Joël Daniel Eschmann
Schweiz

Joël Daniel Eschmann: Nicht allein, sondern gemeinsam unterwegs

Die diesjährige Studierendentagung des Bistums Basels fand zum Thema «Lebensformen und Kirche. Mein Leben zwischen Ideal und Wirklichkeit» statt. kath.ch hat Teilnehmende über Sinn und Zweck der Veranstaltung befragt.

Joël Daniel Eschmann (34), Priesteramtskandidat im Bistum Basel

Was ist für Sie Theologie?

Ein sehr weltnahes Studium, das vor allem mit Menschen, ihrem Leben und ihrem Unterwegs-Sein zu tun hat. Selbstverständlich ist auch die Beziehung von Gott und den Menschen ein Thema. Die Theologie ermöglicht, sich damit zu befassen, was diese Beziehung bedeutet und wie sie sich auf unser tägliches Leben auswirkt. Da steckt schon sehr vieles drin. Theologie ist einer der lebensnahesten Studiengänge, den man überhaupt machen kann. Theologie ist ganzheitlicher als zum Beispiel die Psychologie. Diese ist natürlich ebenfalls lebensnah, wie auch die Wirtschaft. Die Theologie umfasst aber den ganzen Menschen vom Anfang bis zum Ende des Lebens und in all seinen Facetten.

Was ist für Sie die katholische Kirche?

Für mich ist Kirche ganz stark Gemeinschaft von Leuten, die unterwegs sind; im Idealfall von allen Menschen. Das entspricht aber nicht der Realität. Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die bewusst durch ihr Leben gehen. Dieses Bewusstsein drückt sich darin aus, dass sie eine Beziehung zu Gott haben.

Sie sind Priesteramtskandidat. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?

Aus einer Sehnsucht, die ich schon lange habe. Im Verlauf meines bisherigen Lebens stiess ich auf einen Punkt, der dazu führte, dass ich beschloss, dieser Sehnsucht auf den Grund zu gehen. Das habe ich vor zwei Jahren gemacht und bin zum Schluss gekommen: Die Berufung zum Priester entspricht mir. Warum? Ich bin ein starker Beziehungsmensch. Das Thema dieser Delsberger-Tagung spricht mich darum ganz besonders an. Beziehung ist einer der wichtigsten Aspekte der Seelsorge und für das Mensch-Sein generell. Ich habe aber gemerkt, dass für mich nicht eine Paar-Beziehung im Vordergrund steht. Ich möchte für ganz viele Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation da sein. Die Form des priesterlichen Lebens ermöglicht dies auf optimale Weise. Das Priesteramt ist nicht die einzige Möglichkeit, sie ist aber eine, die für mich stimmt.

Sie haben die Studierendentagung des Bistums Basel «Lebensformen und Kirche. Mein Leben zwischen Ideal und Wirklichkeit» besucht. Was gibt Ihnen diese Tagung mit auf den Weg?

Ich befinde mich in der Mitte meines Studiums. Jetzt wird es spannend. Die praktische Seite löst die Theorie langsam ab. Ich gehe in die Pfarreien hinaus, wo ich meine ersten Feldversuche absolviere. Beziehung und Lebensform sind tagtäglich ein Thema. Diese Erfahrung mache ich aktuell in einem Pfarreipraktikum. Beziehungen werden zu ganz verschiedenen Menschen aufgebaut. Die an dieser Tagung vermittelten Impulse gestatten es, sich mit Fragen auf diesem Unterwegssein auseinanderzusetzen: Wissen, woher man kommt und wer man ist, welche Geschichte man selber hat. Die Antworten auf diese Fragen gestatten es, den Boden unter den Füssen zu behalten und zu wissen, wie Nähe und Distanz bei einem Kontakt zu setzen sind.

Warum haben Sie diese Tagung in Delsberg besucht?

Es ist eine obligatorische Veranstaltung. Das Thema ist aber spannend. Die Tagung ist im Jahr der einzige Anlass, an dem wir Studierende des Bistums Basels zusammenkommen. Man sieht, dass man nicht allein, sondern gemeinsam unterwegs ist. Die Tagung hat sehr viel mit Begegnung und Beziehung zu tun. (gs)

Bisher erschienen:

Johannes Frank, Dominik Reding, Carina Wallimann

Joël Daniel Eschmann | © Georges Scherrer
21. Januar 2016 | 07:36
Lesezeit: ca. 2 Min.
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