Sherlock – Die sechs Thatchers
Schweiz

Pfingsten mit «Sherlock»

Zürich, 4.6.17 (kath.ch) Was passiert, wenn Sherlock Holmes vom «Heiligen Geist» erfasst wird, dürfte nicht nur Serienfans überraschen. Eine etwas andere Lesart zu dieser Krimireihe zu Pfingsten von Medientipp-Redaktorin Natalie Fritz.

Es ist eine berechtigte Frage: Was hat Sherlock Holmes mit Pfingsten zu tun? Auf den ersten Blick sehr wenig… und doch: Die vierte Staffel des BBC-Serien- Hits «Sherlock» setzt sich auf eindringliche Weise mit fundamentalen Aspekten des menschlichen Lebens auseinander und zwingt sogar den selbsternannten «hochfunktionalen Soziopathen» Sherlock Holmes (gespielt von Benedict Cumberbatch) dazu, sich darauf zu besinnen, was wirklich zählt.

Keine Aussicht auf Vergebung

Für einmal ist das nicht seine fantastische Gabe der Deduktion, sondern Demut. Und die sorgsam unterdrückte Menschlichkeit, die ihn schmerzlich einholt, als eine ihm nahestehende Person eines gewaltsamen Todes stirbt. Sherlock Holmes wird nicht nur mit Trauer, sondern auch mit massiven Vorwürfen vonseiten seines besten Freundes James Watson (Martin Freeman) konfrontiert. Keine Aussicht auf Vergebung und die Tatsache, dass sein Todfeind Jim Moriarty (Andrew Scott) womöglich doch noch am Leben ist, destabilisieren Holmes nachhaltig.

Und dann ist da auch noch die Videobotschaft von Mary (Amanda Abbington), Watsons Frau, die Holmes eindringlich dazu auffordert, den Freund zu retten. Letztlich stellt sich Watsons «Rettung» und die damit verbundene Wiederherstellung der Freundschaft als Holmes› eigene Erlösung heraus. Sherlock muss Busse tun für seine Überheblichkeit und einsehen, dass auch er ein soziales Wesen ist, das die Nähe und den Rückhalt anderer Menschen braucht.

Wer den «Hauch» spürt

Dazu trägt auch Eurus (Sian Brooke) bei, die vom grossen Bruder Mycroft Holmes (Mark Gatiss) sicher verwahrte Schwester. Sherlock hat nichts von ihrer Existenz gewusst, sie unbewusst verdrängt. Eurus ist fähig, jeden und jede zu manipulieren und hat klammheimlich die Kontrolle über das Hochsicherheitsgefängnis, in dem sie bewacht wurde, übernommen.

Sie stellt ihrem Bruder Sherlock moralisch unlösbare Aufgaben, um ihm einerseits seine Grenzen aufzuzeigen und sich andererseits für die Verleugnung ihrer Existenz zu rächen. Doch sie erreicht das Gegenteil: «haucht» ihrem Bruder sozusagen durch die ethischen Grundsatzfragen, vor die sie ihn stellt, eine neue Sicht auf Menschlichkeit und Nächstenliebe ein.

Der Name der Schwester, Eurus, bekommt so eine ganz neue Dimension. Εὖρος ist die Bezeichnung des (Süd)-Ostwinds in der griechischen Mythologie und bringt in der Ilias Sturm und Wellen – Symbol für Veränderung also. Wie der «Heilige Geist», der auf Hebräisch als rûaḥ, «Wind» oder «Atem», und auf Griechisch als Pneuma (νεῦμα), «Luft», bezeichnet wird und laut der Apostelgeschichte (Kapitel 2,38) diejenigen erfüllt, die sich auf die christliche Botschaft besinnen.

Ein wirklich Guter!

Zwar verwandelt sich Sherlock nicht vom Saulus zum Paulus, aber sein Verhalten zeigt Anzeichen einer positiven Wandlung. Nicht, dass Holmes seine Gabe nicht schon zuvor für das Gute und gegen das Böse eingesetzt hätte. Bei einem Krimi würde alles andere seltsam anmuten. Aber er ist nicht länger nur ein ausgezeichneter Detektiv mit geringer sozialer Kompetenz, sondern ein Mensch, der sich tatsächlich kümmert.

Entsprechend meint ein faszinierter Polizist auf Holmes deutend, der «Das letzte Problem» gelöst hat: «Er ist ein toller Mann, Sir.» Worauf ihm Inspektor Greg Lestrade (Rupert Graves) entgegnet: «Nein, er ist besser als das. Er ist ein Guter.»

«Sherlock» wird am 4./5. und 11. Juni auf ARD und ORF in deutscher Synchronfassung gezeigt.

Sherlock – Die sechs Thatchers | © Hartswood Films 2016/BBC/ARD Degeto
4. Juni 2017 | 18:10
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!