33-34/2001

INHALT

Theologie

Jüdische Studien - Jüdisch-christliches Gespräch

von Christian M. Rutishauser

 

Das öffentliche Gespräch über das Judentum in der Schweiz wurde in den vergangenen Jahren dominiert von der Debatte um die nachrichtenlosen Vermögen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und die politische Rolle der Schweiz angesichts der Shoa. In diesem Zusammenhang wurden unerlässliche historische Forschungen für die Aufarbeitung der schweizerischen Vergangenheit geleistet: Der Bericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz­Zweiter Weltkrieg (Bergier-Kommission), Prof. Urs Altermatts umfassende Studie zum Antisemitismus im katholischen Milieu<1> und Prof. Aram Mattiolis Werk zu Antisemitismus seit der Gründung unseres Bundesstaates 1848<2> seien genannt. Als historische Arbeiten haben sie es schwer, rasch zu einer breiten, gesellschaftlichen Wirkung zu kommen. Seit dem Ausbruch der Aksha-Intifada im September 2000 wird die Wahrnehmung des jüdischen Volkes nun zudem durch die Rolle Israels im Nahostkonflikt geprägt. Sie engt nicht nur den Blickwinkel ein, sondern lässt auch latente antijüdische Ressentiments stärker ans Licht treten. Um so erfreulicher zeigen sich eine Anzahl von verschiedenen Initiativen an den Schweizer Universitäten und im jüdischen bzw. kirchlichen Bildungsbereich, die sich um eine breitere Darstellung des Judentums jenseits von aktueller Berichterstattung zuwenden. Sie wollen in unserer Zivilgesellschaft Strukturen schaffen, um den Beitrag des Judentums zur europäischen Kultur und zur schweizerischen Gesellschaft nachhaltig ins Bewusstsein zu bringen. Das jüdisch-christliche Gespräch wird dabei angesichts der immer stärker multikulturell geprägten Gesellschaftssituation in den Horizont des breiteren, interreligiösen Dialogs gestellt. Die sich neu abzeichnenden Verhältnisse im Bereich der Jüdischen Studien an den Universitäten einerseits und die gewandelte Ausrichtung in der kirchlichen Erwachsenenbildung andrerseits wollen wir in diesem Beitrag nachzeichnen.

