Vitus Huonder im Kreis der Schweizer Bischöfe
Schweiz

Zwei verlorene Jahre?

Zürich, 5.5.17 (kath.ch) Der Churer Bischof Vitus Huonder bleibt weiterhin im Amt, für mindestens zwei Jahre. Wer kann diese Zeit nutzen, um bis dahin das Bistum zu befrieden? Bis jetzt gibt es offenbar niemanden, bedauert kath.ch-Redaktorin Barbara Ludwig.

Die Reformkatholiken der Deutschschweiz müssen einen weiteren Schlag einstecken. Im Februar mussten sie zur Kenntnis nehmen, dass der Papstbotschafter für die Schweiz, Thomas E. Gullickson, nichts von der Einsetzung eines Apostolischen Administrators im Bistum Chur hält. Nun hat Papst Franziskus entschieden, die Amtszeit des Churer Bischofs Vitus Huonder um zwei Jahre zu verlängern. Die Reformkatholiken reagierten sehr enttäuscht, der umstrittene Hirte hingegen fühlt sich in seinem Kurs bestätigt.

Nicht alle deuten die Entscheidung des Papstes hingegen als Vertrauensbeweis für Huonder. Weil das Verfahren zur Bestellung von Bischöfen eine intransparente Angelegenheit ist, lässt sich über die Motive von Franziskus nur spekulieren. Eine Frage aber bleibt:

Wie lassen sich die zwei Jahre positiv für das Bistum Chur nutzen, wo nicht einmal klar ist, ob die Suche nach dem geeigneten Kandidaten weitergeht? Martin Kopp, Generalvikar für die Urschweiz, findet, die beiden Jahre müssten zur Meinungs- und Vertrauensbildung in der Diözese genutzt werden.

Nur: Wo ist die Instanz, die einen solchen Prozess einleitet? Wo sind die Kräfte, die Befürworter von Huonder und seine Kritiker innerhalb des Bistums zusammenbringen? In der Öffentlichkeit hat sich diese Instanz bislang nicht manifestiert. Ich vermute stark, es gibt sie schlicht nicht.

Das Risiko ist also gross, dass man an Ostern 2019 – mindestens solange bleibt Huonder im Amt – wieder so weit ist wie heute. Noch schlimmer: Die Zeit arbeitet für Huonder. Denn wenn Sitze im Domkapitel, das den neuen Bischof wählen wird, frei werden, kann er das Gremium noch mehr im Sinne der von ihm angestrebten «Kontinuität» verändern.

Wie schrieb er doch an die Mitarbeitenden des Bistums: «Ich bin Papst Franziskus dankbar, dass er mit seiner Entscheidung (zur Verlängerung der Amtszeit) für unser Bistum auf Kontinuität setzt.» Viele sehen das als Kontinuität des Unfriedens und der Spaltung.

Barbara Ludwig

 

Vitus Huonder im Kreis der Schweizer Bischöfe | © Georges Scherrer
5. Mai 2017 | 15:43
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