Beat Gerber, Amnesty International Schweiz
Schweiz

Die Würde des Menschen verteidigen, um jeden Preis

Zürich, 10.12.17 (kath.ch) Die Menschenrechte seien massiv unter Druck geraten, schreibt Beat Gerber, Mediensprecher der Schweizer Sektion von Amnesty International, in seinem Gastkommentar anlässlich des internationalen Tags der Menschenrechte. Zuversichtlich stimmen ihn vor allem lokale Initiativen – auch von Seiten der Kirchen.

Die Menschenrechte sind weltweit massiv unter Druck geraten. In den USA brandmarkt der Präsident Muslime mit einem diskriminierenden Einreiseverbot pauschal als Terroristen und schürt Hass zwischen den Religionen. Populistische Parteien sprechen Minderheiten ihre Rechte ab, Staaten ziehen neue Zäune an ihren Grenzen hoch.

Auch in Europa wird die Spaltung vorangetrieben, indem Angst vor einer «Islamisierung des Abendlandes» durch Einwanderer und Flüchtlinge gestreut wird. Und in der Schweiz ist es salonfähig geworden, Sinn und Zweck der Uno-Flüchtlingskonvention oder der Europäische Menschenrechtskonvention in Frage zu stellen.

Zivilgesellschaft und Kirchen sind gefordert

Die Zivilgesellschaft und mit ihr die Kirchen sind gefordert, sich vorbehaltslos hinter schutzsuchende und ausgegrenzte Menschen zu stellen; auch auf die Gefahr hin, dem herrschenden Zeitgeist und der politischen Mehrheit zu widersprechen oder Mitglieder der eigenen Gemeinschaft vor den Kopf zu stossen.

«Wo beginnen die Menschenrechte? An den nahen Plätzen, nahe dem eigenen Heim (…) und so lange diese Rechte dort keine Geltung haben, sind sie auch woanders nicht von Bedeutung», sagte Eleanor Roosevelt, ehemalige First Lady der USA und eine der wichtigsten Promotorinnen der Allgemeinen Erklärung Menschenrechte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Menschenrechte sind universell, unteilbar und unveräusserlich. Sie stehen jedem Menschen gleichermassen zu, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Das ist nicht nur Kern dieser berühmten Erklärung, auf die sich die Arbeit von Amnesty International stützt, sondern zweifelsohne auch ein zentrales Element christlicher Ethik.

Priester und Pfarrteam für Flüchtlinge engagiert

Viele Kirchen gehen mit Beispiel voran. Etwa Priester Don Giusto della Valle, der sich in seiner Pfarrei in Como um die Menschen kümmerte, die an der Schweizer Südgrenze als «Wirtschaftsmigranten» abgewiesen und zurück auf die Strasse geschickt wurden. Oder das Pfarrteam im Bernischen Belp, das einer eritreischen Mutter und ihrem Kind Kirchenasyl gewährt und so deren Ausweisung verhindert hat.

Sie stehen hier stellvertretend für all die lokalen Initiativen, ohne die es Geflüchteten und Randständigen auch in der reichen Schweiz an Kleidern, Essen und menschenwürdiger Unterkunft mangeln würde. Es ist das Engagement dieser Menschen, das zuversichtlich stimmt, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auch 70 Jahre nach ihrer Verabschiedung nicht an Kraft verloren hat und ein Versprechen von Frieden und Menschenwürde hochhält, das stärker wirkt als der Hass und die Spaltung.

Beat Gerber, Amnesty International Schweiz | © zVg
10. Dezember 2017 | 08:00
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