45/2000 | |
INHALT |
Kirche in der Schweiz |
Wenn Alois Sustar am 14. November 2000 in Ljubljana seinen achtzigsten
Geburtstag feiert, soll er wissen, dass er und sein Wirken in der Schweiz
bei uns nicht vergessen sind. Von 1949 bis 1977 achtundzwanzig Jahre
hat er im Bistum Chur und in der Kirche Schweiz in wichtigen Aufgaben
gewirkt, länger als es ihm seither in seiner Heimatdiözese in
Slowenien ab 1977 beschieden ist 1980 bis 1997 als Erzbischof des
Metropolitansitzes Ljubljana.
Es sei an die wichtigsten Daten seines Wirkens bei uns erinnert. In Rom
1946 zum Priester geweiht, hat er ebenda 1949 seine Studien mit dem Doktorat
abgeschlossen. Die Zeitumstände erlaubten es damals nicht, an eine
Rückkehr in seine slowenisch-jugoslawische Heimat zu denken. Noch vor
Studienabschluss waren Kuraufenthalte in Davos nötig geworden. Mit
wieder hergestellter Gesundheit anerbot er sich für eine seelsorgliche
Tätigkeit in der Diözese Chur. Bischof Christianus Caminada schickte
ihn 1949 als Vikar nach St. Moritz. Ab 1951 wirkte er dann als Lehrer für
Philosophie und Religion am Kollegium Maria Hilf in Schwyz, 1959 bis 1963
auch als Spiritual. Als Professor für Moraltheologie (Nachfolger von
Franz Böckle) wurde er 1963 ans Priesterseminar Chur berufen, wo er
von 1965 bis 1968 auch Regens war.
Als Bischofsvikar ab 1968 wuchsen Alois Sustar dann so viele Aufgaben in
der Diözese Chur, in der Schweiz und in Europa zu, dass ich nur gerade
einige wichtigste nennen kann: Präsidium der Synode 72 Chur (Präsident
des Präsidiums) und der Schweiz, Pressereferent der Schweizer Bischofskonferenz
(19671975), Sekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen
(CCEE), Mitarbeit in vielen ökumenischen Gremien und der Theologischen
Kommission der Schweizer Bischofskonferenz (Präsident), der Redaktionskommission
der Schweizerischen Kirchenzeitung usw.
Wir wundern uns nicht, dass seine Heimatdiözese Ljubljana alles dransetzte,
ihren Landsmann für wichtige Aufgaben in seiner Heimat zurückzuerhalten.
Bedauernd zwar, aber in Dankbarkeit für das, was er unserer Kirche
Schweiz gegeben hat, mussten wir ihn ziehen lassen. Als Erzbischof von Ljubljana
von 1980 bis 1997 hatte er die slowenische Kirche über die Umbruchszeit
hinaus vom jugoslawischen Bundesstaat in die slowenische Selbständigkeit
zu führen. Da waren Umsicht und klare Entschlossenheit gefordert, Eigenschaften,
die Alois Sustar in der Schweiz schon entfalten und einüben konnte.
Mit vorgerücktem Alter durfte er diese Aufgaben weitergeben und sich
zu bescheidenem Wirken, soweit seine Kräfte es erlauben, zurückziehen.
Aus ernster gesundheitlicher Bedrohung vor Jahresfrist hat er sich langsam
erholt. Mögen ihm noch viele beschwerdefreie Tage und Jahre zu stillem
Wirken im neunten Jahrzehnt seines Lebens beschieden sein. So viele Freunde
denken in diesen Tagen dankbar an das, was er uns in den fast drei Jahrzehnten
seines Wirkens in unserm Land geschenkt hat.
Dr. theol., lic. phil. Josef Trütsch ist emeritierter Professor für Fundamentaltheologie und Dogmatik der Theologischen Hochschule Chur.
Jede Pfarrei ist eingeladen, 2001 sich am internationalen Jahr der Freiwilligen zu beteiligen. Dies betonte alt Nationalrätin Judith Stamm, Luzern, gegenüber den Delegierten der diözesanen und kantonalen Seelsorgeräte, die sich Ende Oktober in Morges zu ihrem diesjährigen Koordinationstreffen versammelt hatten. Die Präsidentin des Schweizer Komitees des UNO-Jahrs der Freiwilligen zeigte sich darüber erfreut, dass sich unter den 100 Mitgliedern ihres Gremiums die Schweizer Bischofskonferenz befindet. Die Broschüre «freiwillig mitarbeiten», die vor fünf Jahren im Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI) herausgekommen ist, bedachte sie mit dem Prädikat «vollkommen». (Das SPI organisiert übrigens im Auftrag der Pastoralplanungskommission [PPK] der Bischofskonferenz die alljährliche «Interdiözesane Koordination [IKO]».)
Judith Stamm unterschied in ihrem Referat den alten Typus der Freiwilligen,
die sich angesichts einer Not für unbestimmte, oft längere Zeit
engagieren, und die «neuen Freiwilligen», die bei einer zeitlich
begrenzten Aufgabe ihren «Spass» haben wollen («Was bringt's
mir?»). Der Einsatz der «Neuen» könne ebenso seriös
sein wie jener der «Alten».
