41/2002 | |
INHALT |
Dokument |
Liebe Brüder und Schwestern!
1. Der Sendungsauftrag der Kirche ist im Wesentlichen die Verkündigung
der Liebe, der Barmherzigkeit und der Vergebung Gottes, die den Menschen
durch das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi, unseres Herrn,
geoffenbart wurde. Es geht um die Verkündigung der Frohen Botschaft,
dass Gott uns liebt und uns alle in seiner barmherzigen Liebe vereint wissen
will, indem er uns vergibt und uns darum bittet, unsererseits den anderen
auch die schweren Vergehen zu vergeben. Dies ist das Wort der Versöhnung,
das uns anvertraut wurde, denn wie der hl. Paulus schreibt, «Gott
war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den
Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete» (2 Kor 5,19). Diese Worte
sind der Widerhall und die Erinnerung an den letzten Herzenswunsch Christi
am Kreuz: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun»
(Lk 23,34).
Wir wollen nun die grundlegenden Inhalte des Weltmissionssonntags zusammenfassen,
den wir am kommenden 20. Oktober feiern werden und dessen anregendes Thema
lautet: «Mission ist die Verkündigung der Vergebung.» Dieses
Ereignis wiederholt sich jedes Jahr, doch es hat im Laufe der Zeit nicht
an Bedeutung und Wichtigkeit verloren, denn die Mission ist unsere Antwort
auf das höchste Gebot Christi: «Darum geht zu allen Völkern...
und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe» (Mt 28,19).
2. Zu Beginn des dritten christlichen Jahrtausends wird die Pflicht zur
Mission zunehmend dringlicher, denn, wie ich bereits in der Enzyklika «Redemptoris
missio» geschrieben habe, ist «die Zahl jener, die Christus
nicht kennen und nicht zur Kirche gehören, [...] ständig im Wachsen;
seit dem Ende des Konzils hat sie sich sogar beinahe verdoppelt. Diese ungeheure
Zahl von Menschen wird vom Vater, der für sie seinen Sohn gesandt hat,
geliebt; die Dringlichkeit der Mission für sie liegt klar auf der Hand»
(Nr. 3).
Mit dem grossen Apostel und Verkünder des Evangeliums Paulus wollen
wir wiederholen: «Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde,
kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir:
Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!... es ist ein Auftrag,
der mir anvertraut wurde» (1 Kor 9,1617). Allein die Liebe Gottes
kann die Menschen aller Rassen und Kulturen verbrüdern, und sie wird
auch schmerzliche Spaltungen, ideologische Gegensätze, wirtschaftliche
Ungleichheit und Gewalt, die die Menschheit noch heute unterdrückt,
verschwinden lassen.
Wir wissen um die schrecklichen Kriege und Revolutionen, die das erst vor
kurzem zu Ende gegangene Jahrhundert mit Blut befleckt haben, und um die
Konflikte, die die Welt leider immer noch an vielen Orten heimsuchen. Zugleich
ist auch die Sehnsucht vieler Männer und Frauen nicht unbekannt, die,
obschon sie in grosser spiritueller und materieller Armut leben, doch nach
Gott und seiner barmherzigen Liebe dürsten. Der Auftrag des Herrn zur
Verkündigung der Frohbotschaft bleibt auch heute gültig; er wird
immer dringlicher.
3. Im Apostolischen Schreiben «Novo millennio ineunte» habe
ich die Wichtigkeit der Betrachtung des schmerzhaften und glorreichen Antlitzes
Christi hervorgehoben. Das Kernstück der christlichen Botschaft ist
die Verkündigung des Ostergeheimnisses des gekreuzigten und auferstandenen
Christus. Das schmerzhafte Antlitz des Gekreuzigten «bringt uns also
dem paradoxesten Gesichtspunkt seines Geheimnisses näher, der in der
letzten Stunde, der Stunde des Kreuzes, ins Blickfeld rückt»
(Nr. 25). Am Kreuz hat Gott uns seine Liebe geoffenbart. Das Kreuz ist der
Schlüssel, der uns den Zugang zu einer Weisheit ermöglicht, «die
nicht von dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt ist», sondern
die eine «verborgene Weisheit Gottes» ist (1 Kor 2,67).
Das Kreuz, an dem das glorreiche Angesicht des Auferstandenen bereits erstrahlt,
führt uns in die Fülle des christlichen Lebens und in die Vollkommenheit
der Liebe ein, denn es offenbart den Willen Gottes, der sein Leben, seine
Liebe und seine Heiligkeit mit den Menschen teilen möchte. Ausgehend
von diesem Geheimnis und eingedenk der Worte des Herrn: «Ihr sollt
also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist» (vgl.
