Plakat vor der Abstimmung vom 25.9.2022 im Kanton Luzern zum Beitrag an die Schweizergarde-Kaserne
Schweiz

«Wir finden das sehr schade»: Schweizergarde verliert Abstimmung in Luzern

Katerstimmung in Luzern: Das Stimmvolk lehnt eine Unterstützung für den Neubau der Schweizergarde-Kaserne in Höhe von 400’000 Franken ab. Die Gardisten bemühen sich um Schadensbegrenzung: Sprecher Stefan Wyer sieht im Luzerner Nein kein Misstrauensvotum.

Raphael Rauch

Ausgerechnet Luzern! Es ist nicht irgendein katholischer Kanton, der nun der Schweizergarde die Unterstützung verweigert. Sondern es ist der Kanton, der historisch am engsten mit der Schweizergarde verbunden ist. Viele Gardekommandanten stammen aus dem Luzernischen, so auch der aktuelle Kommandant Christoph Graf.

Nur 28 Prozent für die 400’000-Franken-Spende

Seit Sonntagnachmittag steht fest: Der Kanton Luzern streicht die geplante Unterstützung des Neubaus der Kaserne der Schweizergarde im Vatikan. Eigentlich sollten 400’000 Franken Steuergelder von Luzern nach Rom fliessen. Gegen diese Entscheidung wehrten sich Freidenker, SP, Grüne und Grünliberale – und gewannen am Sonntag die Abstimmung.

Treffen von Ehemaligen Schweizergardisten.
Treffen von Ehemaligen Schweizergardisten.

Das vorläufige Endergebnis ist überraschend deutlich: Nach Auszählung aller Gemeinden haben nur 28.52 Prozent der Luzernerinnen und Luzerner für die Spende gestimmt. In Luzern-Stadt war der Rückhalt für die Schweizergarde mit 22.54 Prozent am geringsten.

«Es ist natürlich enttäuschend»

Damit muss der 50-Millionen-Franken teure Neubau im Vatikan für die Schweizergarde-Kaserne ohne einen Luzerner Beitrag realisiert werden. Das Geld für den Neubau wird nicht vom Vatikan, sondern von einer privaten Schweizer Stiftung gestemmt.

Stefan Wyer, Leiter der Medienstelle und des Verbindungsbüros für Behörden der Päpstlichen Schweizergarde in der Schweiz
Stefan Wyer, Leiter der Medienstelle und des Verbindungsbüros für Behörden der Päpstlichen Schweizergarde in der Schweiz

Nach der Niederlage bemüht sich die Schweizergarde um Schadensbegrenzung. Stefan Wyer leitet die Schweizer Medienstelle der Schweizergarde. Er sieht die Abstimmung nicht als Misstrauensvotum gegen die Gardisten: «Wir finden das sehr schade. Es ist natürlich enttäuschend. Es war aber keine Abstimmung gegen die Garde, sondern in der Debatte ging es um andere Themen.» 

«Sympathien und Wertschätzung für die Arbeit der Schweizergarde»

Woran hat’s also gelegen? Zu den Gründen für die Niederlage will sich Stefan Wyer gegenüber kath.ch nicht äussern. Nur soviel: «Auch auf der Gegenseite gibt es Sympathien und Wertschätzung für die Arbeit der Schweizergarde. Strittig war, wer für die Finanzierung aufkommen soll.»

Die Ja-Kampagne konnte sich in Luzern nicht durchsetzen.
Die Ja-Kampagne konnte sich in Luzern nicht durchsetzen.

Stefan Wyer bedauert es, dass mit Luzern ein traditionsreicher Kanton nun als Mitfinanzierer wegfällt. «Die Garde braucht zeitgemässe Unterkünfte. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Projekt trotzdem realisieren können.»

Frauenfrage, LGBTQ und Missbrauchsskandal spielten im Abstimmungskampf eine Rolle

Im Abstimmungskampf war immer wieder von einer «Vatikan-Spende» die Rede. Ein Argument lautete, der Kirchenstaat sei vermögend und könne daher die Kaserne selbst zahlen. Auch die konservative Politik des Vatikans gegenüber Frauen, LGBTQ und der Missbrauchsskandal spielten im Abstimmungskampf eine Rolle.

Nein-Kampagne in der Luzerner Altstadt.
Nein-Kampagne in der Luzerner Altstadt.

Die Befürwortenden hatten argumentiert, die Schweizergarde vertrete in Rom Schweizer Interessen. Sie trage zum Ansehen der Schweiz bei und stehe für Schweizer Tugenden wie Sicherheit, Loyalität und Verlässlichkeit.

14.12 Uhr: Der Artikel wurde mit dem vorläufigen Endergebnis aktualisiert.


Plakat vor der Abstimmung vom 25.9.2022 im Kanton Luzern zum Beitrag an die Schweizergarde-Kaserne | © Freidenker-Vereinigung Schweiz
25. September 2022 | 13:49
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