Das kommende UNO-Jahr hat nach Stamm die folgenden Ziele:
Die Referentin wünschte, dass in diesem Sinne jede Pfarrei sich
am Jahr der Freiwilligen beteiligt. Ende 2001 dürfe die Thematik nicht
abgehakt werden. Sicher werde einiges über das Jahr hinaus wirken,
das am 5. Dezember offiziell in Bern eröffnet wird. Bundespräsident
Adolf Ogi wird sprechen, die Musik der Heilsarmee (einer «typischen»
Freiwilligenorganisation) spielen.
Im Gespräch mit Judith Stamm waren sich alle einig, dass auch in der
Kirche die Freiwilligenarbeit zu wenig wahrgenommen und geschätzt wird.
Eine Delegierte meinte: «Wir sehen nur jene, die in der Kirche vorne
stehen. Wenn dort niemand mehr steht, meint man, es gäbe kein kirchliches
Leben mehr.» In Gruppenarbeiten versuchten die Vertreterinnen und
Vertreter der Seelsorgeräte, Konsequenzen aus dem Referat zu ziehen.
Sie sprachen sich dafür aus, dass die Kirchgemeinden in einer «Sozialbilanz»
die von Freiwilligen geleistete Arbeit sichtbar machen. Den nationalen «Sozialausweis»,
der zurzeit in Bearbeitung ist, betrachteten sie als geeignetes Instrument,
um die Anerkennung der gratis geleisteten gemeinnützigen Tätigkeit
anzuerkennen. Um Konflikten vorzubeugen, müssten ihrer Meinung nach
die Kompetenzen der Freiwilligen in schriftlichen Abmachungen klar geregelt
werden. Die Delegierten der Räte hoben weiter die Notwendigkeit hervor,
in der Ausbildung der Hauptamtlichen im kirchlichen Dienst die Teamfähigkeit
gezielt zu fördern.
Nebenbei bemerkte die ehemalige CVP-Nationalrätin in Morges, das nationale
Komitee des Freiwilligenjahres habe sich überlegt, ob es im Jahr 2001
zu einem Streik der freiwillig Mitarbeitenden aufrufen solle, um erfahrbar
zu machen, was alles ohne sie nicht läuft. Es habe jedoch diesen «etwas
revolutionären» Gedanken verworfen. Vielleicht werde er aber
von Pfarreien aufgenommen.
Auf ebenso gutes Echo wie das Referat von Judith Stamm stiessen die Ausführungen
des Waadtländer «Animateur pastoral» Michel Racloz. Er
gab Einblick in die Arbeit der fast 10000 Freiwilligen der katholischen
Kirche seines Kantons. Rund 36% sind in der Liturgie tätig, 23% bereiten
die Pfarreifeste («kermesse») vor, 15% decken den Bereich «Gemeinschaft»
ab (Räte, Ökumene, Information), 14% sind in der Verkündigung
tätig (u.a. Katechese) und gut 11% in der Diakonie.
Als Motivation nennen die Freiwilligen beispielsweise neue Erfahrungen sammeln,
die Leerstellen des Lebens auffüllen, neue Leute antreffen, sich selbst
finden, dem Nächsten helfen. Racloz stellte dann die These auf: «Ich
verstehe das Evangelium nicht recht, wenn ich mich nicht freiwillig engagiere.»
Als «Défi» in flottem Deutsch wohl «Knackpunkte»
nannte er:
Wie jedes Jahr begann die IKO auch in Morges mit einer Runde, in der
jeder Seelsorgerat über die Schwerpunkte seiner Arbeit berichtete.
Wir gehen hier zuerst auf die Punkte ein, welche die Freiwilligenarbeit
betreffen. Der diözesane Rat von St. Gallen hat bereits dazu aufgerufen,
zum Beispiel in der Buchhaltung der Kirchgemeinden die ehrenamtliche Tätigkeit
zu erfassen. Ebenso hat er daran erinnert, dass Freiwillige ein Recht auf
Weiterbildung haben.
Allein in der katholischen Kirche des Waadtlandes sind über 1000 «Bénévoles»
in der Katechese tätig. Der gesamte Religionsunterricht liegt weitgehend
in ihren Händen, vom ersten Jahr bis zur Firmung. Statt Konkurrenz
zwischen Hauptamtlichen und Freiwilligen «Komplementarität»:
So lautet das Motto, das der Seelsorgerat des Kantons Waadt propagiert.
Der Delegierte der französischsprachigen Gebiete des Bistums Basel
machte auf die unterschiedliche Situation seines Gebietes aufmerksam. Im
Kanton Jura gibt es keine Kirchensteuer und darum viele Freiwillige. Der
Kanton Bern hat die Kirchensteuer und ist darum auf weniger Ehrenamtliche
angewiesen.
Die Luzerner Delegation konnte auf eine erfreuliche Initiative ihrer Kantonalkirche
hinweisen. Im Jahr 2001 werden 1800 Freiwillige als Zeichen des Dankes und
der Anerkennung zu einer Feier ins neue Kultur- und Kongresszentrum (KKL)
eingeladen. Die Pfarreien müssen eine Auswahl treffen, da das KKL nicht
über mehr Plätze verfügt.