Mt 5,48), kommt die Kirche zur immer tieferen Erkenntnis, dass ihre Mission
keinen Sinn hätte, wenn sie nicht zur Fülle des christlichen Lebens,
das heisst zur Vollkommenheit der Liebe und der Heiligkeit, führen
würde. Die Betrachtung des Kreuzes lehrt uns ein Leben in Bescheidenheit
und Vergebung, in Frieden und Gemeinschaft. Diese Erfahrung hatte auch der
Apostel Paulus gemacht, als er an die Epheser schrieb: «Ich, der ich
um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen,
das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig
und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit
des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenführt»
(Eph 4,13). Und in seinem Brief an die Kolosser fügte er hinzu:
«Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut,
Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer
dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt
auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das
alles zusammenhält und vollkommen macht» (Kol,1215).
4. Liebe Brüder und Schwestern, der Ruf Jesu am Kreuz (vgl. Mt 27,46)
ist nicht Ausdruck der Angst eines Verzweifelten, sondern das Gebet des
Sohnes, der sein Leben für den Vater zum Heil aller hingibt. Am Kreuz
zeigt uns Jesus, unter welchen Bedingungen die Vergebung möglich ist.
Auf den Hass, mit dem seine Verfolger ihn ans Kreuz genagelt haben, antwortet
er, indem er für sie betet. Er hat ihnen nicht nur vergeben, sondern
er liebt sie immer noch und, weil er ihr Bestes will, legt er Fürsprache
für sie ein. Sein Tod wird damit zur wahren Verwirklichung der Liebe.
Angesichts des grossen Geheimnisses des Kreuzes können wir nur anbetend
niederknien: «Um den Menschen das Angesicht des Vaters zurückzugeben,
musste Jesus nicht nur das Gesicht des Menschen annehmen, sondern sich sogar
das ÐGesichtð der Sünde aufladen. ÐEr hat den, der keine
Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm
Gerechtigkeit Gottes würdenð (2 Kor 5,21)» (Novo millennio
ineunte, 25). Mit der vollkommenen Vergebung Christi beginnt auch für
seine Verfolger die neue Gerechtigkeit des Reiches Gottes.
Beim Letzten Abendmahl hatte Christus zu den Aposteln gesagt: «Ein
neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so
sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine
Jünger seid: wenn ihr einander liebt» (Joh 13,3435).
5. Der auferstandene Christus schenkt seinen Jüngern den Frieden.
Die Kirche, die dem Gebot ihres Herrn folgt, verkündet und verbreitet
weiterhin den Frieden. Durch die Evangelisierung helfen die Gläubigen
den Menschen, sich als Geschwister zu erkennen, die auf der irdischen Pilgerreise,
wenn auch auf unterschiedlichen Strassen, zu jener gemeinsamen Heimat unterwegs
sind, die Gott auf den Wegen, die Er allein kennt uns fortwährend
aufzeigt. Der Königsweg ist der aufrichtige Dialog (vgl. Ad gentes,
7; Nostra aetate, 2); ein Dialog, der weder aus «Taktik noch Eigeninteressen»
entsteht (vgl. Redemptoris missio, 56) und der auch nicht um seiner selbst
willen geführt wird. Der Dialog soll hingegen den anderen mit Wertschätzung
und Verständnis zu Wort kommen lassen; er soll dabei die Prinzipien
bekräftigen, an die man glaubt, und in der Liebe die tiefen Wahrheiten
des Glaubens verkünden, nämlich die Freude, die Hoffnung und den
Lebenssinn. Im Grunde ist der Dialog die Verwirklichung geistlicher Impulse
und «zielt auf die innere Läuterung und Umkehr und wird geistlich
fruchtbar sein, wenn er sich wirklich vom Geist leiten lässt»
(ebd., 56). Der Einsatz für einen aufmerksamen und respektvollen Dialog
ist eine «conditio sine qua non» für ein wahres Zeugnis
von der erlösenden Liebe Gottes.
Dieser Dialog ist zutiefst mit dem Willen zur Vergebung verbunden, denn
derjenige, der vergibt, öffnet sein Herz für den anderen und wird
zur Liebe fähig, zum Verständnis für die Brüder und
zur Übereinstimmung mit ihnen. Auf der anderen Seite fordert die Praxis
der Vergebung nach dem Vorbild Jesu die Herzen heraus und öffnet sie,
sie heilt die Wunden der Sünde und der Spaltung und schafft wahre Gemeinschaft.
6. Die Feier des Weltmissionssonntags gibt allen die Gelegenheit, sich
mit den Erfordernissen der grenzenlosen Liebe Gottes zu messen. Diese Liebe
erfordert den Glauben; diese Liebe ruft dazu auf, das ganze eigene Vertrauen
in Ihn zu setzen. «Ohne Glauben aber ist es unmöglich, (Gott)
zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und
dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird» (Hebr 11, 6).
