den Markt gebracht hat. Die kath.ch-Redaktorin Regula Pfeifer hat es mit ihrer Familie getestet und gemerkt: Man lernt einiges, muss dafür aber viel Zeit und Leselust aufbringen.

Wer die meisten Velokilometer fährt, darf das Spiel beginnen. So heisst es in der Anleitung des Spiels. «Das bin ich», ruft mein Sohn Nadim und nimmt den Würfel an sich. Unsere Familie soll das Spiel testen, das die Jubla auf den Markt gebracht hat, war der Auftrag der Redaktion. Nun sitzen wir auf dem Boden, den Karton mit dem Weltkarte-Teller vor uns, jeder mit einer Karte, dem «Food-Recycling-Ausweis» vor sich.

Abwechselnd würfeln wir und bewegen dann unsere Figuren auf den Kreisen im Teller. Nadim würfelt eine Drei. Seine Figur hält auf einem roten Punkt. In der Schweiz wird in der Regel 10,2 Prozent des Haushaltseinkommens für Lebensmittel ausgegeben», heisst es auf der gezogenen roten Ratekarte. Nun solle man schätzen, wie viel dafür auf den Philippinen ausgegeben wird. Das muss viel mehr sein, finden mein Mann und ich und tippen gemeinsam mit Nadim auf 80 oder 90 Prozent. Nun ist die Anleitung gefragt. Der entsprechende Punkt zeigt: Es sind doch nur 36 Prozent. Immerhin dreimal so viel wie bei uns, stellen wir fest.

Unsere achtjährige Tochter Amalia interessiert das Gerede weniger. Sie schnappt sich den Würfel, nimmt Anlauf und purzelt damit durch den Wohnraum. Eine Sechs. Abgezählt, landet sie auf Grün, zückt also eine grüne Fragekarte, und zwar eine zum Thema «Einkaufen auf den Philippinen». Die ganze Karte voller Text. Das ist zu viel für die Zweitklässlerin. Mami, also ich, übernehme. «Du lebst mit deiner Familie in einem kleinen Dorf auf Mindanao, einer philippinischen Insel. Wo erledigst du deine Wocheneinkäufe?», lese ich vor. Fünf Wahlmöglichkeiten sind aufgezählt. Amalia tippt zu unserer Überraschung richtig: Auf dem Markt im Quartier, und das Gemüse baut sie selber an. Stimmt, haben wir in der Anleitung nachgelesen.

Viel Lesen ist angesagt in diesem Spiel, denn jede Aufgabe und jede Lösung muss nachgeschlagen werden. Ein Spiel also für Lese- und Wissenshungrige und für Menschen mit einem Flair für ökologische und soziale Zusammenhänge. Doch ab und zu gibt es überraschende Belohnungen. Etwa wenn jemand eine Karte zieht, worauf er oder sie quasi aus dem Nichts heraus für nachhaltiges Verhalten gelobt wird – und dafür ein «Goodie» kriegt.

Dieses Kartonteilchen – mit gezeichnetem Lebensmittel darauf –  legt man auf seinen persönlichen «Food-Recycling-Ausweis», sofern dort ebendieses Lebensmittel hingemalt ist. Wer die Karte voll hat, hat gewonnen. Bei uns heisst das: Wer am meisten Teilchen hat, hat gewonnen. Denn nach einer Stunde haben wir erst etwa ein geschätztes Drittel des Spiels gespielt – und finden: genug für heute.

Das Spiel «Über den Tellerrand» | © Regula Pfeifer
20. Dezember 2017 | 06:04
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Spielerisch den Horizont erweitern

«Blick über den Tellerrand» will den Blick schärfen für den persönlichen alltäglichen Umgang mit Lebensmitteln und aufzeigen, dass das eigene Verhalten Auswirkungen hat – auf die Umwelt, auf das Tierwohl und aufs Wohlergehen von Menschen in weniger privilegierten Ländern. Das erklärt Jubla Schweiz auf ihrer Webseite. Als Beispiel werden dabei die Philippinen herangezogen. Zu diesem Land hat Jungwacht Blauring einen jahrelangen partnerschaftlichen Bezug.

Die Idee für das Spiel hatte die Jubla-Mitwirkende Lucia Weingartner. Sie entwickelte eine erste Version für ihre Maturaarbeit. Die Jubla Schweiz und das katholische Hilfswerk Fastenopfer erweiterten das Spiel und brachten es gemeinsam mit dem Rex-Verlag auf den Markt.

Theologisch sei das Spiel in der päpstlichen Enzyklika «Laudato si» zu verorten, da es Nachhaltigkeit, Umweltschutz und fairen Handel thematisiere, erklärt Valentin Beck, der Bundespräses von Jubla Schweiz. (rp)