Der Seelsorgerat von Französisch-Freiburg erlebt in seinen eigenen
Reihen die Grenzen der Freiwilligenarbeit. Dies war in jenem Teil der Austauschrunde
zu erfahren, der einen allgemeinen Überblick über die Arbeit der
Räte gab. Von den 80 Mitgliedern des Freiburger Rates kommen jeweils
bloss 25 bis 30 an die Sitzungen. Ein Hinweis, dass die Strukturen überdacht
werden müssen!
Krisen-Symptome gibt es auch im Rat der Diözese Basel, der sich selbstkritisch
mit sich selbst befasst hat. Eine Umfragen unter Pfarreiräten habe
«erschreckende» Antworten ergeben, sagte die Berichterstatterin.
Zu denken gibt vor allem die Aussage, der Diözesanrat bilde ein «elitäres
Ghetto».
In der Diözese St. Gallen geht das vom Seelsorgerat mitgetragene Projekt
«He, was glaubsch?» in die zweite Runde (nach «sehen»
nun «urteilen»). Die Auseinandersetzung mit der Sakramentenpastoral
wird darin einen wichtigen Platz einnehmen. Der Seelsorgerat des Kantons
Luzern hob in seinem Bericht vor allem die gute Zusammenarbeit mit der Landeskirche
hervor. So wird er in allen Diskussionen um den Pastoralen Orientierungsrahmen
(POL) einbezogen.
Der Zürcher Rat hat den neuen Pastoralplan in der Phase der Erarbeitung
mitgetragen und setzt sich auch für seine Umsetzung ein. Er war auf
vielfältige Weise bei den rund 150 Aktivitäten des Jubiläumsjahres
2000 beteiligt. Der Zuger Rat war erstmals bei einer Interdiözesanen
Koordination vertreten. Er entstand vor vier Jahren, nachdem man zehn Jahre
über seine Gründung diskutiert hatte. Zurzeit hat er das Thema
«priesterlose Zeit» zum Schwerpunkt. Demnächst führt
er eine Tagung durch über neue (alte) Gottesdienstmöglichkeiten
mit oder ohne Priester.
Die Spannungen zwischen der Ortskirche und dem Vatikan kamen im Bericht
des Genfer Seelsorgerates gleich zweimal zur Sprache. Der Rat bedauert es
sehr, dass «die römischen Autoritäten» die auf den
ersten Adventssonntag vorgesehene Promulgation der Texte verboten hat, die
im Rahmen des diözesanen Ereignisses AD 2000 erarbeitet wurden und
die Zustimmung des Ortsbischofs erfahren haben. Bezüglich des vatikanischen
Dokumentes «Dominus Iesus» sei die Schweizer Kirche ein «Opfer
der Information» geworden, meinte der Genfer Delegierte. Die andern
Kirchen hätten das Papier zum Teil schon vor den Katholiken im Internet
gesehen. Sie hätten sogleich dazu Stellung bezogen, so dass der Rat
sich gezwungen sah, «auf eine Reaktion zu reagieren». Solche
Texte müssten «mit einer Interpretation der Schweizer Bischofskonferenz»
an die Öffentlichkeit gelangen.
Noch kaum einmal in den 15 Jahren ihres Bestehens gab es bei der IKO
so viele Abwesende wie heuer. Es fehlten die Räte von Deutsch-Freiburg,
Neuenburg, Lugano, Unter- und Oberwallis, Solothurn, Graubünden, Obwalden,
Uri und Schwyz. Der Churer Diözesanrat hat seine Tätigkeit noch
nicht aufgenommen, der Thurgauer Seelsorgerat seine «Brachzeit»
noch nicht beendet.
Unabhängig von der Absenzliste drängt sich ein grundsätzliches
Überdenken der Interdiözesanen Koordination auf. Es ist zu fragen,
ob die Struktur IKO in Richtung einer seit Jahrzehnten diskutierten gesamtschweizerischen
Tagung («Tagsatzung»?) der katholischen Kirche ausgebaut werden
kann. Alfred Dubach, der Leiter des SPI, erinnerte in Morges in seinem Grusswort
daran, dass bereits letztes Jahr in Hertenstein an der IKO darüber
eingehend diskutiert worden ist. Der SPI-Mitarbeiter Michael Krüggeler,
der das diesjährige Treffen souverän geleitet hat, stellt im Augenblick
eine Gruppe zusammen, die bis im Mai zuhanden der PPK ein Konzept erarbeiten
wird.
Zu den unfreiwillig Abwesenden von Morges zählte der für
die PPK zuständige St. Galler Bischof Ivo Fürer, der sich wegen
Krankheit entschuldigen liess. An seiner Stelle überbrachte Roland-Bernhard
Trauffer die Grüsse der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Der abtretende
Sekretär der SBK dankte dafür, dass ihm während seiner Amtszeit
Verständnis entgegengebracht wurde, wenn er in Loyalität gegenüber
den Bischöfen nicht seine eigene Meinung in den Vordergrund gestellt
habe. Weiter hätten seine zahlreichen Kontakte mit dem Ausland dazu
geführt, dass er die Dimension der Universalkirche in die Gremien hinein
brachte, um nationalistische oder regionale Verengungen aufzubrechen.
Bei strahlendem Herbstwetter verliessen die Delegierten der Seelsorgeräte
den Ort am Genfersee dankbar, dass das Ziel erreicht wurde, das Alfred
Dubach am Anfang formuliert hatte: «voneinander lernen, einander Mut
zusprechen, einander stützen».