Entwicklungen an den Schweizer Universitäten

Im letzten April wurde an der Universität Luzern das Kompetenzzentrum für Jüdische Studien eröffnet.<3> Interdisziplinär vernetzt mit dem historischen und philosophischen Seminar und den Bibelwissenschaften der Theologie will es eine Plattform sein, das Judentum in seinen vielfältigen Ausdrucksformen zu erforschen: jüdische Rechtskunde (Halacha), Philosophie und Kulturgeschichte, aber auch Antisemitismusforschung und jüdisch-christlicher Dialog sind die erklärten Schwerpunkte. Prof. Gerhard Bodendorfer, der das Institut für jüdisch-christliche Forschung interimistisch für ein Jahr geleitet hat und Hauptinitiant des neuen Kompetenzzentrums ist, strebt zudem eine Vermittlung des Judentums in Schule und Erwachsenenbildung an. Daher wurden auch das Katechetische Institut (KIL), das Theologische Seminar des Dritten Bildungswegs (DBW) und das Institut für Kirchliche Fort- und Weiterbildung (IFOK) der Universität Luzern eingebunden. Das neue Kompetenzzentrum will das bestehende Institut für jüdisch-christliche Forschung, 1981 in zukunftsweisender Sicht von Prof. Clemens Thoma gegründet, nicht ersetzen, sondern den judaistischen Schwerpunkt ergänzen. Das Institut, das auch einen jüdischen Lehr- und Forschungsbeauftragten angestellt hat (seit 1997 Dr. Alfred Bodenheimer), wird mit seinem Angebot an theologischen und judaistischen Veranstaltungen weiterhin ein bewährter Dialogort bleiben. Die Vermittlung der Sprachkenntnisse (Alt- und Neuhebräisch, Aramäisch) und die Grundlagenforschung sind ein unerlässlicher Kern für deren fundierte Arbeit.
Der Ausbau des Instituts und der Judaistik auf das Kompetenzzentrum mit breiteren Jüdischen Studien hin steht exemplarisch für die veränderte Wahrnehmung des Judentums und seiner gesellschaftlichen Stellung in jüngster Zeit: Nach dem Holocaust hatte das kirchliche Umdenken in der Theologie zur Erforschung der jüdischen Religion und ihres Selbstverständnisses geführt. Die Kirchen entdeckten ihre bleibende Verwiesenheit auf ihren Ursprung. In der Judaistik und im jüdisch-christlichen Gespräch standen biblische und talmudische Studien im Vordergrund. Die theologische Fragestellung prägte auch den Blick auf die weiteren historischen und philosophischen Bereiche. Nach dem Gewahrwerden des Gemeinsamen und des Trennenden in der Judaistik zeigen sich in diesen Jahren jedoch neue Entwicklungen an.
Das Judentum wird immer mehr nicht nur als religiöse, sondern auch kulturelle Grösse wahrgenommen und sein eigenständiger Beitrag zur europäischen Kultur wird anerkannt. Dieser Aufgabe hatte sich bereits die Wissenschaft des Judentums im Deutschland des 19. Jahrhunderts zu widmen begonnen. Sie hatte sich in jüdischen Kreisen zur Selbstbestimmung der modernen, jüdischen Identität entwickelt, schaffte es bis zu ihrem Untergang unter der Nazi-Herrschaft jedoch nicht, sich an den Universitäten als Fach zu etablieren.<4> In der Nachkriegszeit begann sie sich in Israel und in den USA als Maade Jehadut bzw. als Jewish Studies auszubreiten. Sie befasst sich in einem breiten Fächerspektrum ­ analog zur Theologie ­ mit jüdischer Religion, Geschichte, Literatur, Kultur, Pädagogik usw. Sie wirkt von diesen beiden intellektuellen Zentren her nun auf Europa zurück. Die sich dem Pluralismus öffnende deutsche und schweizerische Gesellschaft scheint nun nach 200 Jahren bereit zu sein, die Jüdischen Studien, wie sie nun genannt werden, auf universitärer Ebene zu verankern.
Neben der Entwicklung in Luzern ist in diesem Zusammenhang die führende Stellung der Universität Basel zu nennen. Der schon alte Traum, in Basel Jüdische Studien anzubieten, hat sich nach den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Ersten Zionistenkongresses in Basel 1997 zu verwirklichen begonnen. Unter der Initiative des Neutestamentlers Prof. Ekkehard Stegemann und des Historikers Prof. Heiko Haumann wurde 1998 das Institut für Jüdische Studien errichtet.<5> Dank der Stiftung einer doppelten Professur durch den Unternehmer Branco Weiss konnte bereits Dr. Jacques Picard als Professor für jüdische Geschichte und Kultur der Moderne ernannt werden, ein Novum in der Schweiz. Einer breiteren Öffentlichkeit durch seinen Einsitz in der Bergier-Kommission bekannt geworden, wird er in diesem Herbst seine Lehrtätigkeit in Basel aufnehmen. Sein erklärtes Ziel ist es, den Standort Basel, der durch die Mitarbeiter eine starke jüdische Verankerung aufweist, zu einer Dialogplattform auszubauen, wo jüdisches Selbstverständnis neu formuliert und in die soziale und politische Diskussion eingebracht werden kann. Im Sommersemester 2002 soll die zweite, jedoch noch nicht besetzte Professur für Religionsgeschichte des Judentums ihre Arbeit aufnehmen.
Leiden in unserem Kulturkreis die Geisteswissenschaften zurzeit an einer schwindenden Akzeptanz und stehen angesichts der allgegenwärtigen Finanzkürzungen unter Leistungsdruck, so ist erstaunlich, dass der Pioniergeist im Bereich der Jüdischen Studien mit dem Gesagten noch nicht ausgeschöpft ist. Ist an der Universität Luzern bereits ein Hauptfachstudium möglich, so sind weitere Pläne für einen interdisziplinär abgestützten Hauptfachstudiengang in Jüdischen Studien in Diskussion. Die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Luzern und Basel soll nicht nur ausgebaut werden, sondern auch Bern will seinen bisherigen Lehrauftrag in Judaistik zu einer Professur ausbauen. Freilich steckt die Universität Bern erst in der Planungsphase. In der Zusammenarbeit von Luzern, Basel und Bern könnte ein auch für andere Fachbereiche zukunftsweisendes Projekt Universität (Deutsch)Schweiz entstehen. Prof. Walter Dietrich möchte in Bern den Akzent im klassisch rabbinischen bis mittelalterlichen Judentum gesetzt haben wissen. Er bringt deren Fachbibliothek für antikes Judentum ins Spiel, die trotz der Einstellung der Forschungsprofessur für Antikes Judentum Mitte der 80er-Jahre daselbst weitergeführt wurde und wird. Da sich Basel stärker auf die Moderne konzentriert und in Luzern Veränderungen ankündigen, sind dies realistische Pläne.
In Luzern wird die Leitung des Instituts für jüdisch-christliche Forschung am 1. Oktober 2001 durch Prof. Verena Lenzen übernommen. Die Professorin hat sich mit einer Habilitationsschrift über das jüdische Martyrium<6> und ihren Forschungsarbeiten in jüdischer und christlicher Ethik einen Namen gemacht. Im Herbst wird sie denn auch mit einer Vorlesung zur jüdischen Ethik und einer Veranstaltung zur theologischen Beziehung zwischen Judentum und Christentum einen ersten Schwerpunkt setzten.

