Synode über Reizthemen und Verschwörungstheorien

Rom, 8.10.15 (kath.ch) Die seit Montag, 5. Oktober, im Vatikan tagende Bischofssynode steht in Kontinuität zum Weltkirchentreffen vom Herbst 2014. Die damaligen Ergebnisse bilden die Grundlage für Beratung der 270 Synodalen, die derzeit in 13 kleinen Sprachgruppen fortgeführt und intensiviert werden. Aber trotzdem scheinen die Zusammensetzung und die Ausrichtung dieser Synode etwas anders als die des Vorgängertreffens. Das lassen insbesondere erste Wortmeldungen der afrikanischen Bischöfe vermuten.

Johannes Schidelko

Entschieden wandte sich der ghanaische Erzbischof Gabriel Charles Palmer-Buckle gegen den nicht nur in italienischen Medien verbreiteten Eindruck, die afrikanischen Synodenvertreter würden Reformen rund zum Thema Familie blockieren. Sie wollten vielmehr die Erfahrungen und Schätze ihrer Länder, einschliesslich ihrer Probleme und Herausforderungen einbringen und teilen. Sie wollten mitteilen, was ihre Kirchen in der gegenwärtigen Situation dazu sagen hätten. Und auffallend war, dass das erste Plädoyer in der Synodenaula gegen eine Diskriminierung von Homosexuellen von einem afrikanischen Bischof kam. Bei der Synode 2014 hatten gerade hier die Kirchenführer des Schwarzen Kontinents die Position der Kirche besonders entschieden vertreten und angemahnt.

Ausdrücklich trat Palmer-Buckle dem Vorwurf entgegen, die afrikanischen Bischöfe setzten sich nicht genügend gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ein. Die afrikanischen Bischöfe hätten in ihren Dokumenten die Achtung ihrer Menschenrechte und ihrer Würde gefordert und bekräftigt, dass auch «Menschen, die anders sind als wir, Töchter und Söhne Gottes sind, und wir sie aufzunehmen haben». Zugleich warb Palmer-Buckle um Verständnis dafür, dass es immer noch Diskriminierungen gebe. «Wir tun, was wir können». Aber es sei unmöglich, solche kulturellen Prägungen, die seit Jahrtausenden bestünden, «über Nacht» zu ändern.

40 neue Vertreter aus Afrika

Freilich ist die afrikanische Kirche bei dieser Synode anders vertreten als im vergangenen Oktober. Von den damaligen Synodalen – es nahmen alle Vorsitzenden der Bischofskonferenzen teil – sind diesmal gerade 10 mit dabei, knapp 40 sind neu. Zudem ist ihr Anteil innerhalb der Synode niedriger, weil die grösseren Ortskirchen bis zu vier Mitglieder entsenden können; für Afrika ist nur Nigeria mit drei Bischöfen vertreten.

Palmer-Buckle trat bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, 8. Oktober, darüber hinaus Behauptungen entgegen, die Synode sei von westlichen Problemen und Positionen dominiert. Das Grundlagenpapier gehe auf Fragen westlicher Kultur und Mentalität ein, die sich in anderen Weltregionen so nicht stellten. «Die Afrikaner bringen sich gut ein», meinte der Erzbischof von Accra. Die Synode zeige keine europäische sondern eine universale Kirche, und dazu trägen ihre Bischöfe bei.

Aber auch noch ein zweites Thema beschäftigt die Synodalen in ihrer ersten Arbeitsphase: Die Migration, insbesondere die dramatische Flucht gerade der Christen aus dem Inferno Syriens und des Iraks, wie der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan vor Journalisten betonte. Seine Gläubigen fühlten sich vom Westen «vergessen und verraten», und er hoffe auf ein starkes Signal der Synode.

«Verschwörungstheorie»

Dann sickerten am vierten Arbeitstag der Synode aber auch noch Details zur synodalen «Verschwörungstheorie» durch. Papst Franziskus hatte in seiner überraschenden Wortmeldung am Dienstag hoch Thema vor einer «konspirativen Hermeneutik» gewarnt – ohne dass der Hintersinn nach aussen klar wurde. Jetzt meldete das Internetportal «Vatican insider», 13 Synodale, unter ihnen der einflussreiche australische Kurienkardinal George Pell, hätten dem Synodensekretariat Manipulationen vorgehalten, um einen Reformkurs zu begünstigen. Sie behaupteten, die Leiter und die Berichterstatter der 13 Sprachzirkel seien eigenmächtig vom Synodensekretär Kardinal Lorenz Baldisseri ernannt worden – was nicht der Fall war: Sie wurden von den Teilnehmern der Sprachgruppen bei ihrer konstituierenden Sitzung gewählt wie bei früheren Synoden.

Falsch war ebenfalls die Vermutung, das Redaktionsteam für das Abschlussdokument sei in früheren Jahren stets von der Synode gewählt, diesmal aber vom Sekretariat bestimmt worden. Richtig ist, dass auch 2014 diese Gruppe nicht gewählt, sondern nominiert wurde. Offensichtlich hatte man das Team mit einer anderen Kommission verwechselt – der für die «Botschaft der Synode», die diesmal gestrichen wurde. (cic)

 

Eröffnungsgottesdienst der Bischofssynode 2015 | © Andrea Krogmann
8. Oktober 2015 | 17:39
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!