Der Kapuziner Walter Ludin ist Redaktor der Eine-Welt-Zeitschrift «ite» und nimmt auch für uns Berichterstattungen wahr.
Die Fortbildung der Seelsorgerinnen und Seelsorger im Bistum Basel hat 1999 das 30. Jahr ihres Bestehens begangen. Denn 1969 konnte der Diözesanbischof die jährlichen Dekanatstagungen als obligatorisch erklären. Vor 25 Jahren wurde das heute noch gültige Konzept in Kraft gesetzt und ein halbamtlicher Leiter der diözesanen Fortbildung angestellt. Aus Anlass dieses Jubiläums bringen wir in der SKZ eine dreiteilige Serie von Beiträgen zur Geschichte und zur künftigen Entwicklung der Fortbildung im Bistum Basel. Im ersten Beitrag beschreibt Paul Schwaller die Gründungsphase der diözesanen Weiterbildung (19691973), während Paul Zemp ihren interdiözesanen Ursprung aufzeigt.
Als das Zweite Vatikanische Konzil 1965 zu Ende ging, waren vier Konstitutionen, neun Dekrete und drei Erklärungen verabschiedet worden. Damit diese Beschlüsse nicht nur toter Buchstabe blieben, mussten sie nun in die Tat umgesetzt werden. Dazu waren damals vor allem die Priester in den Bistümern der Weltkirche aufgerufen.
Im Dekret «Optatam totius» heisst es darum: «Die priesterliche Bildung muss gerade wegen der Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft auch nach abgeschlossenem Seminarstudium noch fortgesetzt und vervollständigt werden» (Art. 22). Und im Dekret «Presbyterorum ordinis» steht: «Ausserdem sollen die Bischöfe einzeln oder gemeinsam nach geeigneteren Möglichkeiten suchen, dass alle ihre Priester regelmässig, vor allem aber wenige Jahre nach der Priesterweihe, einen Kurs besuchen, der ihnen Gelegenheit bietet sowohl zur besseren Kenntnisnahme der Seelsorgemethoden und der theologischen Wissenschaft wie auch zur Stärkung ihres geistlichen Lebens und für einen seelsorglichen Erfahrungsaustausch mit ihren Brüdern» (Art. 19). Ähnlich äussert sich das Dekret «Christus Dominus» im Artikel 16.
Weil schon in der Liturgiekonstitution verordnet wurde, «die einzelnen
Bistümer sollen eine liturgische Kommission haben, um unter der Leitung
des Bischofs die liturgische Bewegung zu fördern» (Art. 45a),
setzte Bischof Dr. Franziskus von Streng 1965 eine liturgische Kommission
ein und ernannte Kaplan Paul Schwaller zu deren Präsidenten.
Der damalige Prof. Dr. Anton Hänggi, Freiburg, regte an, die Kommission
nicht durch eine Gruppe von Fachleuten zu besetzen, sondern mit den Vertretern
der Dekanate. Damit war das System ihrer Arbeit vorgezeichnet: nicht Kommissionssitzungen,
sondern Tagungen. Das hatte wesentlichen Einfluss auf die spätere Entwicklung
der Weiterbildung der kirchlichen Amtsträger im Bistum Basel, die aus
der Tätigkeit dieser Kommission hervorging.
Denn 1967 führte die Basler Liturgische Kommission (BLK) in der Bruchmatt,
Luzern, ihre erste Studientagung über «Die liturgischen Grundhaltungen»
durch. Weil bei den Seelsorgern ein grosses Interesse an liturgischen Fragen
festzustellen war, wollte die BLK ihre guten Erfahrungen in die Regionen
des Bistums hinaustragen. Organisation und Durchführung lagen in den
Händen ihrer regionalen Subkommissionen. So wurde in diesen sechs sehr
gut besuchten Zusammenkünften die Praxis der kommenden Weiterbildungstagungen
grundgelegt und eingeübt.
Da 1968 der neue Taufritus für Kinder eingeführt werden sollte,
widmete die BLK ihre dritte Studientagung diesem Thema. Während des
Kurses machte Pfarrer Josef Schärli, Gerliswil, den Vorschlag, die
Taufthematik mit dem «ordo baptismi ad experimentum» allen Mitbrüdern
in den damals 18 Dekanaten des Bistums zugänglich zu machen. Die Idee
schlug ein! Das war die Geburtsstunde für die diözesane Weiterbildung
im Bistum Basel.
Im Dezember 1968 übertrug Bischof Dr. Anton Hänggi der BLK den Auftrag, das Taufthema thematisch zu gestalten und in allen Dekanaten durchzuführen. Zunächst war es aber Aufgabe des Kommissionspräsidenten Paul Schwaller, die Organisation dieser Kapitelstagungen zu schaffen. Es gelang ihm, kleinere Dekanate zu kombinieren und die Zahl der Kurse auf 18 zu reduzieren. Diese Struktur ist mit wenigen Modifikationen bis heute geblieben.