Jüdisch-christliche Erwachsenenbildung

In Bewegung gerät auch das jüdisch-christliche Gespräch in der kirchlichen Erwachsenenbildung. Angeregt durch die theologische Neubestimmung des Christseins nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil sind in zahlreichen Bildungshäusern und Pfarreien Veranstaltungen durchgeführt worden, die jüdische Religion kennen zu lernen. Kenntnisse zum Judentum in biblischer Zeit, vermittelt durch Reisen ins Heilige Land, oder die Einführung in verschiedene jüdische Festtage seien als besonders beliebte Angebote genannt. Die Arbeit in den verschiedenen Regionalgruppen der jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft (CJA), die in den 70er- und 80er-Jahren entstanden sind, hat Katholiken zusammen mit Protestanten für den Widerstand gegen Antijudaismus und Antisemitismus sensibilisiert. Die innere Blockierung der CJA-Schweiz seit 1997 hat jedoch ihre Wirkung nach aussen gerade während der Debatte um die Schatten des Zweiten Weltkriegs verunmöglicht. Mit der Generalversammlung 2001 im vergangenen Juni scheint jedoch eine Neustrukturierung und Neuorientierung in Gang zu kommen. Generell muss leider beklagt werden, dass das Wissen vieler Katholiken um das Judentum sehr oberflächlich geblieben ist. Es kommt fast ausschliesslich im Horizont der Bibel in den Blick, ohne seine entscheidende rabbinische und talmudische Prägung. Jüdischerseits sind wiederum die tief greifenden Umwälzungen im christlichen Selbstverständnis in den letzten 50 Jahren wenig zur Kenntnis genommen worden. Prof. Ernst Ludwig Ehrlich, der den jüdisch-christlichen Dialog in der Schweiz seit dem Neuanfang nach dem Krieg mitgeprägt hat, sah sich daher anlässlich seines 80. Geburtstags im Frühjahr herausgefordert, seine jüdischen Mitbrüder wiederholt zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem aktuellen Christentum aufzurufen. Von jüdischer Seite sind dabei nicht nur konkrete Begegnungen mit Christen notwendig, um kollektive Projektionsflächen abzubauen, die besonders «antisemitismusanfällig» sind, sondern auch der gegenseitigen Verstricktheit von jüdischer und christlicher Identität bewusst zu werden. Die neueste Forschung ­ dafür stehen Namen wie Daniel Boyarin, Michael Hilton, Israel Yuval usw.<7> ­ hat herausgearbeitet, wie sich Judentum und Christentum in ihrer Entwicklung gegenseitig beeinflusst haben und einander verdanken.
Das jüdisch-christliche Gespräch steht insofern an einer Wende, als ein erstes Kennenlernen und eine Annäherung, die über dem Schock des Holocaust viele im Dialog motivierte, zu einer Neige gekommen ist. Die Globalisierung der 90er-Jahre und das steigende Bewusstsein, als Christen Weltbürger zu sein, hat zudem die interreligiöse Fragestellung in den Vordergrund geschoben und somit für das jüdisch-christliche Gespräch einen neuen Kontext geschaffen. Das Selbstverständnis aller Religionen angesichts alternativer religiöser Lebens- und Weltdeutung einerseits sowie ihr Beitrag zu einer multikulturellen, toleranten und friedvollen Gesellschaft andererseits sind die neuen, zentralen Anliegen. Dieser neue Kontext hat selbstverständlich auch an den Universitäten seine Auswirkungen: die Religionswissenschaften erstarken und am Institut für jüdisch-christliche Forschung in Luzern wird zum Beispiel auch eine Auseinandersetzung mit dem Islam ins Auge gefasst. Im Bereich der Erwachsenenbildung seien der Lehrgang «Interreligiöse Bildung» vom Bildungszentrum Matt in Schwarzenberg genannt, der sich mit dem Projekt Weltethos von Hans Küng auseinandersetzt,<8> oder auch der Ökumenische Ausbildungskurs «Feministische Theologie», der vor allem von evangelischen Kirchen getragen ist und sich der Frauenfrage in den Weltreligionen widmet. In Bern hat sich zudem aus dem «Runden Tisch der Religionen» eine Initiative für ein Haus der Religionen gebildet, das in Bern Bümpliz ab Frühjahr 2002 eröffnet werden soll. Im nahen Radolfzell am Bodensee sind Pläne für ein interreligiöses Weltkloster dabei, konkretisiert zu werden. Die Begegnung mit dem zeitgenössischen Judentum ist in diesem durch die pluralistische Religionstheologie bzw. Religionsphilosophie legitimierten Rahmen<9> ein Bereich neben der Auseinandersetzung mit Islam, Buddhismus, Hinduismus usw.
