13/2000

INHALT

Neue Bücher

Der Prediger mit dem «Goldmund»

Rudolf Brändle, Johannes Chrysostomus, Bischof ­ Reformer ­ Märtyrer, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1999, 175 S.
Rudolf Brändle, Studien zur Alten Kirche. Herausgegeben von Martin Heimgartner, Thomas K. Kuhn, Martin Sallmann, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1999, 188 S.
Johannes Chrysostomus, Acht Reden gegen Juden, eingeleitet und erläutert von Rudolf Brändle, übersetzt von Verena Jegher-Bucher (Bibliothek der griechischen Literatur 41), Verlag Anton Hiersemann, Stuttgart 1995, 316 S.

Unter den Kirchenvätern ist sicher Johannes von Antiochia, seiner aussergewöhnlichen Predigerfähigkeit wegen später «Goldmund» (Chrysostomos) genannt, menschlich gesehen einer der sympatischsten. Andere wie Cyrill von Alexandria oder Augustinus sind originellere Theologen, Hieronymus ist ihm überlegen nicht an menschlicher Ausgeglichenheit, wohl aber an exegetischen Fähigkeiten. Von keinem anderen Kirchenvater aber könnte man heute noch fast ungekürzt Predigten übernehmen und halten; wenige sind sozial so engagiert wie dieser Presbyter von Antiochia, der zur grossen Überraschung seiner Zeit und von ihm selbst Bischof von Konstantinopel wurde.
Rudolf Brändle, Professor für Neues Testament und alte Kirchengeschichte an der Universität Basel, hat über diesen «Bischof, Reformer, Märtyrer» ­ so der Untertitel ­ eine Biografie geschrieben, die fasziniert. Brändle, der zu Johannes Chrysostomus viele Vorarbeiten geschrieben (vgl. die in den «Studien zur Alten Kirche» veröffentlichten Aufsätze) und einen ausführlichen Artikel im RAC (18,426­503) verfasst hat, gelingt es, den Kirchenvater aus seiner Zeit heraus zu würdigen. Dann erhalten auch die berüchtigten «Judenpredigten», die ein Flecken in der Biografie des Kirchenvaters sind, ihre angemessene Beurteilung. Chrysostomus' rhetorisches Talent und seine pastorelle Sorge um die leichtlebige Stadtbevölkerung von Antiochia haben ihn hier zu unverzeihlichen Übertreibungen getrieben (vgl. die Edition in der BGL). Chrysostomus, auf dem Feld der Politik völlig unbegabt, geriet in Konstantinopel in die Fänge einer Hof-Kamarilla und wurde das Opfer von Theophilus, dem despotischen Bischof von Alexandria, von dem Wolf-Dieter Hauschild gesagt hat, er sei «in seiner Skrupellosigkeit ein typischer Repräsentant der degenerierten Reichskirche». Auf dem Weg ins Exil weitab von seiner Bischofsstadt ist Johannes Chrysostomus in Armenien gestorben. Geblieben sind die Predigten, Briefe und Abhandlungen von Johannes Chrysostomus, die in dieser empfehlenswerten Biografie verarbeitet sind.

Nestor Werlen


Zwischengesänge

Paul Deschler, Psalmton ­ Proprium. Die Wechselgesänge im Kirchenjahr, Paulus Verlag (Edition Lucerna), 1998, 224 Seiten; Paul Deschler, Psalmton Proprium I. Advent und Weihnachtszeit, aaO. 1996, 34 Seiten; Paul Deschler, Jubelrufe zur Frohbotschaft. Für Kantor solo oder mit Chor, aaO. 199, 24 Seiten.

Der emeritierte Pfarrer Paul Deschler hat in seiner langjährigen Pastoration intensiv Kirchenmusik und Volksgesang gefördert. Das Anliegen der vorliegenden drei Publikationen ist es, die einst so bekannten Choralmelodien mit deutschen Gesangstexten zu erhalten. Dazu eignen sich besonders Psalmtexte in der Funktion von Zwischengesängen, weil sie einfacher und kürzer sind als Antiphonen und Gradualien. Der Autor hat die ins Deutsche übersetzten Texte so geformt, dass die Melodien unverkrampft übernommen werden können. Die Vorschläge von Pfarrer Paul Deschler haben bereits die Feuerprobe in der Praxis bestanden. Es lohnt sich, für diese Bereicherung des Gottesdienstes etwas Zeit und Interesse zu investieren.

Leo Ettlin


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2000