Am 24. Februar 1969 begann der Pilotkurs dieser ersten Reihe von Dekanatstagungen
über «Das Sakrament der Taufe», nunmehr von Bischof Hänggi
obligatorisch erklärt für alle Seelsorger der Diözese. So
reiste das Referententeam mit Paul Schwaller (Kursleitung, Taufritus, Gottesdienste),
P. Dr. Werner Hegglin, Nussbaumen (theologische Grundlagen), und Dr. Max
Hofer, Solothurn (Taufpastoral), von einem Bildungshaus zum andern: von
Delémont bis St. Gerold im Grosswalsertal. Nach den Referaten folgte
jeweils ein Erfahrungsaustausch in Gruppengesprächen (für viele
Teilnehmer neu oder ungewohnt) oder bei Aussprachen im Plenum.
Dieser Kurs wurde auch für das Priesterkapitel Nidwalden und für
die Dekanate des Oberwallis gehalten.
Zwei Hilfen wurden besonders dankbar auf-genommen: die Tonbildschau mit
einer Tauffeier in Grenchen und die Kursmappe mit dem neuen Tauf-ritus,
vielen Arbeitsblättern und Werkmaterial.
Auf die Vorbereitung der Gottesdienste legte das Team besonderen Wert. Der
Kursleiter erläuterte eingehend einzelne Gesänge anhand des Werkbuches
zum Kirchengesangbuch (KGB). Diese Praxis wurde in den beiden folgenden
Jahren bewusst ausgebaut und von vielen dankbar aufgenommen. Der Morgen
des zweiten Tages war der Besinnung gewidmet. Nach dem Wunsch des Priesterrates
sollte so eine neue Form der Recollectio versucht werden. Der halbe Tag
begann mit einer Meditation in der Hauskapelle, wurde in Stille verbracht
und mit der Messfeier abgeschlossen.
Mitglieder der BLK erarbeiteten nachträglich zwei Hilfsmittel für
die Taufpraxis: Eine Handreichung «Die Kindertaufe» für
Eltern und Paten, herausgegeben von der Pfarrblattgemeinschaft der Vororte
von Luzern, die jahrelang gute Dienste leistete, und vier Predigtskizzen.
Im Juni 1969 legte das Dreierteam den zuständigen Instanzen einen
ausführlichen Rechenschaftsbericht vor. An dieser Sitzung wurde das
Thema «Fragen der Katechese» für das Jahr 1970 beschlossen
und das Referententeam festgelegt: Pfarrer Paul Schwaller (Kursleitung,
Gottesdienste, Liedkatechese), P. Dr. Werner Hegglin (biblische Grundlagen),
welche beide das Pfarramt St. Niklaus (SO) übernahmen, sowie Seminarlehrer
Dr. Lothar Kaiser, Hitzkirch (methodische Grundlagen).
Die Thematik wurde vorgängig an einem Hearing mit 16 Fachleuten im
Katechetischen Institut Luzern geklärt. Jeder Tagungsteilnehmer erhielt
wiederum eine Arbeitmappe mit 23 Blättern und Gottesdienstprogrammen.
Am Mittwochmorgen stellte ein Mitglied der Katechetischen Kommission den
neuen Lehrplan für den Religionsunterricht im Bistum Basel vor.
Damals stand das grosse Ereignis in der Schweizer Kirche bevor: die synodalen
Versammlungen in allen Bistümern. Darum beschloss die zuständige
Kommission das Thema «Synode 72 Demokratisierung der Kirche?»
für das Jahr 1971.
Neben Pfarrer Paul Schwaller und P. Dr. Werner Hegglin, St.Niklaus (SO),
konnte für alle Dekanatstagungen P. Dr. Luigi Clerici, Immensee, als
Referent gewonnen werden. Das Team wandte nach dem in der Soziologie durch
Georg Picht bekannten Dreischritt die Methode «Diagnose/Prognose
Utopie Planung» an. Zweimal wurden die Referate ergänzt
durch ein «Votum des Fachmannes» (ab Tonband), und die Teilnehmer
jeder Tagung erhielten zwei statistische Handreichungen aus ihrer Region.
Zwei Tonbilder ergänzten die Arbeitsgänge: «Teamwork
Laufpass jeder Führung?», verfasst von Fridolin Kissling, Stans,
und «Synode 72. Interviews mit Vertretern der Synodenleitung».
Den Pilotkurs in Delsberg machten 20 Mitarbeiter aus dem Bischöflichen
Ordinariat und dem Domkapitel mit. Am Schluss der Tagungsreihe war das Dreierteam
im Dekanat Albis zu Gast.
Das Thema der obligatorischen Weiterbildungstagungen 1972 hiess: «Das
gesellschaftliche Engagement der Kirche». Kursleiter war Vikar Constantin
Gyr, Kriens, und Hauptreferent Katechet Fritz Schmid, Luzern. Erstmals wurden
für die 18 Kurse mehrere Fachreferenten (Soziologen) angefragt. Der
Versuch, Referate über Video-Recorder zu übermitteln, hatte keinen
Anklang gefunden.
Für das Jahr 1973 bestimmte der Priesterrat das Thema «Sterben
und Tod». Die Kursleitung übernahm diesmal Katechet Fritz Schmid,
Luzern. Er wirkte auch als Hauptreferent; für die medizinischen Fragen
wurde ein Arzt aus der Region beigezogen. Allerdings wurde die Forderung
laut, «die theologische Problematik sollte von mehr als einem Theologen
behandelt werden» (Protokoll der 17. Sitzung der Weiterbildungskommission
vom 28. März 1973).