Dieser interreligiösen Fragestellung will auch das neue Segment zum jüdisch-christlichen Gespräch im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn gerecht werden,<10> ohne die theologische und historisch bedingte Besonderheit der jüdisch-christlichen Beziehung aus den Augen zu verlieren. Das Haus, in dem sich seit 1993 ein buddhistisch-christlicher Dialog etabliert hat, eröffnet sein Programm zum Judentum am eidgenössischen Bettag zum Thema «Prophetie als leidenschaftliche Gesellschaftsanalyse». Seminare, spirituelle Tage, Reisen usw. sind geplant. Dabei geht es ­ wie Franz Rosenzweig einst für sein Lehrhaus formuliert hatte ­ nicht darum, von der Tradition ins Leben zu schreiten, sondern von aussen, von den grossen Fragen nach Gerechtigkeit, Liebe, Tod, Leben usw. her Christentum und Judentum zu befragen und ihre Lehre «ins Leben zu rufen». Jüdische Stimmen sollen ein gemeinsames Lernfeld eröffnen. Die Christen wiederum werden die einmalige Verwurzelung im Judentum erkennen und sich ihrer bleibenden Verwiesenheit darauf bewusst werden. Zu einem reflektierten und reifen christlichen Selbstverständnis gehört notwendigerweise eine positive Verhältnisbestimmung dem jüdischen Volk gegenüber. Der berühmte Pariser Exeget Léon Dufour SJ pflegte mit einem sozial-psychologischen Blick zu sagen, das Judentum sei der «Schatten» des Christentums. Die Aussage hatte sich in tragischer Weise bewahrheitet, denn immer wenn die Kirche ihren «Schatten» verdrängte, kam es zu antijudaistischen Auswüchsen. Bewahren Christen das rabbinische Ringen um die Auslegung der Schrift und das jüdische Leiden in der Geschichte im Blick, ergibt sich eine Rückbindung an eine humane Spiritualität. Sie nimmt eine wachsame Rücksicht gegenüber dem Andern und Fremden ein. Sie hat auch den Umgang mit einer Minderheit exemplarisch eingeübt. Diese Erstarkung einer authentischen, christlichen Identität ­ nicht auf Kosten von andern ­ ist eine reife Bewegung, die angstfrei in den Dialog mit weiteren Religionen hineinführen kann. Ein immer neues Finden und Verwirklichen des eigenen christlichen Auftrags und ein geschwisterliches Miteinander der Religionen inmitten einer Welt, die sich in einem kulturellen Umbruch befindet, steht für die Glaubwürdigkeit der Kirche heute. Das jüdisch-christliche Gespräch dient als Kompass in einer pluralistischen Weltkultur. Rückwirkend wird dabei eine präzisere theoretische Verortung des jüdisch-christlichen Verhältnisses im Kontext der interreligiösen Fragestellung, die noch ein Desiderat darstellt, erreicht werden.
Neben dem Berner College, das durch die Initiative von Brigitte Halpern schon seit zwei Jahren öffentliche Vortragsreihen zur Vermittlung von jüdischem Wissen zu einer breiten Palette von jüdischer Geschichte, Kultur und Religion anbietet, ist das Jüdisch-christliche Lehrhaus in Zürich der wichtigste Ort von Erwachsenenbildung im Bereich des Judentums.<11> Es ist von der Stiftung für Kirche und Judentum getragen, die auch die wissenschaftliche Fachzeitschrift Judaica mit Beiträgen zum Verstehen des Judentums herausgibt, und wird derzeit von Dr. Hanspeter Ernst geleitet. Das Lehrhaus hat ein breites Angebot von Einführungs- und Vertiefungskursen ins Judentum, organisiert Ausstellungen und bietet Sprachkurse an. In Co-Leitung mit lic. phil. Michel Bollag, ehemaliger Rabbinatsassistent der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ), geführt, trägt es auch über die thematisch strukturierte Zeitschrift lamed (erscheint 6u jährlich) zur Verbreitung eines gut verständlichen und seriösen Wissens der jüdischen Religion und Kultur bei. Zürich hatte bereits 1951­1961 mit Hermann Levin Goldschmidts Lehrhaus, das sich auch christlichen Zuhörern öffnete, ein Anknüpfen an die deutsch-jüdische Lernkultur und den Versuch einer modifizierten Fortführung der Wissenschaft des Judentums erlebt. Obwohl sich heute in Zürich auf universitärer Ebene keine besonderen Initiativen zeigen, könnte sich über das Lehrhaus das Einbringen der jüdischen Kultur in die schweizerische Gesellschaft noch verstärken.