Dieses alljährliche Ereignis ist für uns Anlass zu inständigem
Gebet für die Missionen und zur Teilhabe mit allen uns zur Verfügung
stehenden Mitteln an der weltweiten Tätigkeit der Kirche zum Aufbau
des Reiches Gottes: «... das ewige, alles umfassende Reich [...]:
das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der
Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens» (Präfation
vom Königtum Christi). Wir sind dabei vor allem berufen, mit unserem
Leben von unserer Nachfolge Christi und unserer Treue zu seinem Evangelium
zu zeugen. Ja, wir sollen uns nie des Evangeliums schämen und uns nie
fürchten, uns zu unserem Christsein zu bekennen, indem wir unseren
Glauben verschweigen. Es muss vielmehr weiterhin verkündet und die
Bereiche der Verkündigung des Heils müssen ausgedehnt werden,
denn Jesus hat versprochen, dass er immer und überall bei seinen Jüngern
sein wird.
Der Weltmissionssonntag, das eigentliche Fest der Mission, hilft uns auf
diese Weise dabei, die Werte unserer persönlichen und gemeinschaftlichen
Berufung besser zu verstehen. Er spornt uns ausserdem dazu an, durch die
auf der ganzen Welt tätigen Missionare unseren «geringsten Brüdern»
(Mt 25,40) zu helfen. Es ist die Aufgabe der Päpstlichen Missionswerke,
die seit jeher im Dienst der Mission der Kirche stehen, es den Geringsten
nicht an denjenigen fehlen zu lassen, die mit ihnen das Brot des Wortes
brechen und ihnen weiterhin die Gnade der unerschöpflichen Liebe Gottes
bringen, die dem Herzen des Retters selbst entspringt.
Liebe Brüder und Schwestern! Wir vertrauen diesen unseren Einsatz für die Verkündigung des Evangeliums wie auch das gesamte Evangelisierungswerk der Kirche der allerseligsten Jungfrau Maria, Königin der Missionen, an. Sie möge uns begleiten auf unserem Weg des Entdeckens, der Verkündigung und des Zeugnisses von der göttlichen Liebe, die vergibt und dem Menschen den Frieden schenkt.
Mit diesen Empfindungen erteile ich allen Missionaren und Missionarinnen auf der ganzen Welt, allen, die sie mit dem Gebet und der geschwisterlichen Hilfe begleiten, den christlichen Gemeinden älteren und jüngeren Gründungsdatums von ganzem Herzen meinen Apostolischen Segen und erbitte für sie den Schutz unseres Herrn.
Auf Grund des Entscheids der Generalversammlung der Missio-Direktoren im Mai 2001 hat Missio Schweiz-Liechtenstein im Sommer 2001 folgende Beträge direkt an die betroffenen Stellen überwiesen:
Diözesen in Uganda | 1 246 244.70 |
Projekte zu Gunsten von Kindern Tschad, Libyen, Mosambik, Dem. Republik Kongo, Brasilien, Haiti, St. Lucia, Surinam, Indien, Albanien, Fidschi, Niger, Angola, Benin, Burundi, Uganda, Sambia, Bolivien, Kolumbien, Mexiko, Libanon, Türkei, Cookinseln, Myanmar |
1 173 881.70 |
Priesterseminare Ghana, Kenia, Nigeria, Tansania, Indien und Opus Securitatis |
1 280 816.60 |
Justinuswerk, Freiburg | 66 490.00 |
Ausbildung von Medienfachleuten UCIP (Internationale kath. Presseunion) |
166 225.00 |
Total | 3 933 658.00 |
Kantone 2000 2001 Fr. Fr. Aargau 49 398.30 45 225.35 Appenzell 7 712.60 7 905.20 Baselland 13 334.25 14 432.10 Basel-Stadt 14 745.55 14 011.65 Bern 22 413.70 22 957.45 Freiburg 42 560.00 38 348.35 Genf 54 208.00 46 268.90 Glarus 4 379.30 3 519.50 Graubünden 37 664.00 39 312.75 Jura 16 307.60 13 297.75 Liechtenstein 13 523.25 16 324.65 Luzern 66 768.35 67 318.55 Neuenburg 11 960.15 12 608.95 Nidwalden 7 433.75 7 943.15 Obwalden 10 394.25 8 020.65 Schaffhausen 3 610.65 5 175.35 Schwyz 39 684.20 42 891.25 Solothurn 28 828.30 29 394.55 St. Gallen 84 971.65 85 734.47 Tessin 102 804.35 106 186.75 Thurgau 32 261.75 23 545.35 Uri 12 681.15 11 650.10 Waadt 28 205.30 31 612.45 Wallis 94 961.75 95 592.50 Zug 14 168.70 15 779.15 Zürich 73 747.85 68 686.05 Total CHF 888 728.70 873 742.92