Die Tauf- und Katechetiktagungen standen noch unter der Ägide des
Arbeitsausschusses des Priesterrates der Diözese Basel und der Subkommission
für Priesterfragen.
Im Mai 1970 übernahm diese Aufgabe die «Subkommission des Priesterrates
der Diözese Basel für Fragen der Weiterbildung der kirchlichen
Amtsträger». Regens Dr. Otto Moosbrugger, Luzern, wurde zum Präsidenten
gewählt, Vikar Dr. Paul Zemp, Basel, als Protokollführer in Aussicht
genommen. Dieses Gremium sollte bis 1974 die Dekanatskurse begleiten und
in 17 Sitzungen eine Gesamtkonzeption der Weiterbildung unserer Seelsorger
erarbeiten. Nach langem Hin und Her wurde die Weiter- in die Fortbildungskommission
umbenannt.
Bischof Dr. Anton Hänggi hatte am 8. Juni 1973 das Konzept für
die «Fortbildung der kirchlichen Amtsträger im Bistum Basel»
genehmigt. Es umfasst die drei Teile: Grundsätze Richtlinien
Modell; Ziele und Inhalte der Fortbildung; Pflichtenheft für
den Leiter der Fortbildung.
Am 23. Januar 1974 fand unter dem Vorsitz von Bischofsvikar Dr. Otto Wüst
die konstituierende Sitzung der «Diözesanen Kommission für
die Fortbildung der kirchlichen Amtsträger» statt, die nun nicht
mehr im Auftrag des Priesterrates arbeitete, sondern als Fachkommission
der Bistumsleitung direkt zur Verfügung stand. Zum ersten Präsidenten
wurde Pfarrer Dr. Guido Schüepp, Schaffhausen, gewählt. Dr. Paul
Zemp übernahm die Leitung der Fortbildung und das Sekretariat. Die
Fortbildungskommission wurde seither nie mehr abrogiert. Sie erneuerte sich
nach Rücktritten ständig mit frischen Fachkräften und arbeitet
heute noch nach den gleichen Richtlinien von 1973.
Da fallen drei Dinge auf. Das erste betrifft die Referentenwahl. Vom
Dreierteam erwartete man in den ersten Jahren ganz selbstverständlich,
dass es sämtliche Kurse bestreitet. Das war ein Wagnis und ein
Glücksfall, der nur für kurze Zeit unfallbedingt unterbrochen
wurde. Aus mehreren Gründen erwies sich dieses System als vorteilhaft.
Doch bald machten sich auch Nachteile bemerkbar. Sie äusserten sich
etwa in der Bemerkung am Kursanfang: «Die heimer au scho gseh!»
Die Kapitulare kamen aber trotzdem zahlreich, in vielen Dekanaten sogar
lückenlos. Es waren ausnahmslos Priester: die Dekane, viele Pfarrer
und mit der Zeit merklich weniger Vikare. Diese Generation spürte die
Wichtigkeit theologischer und geistlicher Weiterbildung, schätzte darum
fundierte Referate, weniger die Verarbeitung in Diskussionen, da sich nicht
wenige argwöhnisch zeigten gegenüber jeglicher Form von gruppendynamischen
Prozessen.
Vielleicht lag es aber auch an der Kursmethode, die viele unbewusst ansprach.
Man könnte sie das 4-Komponenten-Modell nennen. Diese Praxis hatte
sich schon im allerersten Kurs 1969 ergeben und wurde in den folgenden Jahren
vertieft. Danach bestand ein Weiterbildungskurs aus vier Komponenten, die
ausgewogen aufeinander abgestimmt sein mussten, damit er gelang. Da hatten
wir zunächst die Referate, die Ideen und Impulse vermittelten. Diese
wurden sodann in der Diskussion verarbeitet und von der eigenen Erfahrung
her geprüft. Als Drittes war für solche Zusammenkünfte wichtig
die gelebte Kollegialität und die praktisch eingeübte Mitbrüderlichkeit,
bei der die Fröhlichkeit nicht fehlen durfte (welche damaligen Kursteilnehmer
erinnern sich nicht an die bunten Abende jeweils am zweiten Tag, mit den
Witzparaden und frohen Gesängen). Den vierten Punkt bildete die Liturgie.
Die Gottesdienste mussten thematisch und organisch in die Tagung eingebaut
werden, durften weder Fremdkörper noch Anhängsel sein. Wenn alle
vier Komponenten aufeinander abgestimmt waren, prägten sie die Tagung
einheitlich und liessen sie «ankommen». Denn eine solche ganzheitliche
Methode nahm den ganzen Menschen ernst. Das Modell eignete sich übrigens
auch für die Arbeit in Pfarrei und Region; es wurde in den 71er-Kursen
vorgestellt und besprochen.
Man darf diese ersten Dekanatstagungen füglich als pionierhaft bezeichnen.
Wagemutig wurden neue Wege gesucht, um sich alte Wahrheiten in vertiefter
Weise anzueignen und in die Praxis umzusetzen. Viele Priestersenioren denken
gern an jene Tagungen zurück.