 

Der Jesuit Christian M. Rutishauser zeichnet im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn für den Bereich der jüdisch-christlichen Erwachsenenbildung verantwortlich.


Das jüdisch-christliche Gespräch im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn

Prophetie als leidenschaftliche Gesellschaftsanalyse

Schönbrunner Tagung zur jüdisch-christlichen Begegnung vom 14.­16. September 2001 mit Prof. Dr. Ernst Ludwig Ehrlich (Propheten der Bibel ­ eine jüdische Perspektive. Ein Blick auf das Selbstverständnis verschiedener biblischer Propheten und ihre Rezeption in der jüdischen Tradition) und Dr. Maja Wicki (Zeitvorhersicht ­ Zwischen Entsetzen und kreativem Vermögen. [Der Vortrag befasst sich mit dem schöpferischen Potential und der analytisch-intuitiven Klugheit einzelner jüdischer Denker und Denkerinnen unserer Zeit]).

Reise nach Israel­Palästina­Sinai

Die Reise vom 15.­26 Oktober 2001 gilt der abrahamitischen Ökumene: Christentum, Judentum und Islam werden in Begegnungen mit Menschen vor Ort kennen gelernt. Ein Eintauchen in ihre Geschichte in den Landschaften ihres Entstehens. Leitung: P. Christian M. Rutishauser SJ, Lassalle-Haus; P. Wilfried Dettling SJ, Ludwigshafen.

Verschwenderisch ergiesst man sich auf Papier ­ Wer in Stein schreibt, wird sparsam mit Lettern

Das Wochenende vom 8./9. Dezember 2001 mit Erzählungen aus der jüdisch-christlichen Tradition:
In kurzen Erzählungen haben Juden und Christen ihren Überzeugungen, ihrer Hoffnung und ihren Visionen Ausdruck gegeben. Sie sind in der Bibel, im Talmud, in traditionellen Sammlungen (Midraschim) der Rabbinen und in den Schriften der «Kirchenväter» zu finden. Immer wieder haben sie Menschen inspiriert, das Leben zu verstehen. Sie haben den Blick geschärft und Kraft geschenkt, eigenständig in die Welt zu treten. Leitung: P. Christian M. Rutishauser SJ, Lassalle-Haus; lic. phil. Michel Bollag, Dozent am jüdisch-christlichen Lehrhaus in Zürich.

Detailprogramme und Anmeldung: Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, 6313 Edlibach, Telefon 041-7571414, Fax 041-7571413, E-Mail lassalle@lassalle-haus.org


Anmerkungen

1 Katholizismus und Antisemitismus: Mentalitäten ­ Kontinuitäten ­ Ambivalenzen, Zur Kulturgeschichte der Schweiz 1918­1945, Frauenfeld 1999.

2 Antisemitismus in der Schweiz 1848­1960, Zürich 1998.

3 www.kjs-unilu.web1000.com

4 Vgl. die Beiträge in: J. Carlebach (Hrsg.), Wissenschaft des Judentums. Anfänge der Judaistik in Europa, Darmstadt 1992.

5 www.unibas.ch/judaistik/

6 Jüdisches Leben und Sterben im Namen Gottes. Studien über die Heiligung des göttlichen Namens (Kiddusch HaSchem), München 1995.

7 D. Boyarin, Dying for God: Martydom and the Making of Christianity and Judaism, Stanford University Press 1999; M. Hilton, Wie es sich christelt so jüdelt es sich. 2000 Jahre christlicher Einfluss auf das jüdische Leben, Berlin 2000.

8 H. Küng, Projekt Weltethos, München Zürich 1990; ders., Weltfrieden durch Religionsfrieden, München Zürich 1993.

9 Ihr wichtigster Vertreter in Europa ist wohl immer noch John Hick. Siehe: ders., A Christian Theology of Religion. The Rainbow of Faiths, Louisville 1995; ders., An Interpretation of Religion: Human Responses to the Transcendent, Basingstoke 1989.

10 www.lassalle-haus.org

11 www.lehrhaus.ch


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2001