In seinem Beitrag beschreibt Paul Schwaller, wie die Fortbildung des Bistums Basel aus den ersten Bemühungen der Basler Liturgischen Kommission um die Durchführung der Liturgiereform nach dem 2. Vatikanischen Konzil heraus entstanden ist. Die zweite Quelle der diözesanen Fortbildung ist auf interdiözesanem Boden zu suchen.
Im März 1968 erteilte die Schweizer Bischofskonferenz den Regenten
der Priesterseminare den Auftrag, die Frage der Weiterbildung der Seelsorger
zu prüfen und zuhanden der Bischofskonferenz einen Bericht und Anträge
zu erstellen. Die Bischöfe nahmen damit eine Forderung des 2. Vatikanischen
Konzils auf, welche von Paul Schwaller in seinem Beitrag dokumentiert worden
ist.<1> Vor Ort knüpften die Regenten
an bei den schon bestehenden Dekanats- oder Kapitelskonferenzen und einzelnen
zentralen Kursangeboten für die Priester in den Diözesen. Ursprünglich
in der Art von Exerzitien gestaltet, nimmt im Verlauf der sechziger Jahre
das Bedürfnis, an solchen Tagungen auch theologisch-pastorale Themen
zu behandeln, zu. So fordern denn die Regenten nach einer Umfrage bei allen
Dekanaten, dass deren Konferenzen und die bestehenden Kurse «vermehrt
in den Dienst der geistlichen und wissenschaftlichen Ausbildung des Klerus
gestellt werden».
Aufgrund der Anträge der Regenten beschliesst die Bischofskonferenz
im Sommer 1968, ein Rundschreiben an die Priester über die Bedeutung
der Weiterbildung zu erlassen und in jeder Diözese einen Referenten
für die Weiterbildung zu ernennen. Die Teilnahme an einem jährlichen
Kurs von 5 Tagen und alle fünf Jahre an einem «Pastoralkurs von
längerer Dauer» soll obligatorisch sein. Die Triennal- und die
Pfarrexamen sollen zugunsten der neuen Regelung abgeschafft oder wenigstens
einheitlich geregelt werden. Nach den ersten fünf Jahren der Praxis
wird ein theologisch-pastorales «Ergänzungsjahr» für
alle Priester verpflichtend eingerichtet.
Die Bischofskonferenz ruft eine «Interdiözesanen Kommission für
Weiterbildung der Priester» (IKWP; erste Sitzung: September 1968)
ins Leben. Ihr gehören an: Regens Alois Sustar, Chur (Präsident);
Bischofsvikar Otto Wüst, Solothurn (Sekretär); die Generalvikare
Joseph Bayard, Sion, und Franco Biffi, Lugano; Regens Anton Baumann, St.
Gallen; Spiritual Pierre Vuichard, Fribourg; Provinzial Karl Mühlfenzl,
Werthenstein (Orden); später: Luigi Clerici, Immensee (ersetzt Otto
Wüst als Sekretär).
Für das Jahr 1969 werden 10 Kurse interdiözesan geplant und organisiert
und dezentral in den Bildungshäusern der Diözesen durchgeführt.
Das Bistum Basel bleibt bei der bisherigen Praxis von 11 Kurstagen (wie
bisher), die andern Bistümer bei 5 Tagen. Obligatorisch sind in allen
Bistümern 5 Kurstage. Es stehen drei Themen zur Wahl: Sünde
Umkehr Beichte; Gestaltwandel der Kirche (Autorität, Kollegialität);
neutestamentliche Ethik. «Grundsätzlich sind pro Kurstag zwei
Vorträge vorgesehen» (Prot. der IKWP vom 3.10.68). «Der
geistlich-aszetische Akzent soll an den Kursen betont werden: Am ersten
Abend Meditation, tägliche Eucharistiefeier mit Ansprache, Zeit für
Betrachtung, gemeinsames Breviergebet (Laudes und Vesper), Beichtgelegenheit.
Die Referenten sollen die geistliche und aszetische Vertiefung des Priesters
bei der Behandlung ihrer Themata im Auge behalten» (Prot. der IKWP
vom 27.11.68).
Um die Idee eines obligatorischen theologisch-pastoralen Ergänzungsjahres
für alle Priester zu verwirklichen, macht die Regentenkonferenz den
Bischöfen den Vorschlag, in Zürich ein römisch-katholisches
Pastoralinstitut für die deutschsprachige Schweiz zu errichten. Die
Bischöfe stimmen zu und betonen, dass sie ähnliche Bestrebungen
in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz unterstützen
werden. Generalvikariat und Zentralkommission Zürich und Regens Alois
Sustar machen sich in der Folge für diese Idee stark. Es wird ein Trägerverein
gegründet und ein Grundstück reserviert. Eine spezielle Projektkommission
befasst sich mit dem Bau und dessen Finanzierbarkeit. Eine Programmkommission
entwickelt das inhaltliche Konzept des pastoralen Ergänzungsjahres.
Man hat hochfliegende Pläne, diskutiert über die Angliederung
einer Ausbildungsstätte für Diakone und Laientheologen an das
Institut. Doch schon 1969 kommt das Projekt durch internen und externen
Widerstand ins Wanken. Man zweifelt zusehends an der Durchsetzbarkeit eines
ganzen Studienjahres für die Priester nach den ersten fünf Berufsjahren.
Ferner wächst der Widerstand in Luzern gegen eine Konzentration der
theologisch-pastoralen Aus- und Weiterbildung in Zürich. In den Diözesen
zeichnen sich inzwischen eigene Wege zu einem Konzept der Weiterbildung
ab. Man befürchtet ein Konkurrenzverhältnis. Kurz: Die Idee eines
Ergänzungsjahres und das Projekt eines theologisch-pastoralen Instituts
in Zürich werden 1971 fallen gelassen.
Damit war der Weg frei zu einem verstärkten Ausbau und zur Eigenentwicklung
der Weiterbildung in den Diözesen und zugleich zu einer Zusammenarbeit
in einem bescheideneren Rahmen auf der interdiözesanen Ebene.
Die spätere Entwicklung der Weiterbildung auf interdiözesaner
Ebene ist hier nur kurz darzustellen. Die IKWP hielt zunächst an den
erfolgreichen 5-Tages-Kursen (s. oben 5.1.) fest. Doch bekamen sie bald
auch den Druck der Konkurrenz zu spüren, der vom Ausbau des Kurswesens
in den Diözesen ausging. Die Teilnehmerzahlen nahmen ab.
Anstelle des Ergänzungsjahres nahm die Idee eines vierwöchigen
«Wiederholungskurses» Gestalt an. Ein entsprechender «Modellkurs»
wurde 1972 erstmals durchgeführt. Als interdiözesaner und obligatorischer
«Vierwochenkurs» für Seelsorger/Seelsorgerinnen mit 10,
20 und 30 Dienstjahren, durchgeführt am Seminar St. Beat in Luzern,
hat er sich bis heute gut halten können.
Ferner bewährte sich auch das alljährlich zweimal in der Kirchenzeitung
erschienene Bulletin für Fortbildungsangebote in der deutschen Schweiz.
Die Initiative dazu ging von der Interdiözesanen Kommission für
die Weiterbildung der Priester aus.
Insgesamt ist aber festzustellen, dass die weitere Entwicklung der Weiterbildung
(der Begriff wurde später durch den der «Fortbildung» ersetzt)
von einer zunehmenden Regionalisierung geprägt war. Am Anfang gab es
die Vision einer gesamtschweizerischen koordinierten, interdiözesanen
und die Sprachräume übergreifenden Fortbildung. In die erste Kommission
wurden Vertreter aller Schweizer Diözesen delegiert. Bald gingen die
Westschweizer und die Tessiner aber eigene Wege. Die IKWP wurde zu einer
rein Deutschschweizer Kommission. Doch auch hier erwies sich der Trend zur
weiteren Regionalisierung als stark, indem die Diözesen ein je eigenes
Fortbildungswesen entwickelten. Die schweizerische Abneigung gegen zentral
gelenkte Systeme hat offensichtlich auch in diesem Bereich gesiegt.
Eine der Kräfte gegen diesen Trend verdient es, hier erwähnt zu werden. Schon 1974 führten persönliche Kontakte zwischen dem ersten hauptamtlichen Leiter der Fortbildung im Bistum Basel, Paul Zemp, und dem Beauftragten für die Fort- und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer in der evangelisch-reformierten Berner Kirche, Charles Buri, zu einer schnell anwachsenden Zusammenarbeit. Ein auf höchster Ebene (Kirchenbund und Bischofskonferenz) abgesegnetes «Konzept der Zusammenarbeit zwischen der evangelisch-reformierten und der katholischen Pfarrer- bzw. Priesterweiterbildung» (1975) sah vor:
Den meisten dieser Forderungen konnte in den siebziger und achtziger Jahren nachgelebt werden. Diese Zusammenarbeit weitete auf katholischer Seite immer wieder den Horizont auf die gesamtschweizerische Ebene hin, weil die entsprechende Kommission des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes auch die evangelisch-reformierten Kirchen der Westschweiz umfasste. So wurde es in den achtziger Jahren unter anderem möglich, über den Röstigraben und die konfessionellen Grenzen hinweg eine gesamtschweizerische Ausbildung für Gemeindeberater/-beraterinnen einzurichten. Daran hatten sich inzwischen auch die Christkatholische Kirche und die Evangelisch-Methodistische Kirche der Schweiz beteiligt.
Paul Schwaller, Verfasser des Kirchengesangbuches 1966 (KGB), organisierte 1968 im Auftrag von Bischof Dr. Anton Hänggi die obligatorischen Weiterbildungstagungen für den Diözesanklerus im Bistum Basel und leitete die drei ersten Kurse 19691971. Er war bis 1978 Mitglied der Weiter- bzw. Fortbildungskommission. Heute lebt er als emeritierter Pfarrer in Solothurn.
Paul Zemp ist Priester der Diözese Basel und vollzeitlich als Supervisor und Gemeindeberater tätig. In den Jahren 19741988 war er Leiter der Fortbildung im Bistum Basel und als solcher auch Mitglied und Sekretär der Basler Fortbildungskommission (BFK). Nach seinem Ausscheiden aus der Leitung der Fortbildung blieb er bis 1999 Mitglied der Fortbildungskommission.
1 «Optatam totius» über die Ausbildung der Priester, Art. 22; «Presbyterorum ordinis» über Dienst und Leben der Priester, Art. 19; «Christus Dominus» über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche, Art. 16)